Spannung für dunkle Herbsttage: Fünf neue Gesellschaftsspiele im Test
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Sollen auch kleine Kinder ab vier Jahren mit von der Partie sein, ist „Speedy Roll“ (Piatnik) von Urtis Sulinskas als diesjähriges Kinderspiel des Jahres eine gute Wahl.
© Quelle: Patrick Pfeiffer
Wer bei Brettspielen einen Trend sucht, wird beim sogenannten Legacygenre fündig. Bei dieser Spezies ändern sich Regeln von Partie zu Partie, Spielbretter werden nach und nach beklebt oder Spieler erhalten individuelle Fähigkeiten, was das Brettspiel in Richtung Rollenspiel mutieren lässt. Vorteil: Das ist enorm abwechslungsreich mit TV-Seriencharakter. Nachteil: Man sollte immer in gleicher Besetzung spielen. Am Ende einer vorgezeichneten Serie von bis zu einigen Dutzend Partien ist das Material derart verändert und individualisiert, dass es nicht mehr weiterverwendet werden kann.
My City: Immer wieder neue Herausforderungen
Letzteres Problem umgeht „My City“ (Verlag Kosmos) vom Erfolgsautor Reiner Knizia. Das Legespiel, bei dem zwei bis vier Personen ab zehn Jahren titelgerecht mit Gebäudeplättchen auf jeweils eigener Ablage eine Stadt puzzeln, hat zwei Spielplanseiten. Auf der A-Seite wird 24 Partien lang das Legacyspiel gelegt. Auf der B-Seite kann wie bei normalen Spielen regelreduziert weitergezockt werden. In der herausragenden Legacyvariante ist es Knizia gelungen, mit wenigen Regeländerungen von Partie zu Partie immer neue Herausforderungen zu schaffen. Mit der Taktik der ersten Partie kommt man bei der fünften nicht mehr weit.
Eine Partie dauert etwa eine halbe Stunde, der ganze Spielzyklus zwölf Stunden. Ideal für dunkle Corona-Nächte, voll familientauglich und für rund 35 Euro angemessen im Preis.
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„My City“
© Quelle: Kosmos
Trails of Tucana: spannend, kurzweilig, schnell erklärt
Ein traditionelles, aber keineswegs gewöhnliches Gesellschaftsspiel ist „Trails of Tucana“ (Pegasus) von Eilift Svensson und Kristian Östby. Hier werden die bis zu acht Mitspieler ab acht Jahren zu Wegebauern. Jeder erhält die Karte einer Insel mit Hexfeldern und Landschaftsformen wie Wüste, Wald oder Gebirge. Am Rand der Insel befinden sich Dörfer, in ihrer Mitte Sehenswürdigkeiten, die per Bleistriftstrich mit einem Dorf verbunden werden sollen. Zwischen welchen beiden Landschaftsformen man den Strich setzen darf, legen Landschaftskarten fest, von denen Zug um Zug zwei aufgedeckt werden.
Es gibt Siegpunkte für Sehenswürdigkeiten, die per Bleistiftstrich mit Dörfern verbunden werden, und in der zweiten Spielphase auch für untereinander verbundene Dörfer. Weil die Anordnung der Dörfer von Spieler zu Spieler unterschiedlich ist, setzen die Spieler ihre Striche erfahrungsgemäß unterschiedlich. Das macht knapp halbstündige Partien spannend, kurzweilig, alles ist schnell erklärt. Es ist ein Spiel mit Bingoatmosphäre und oft unter 20 Euro zu haben. Tipp: Wer Inselkarten laminiert und sich Folienstifte kauft, senkt den Papierverbrauch.
Speedy Roll: Geschicklichkeitsspiel ab 4 Jahren
Sollen auch kleine Kinder ab vier Jahren mit von der Partie sein, ist „Speedy Roll“ (Piatnik) von Urtis Sulinskas als diesjähriges Kinderspiel des Jahres eine gute Wahl. Es ist ein Wettrennen auf Waldwegen und variablen Spielplanteilen, die zu einem Zielhaus führen. Dabei wird nicht gewürfelt, sondern gerollt und zwar mit einer tennisballgroßen Filzkugel, die mit aufgeklebtem Gesicht wie ein zusammengerollter Igel aussieht. Gerollt wird der Igel über auf dem Tisch verstreute Pilz-, Laub- und Apfelschnipsel, die an der Filzkugel hängenbleiben. Man braucht sie, um den eigenen Holzigel auf dem Spielplan Feld für Feld vorwärts zu ziehen.
Gut ist deshalb, wenn man die Filzkugel gezielt über die benötigten Schnipsel rollt, was Geschicklichkeit oder Glück erfordert. Es gibt auch eine kooperative Variante, wo alle Mitspieler einen Igel ziehen, der einem Fuchs zu entkommen versucht. Das Rollen des Filzkugeligels hat speziell für kleine Kinder enormen Aufforderungscharakter. Die können sich mit dem Spiel für etwa 27 Euro auch allein gut beschäftigen.
Glen More II Chronicles: Taktischer Knüller mit umfangreichem Spielmaterial
Ein Schwergewicht in jeder Hinsicht ist „Glen More II Chronicles“ (Funtails) von Matthias Cramer, das ab 60 Euro zu haben ist und fast drei Kilogramm auf die Waage bringt. Für das Sortieren des umfangreichen Spielmaterials gibt es eine Videoanleitung im Internet, die nicht überflüssig ist. Aber es lohnt sich. Über die Materialfülle braucht man nicht zu erschrecken, weil die Hälfte davon für Optionalvarianten und Ergänzungen reserviert ist.
Glen More führt ins schottische Hochland. Bis zu vier Wohnzimmerschotten ab zwölf Jahren bauen dabei mit Landschafts- und Personenkärtchen am eigenen Clangebiet. Dazu bewegt man seine Figur auf einem Plättchenrondell so weit vorwärts, wie man will, nimmt das Plättchen am Zielfeld auf und baut es in sein Clangebiet ein.
Besonderer Clou: Am Zug ist, wer auf dem Rondell am weitesten hinten steht. Weit nach vorne zu rennen bedeutet aussetzen. Rohstoffe und unvermeidliche Whiskeyfässer, Bonus- und verschiedene Siegpunktmöglichkeiten machen Glen More zum taktischen Knüller, für den bei einer Spieldauer von zwei Stunden aufwärts Sitzfleisch nötig ist. Anspruchsvolle Vielspieler schreckt das nicht.
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Nova Luna: Abstraktes Legespiel mit schönen Grafiken
Für jedermann geeignet und ein klassisches Familienspiel ist „Nova Luna“ (Pegasus) von Uwe Rosenberg und Corne van Morsel. Es ist ein an sich abstraktes Legespiel, das durch schöne Grafik dennoch Atmosphäre schafft. Spielmotor ist eine Monduhr. Die dient zur Beschaffung quadratischer Plättchen in vier Farben. In eine eigene Auslage legt man die tunlichst so an an, dass auf ihnen aufgedruckte Siegpunktbedingungen erfüllt werden. Ans eine Plättchen müssen drei andersfarbige angelegt werden an ein anderes untereinander verbunden zwei gelbe und drei rote. Bei geschickter Kombination erfüllen sie sich gegenseitig. Bis zu vier Spieler ab acht Jahren beschäftigt das etwa eine halbe Stunde. Nova Luna kostet 25 Euro.
RND