„Ich bin eine Miranda“: Entsprechen die Figuren aus „Sex and the City“ echten Persönlichkeitstypen?
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„Sex and the City“-Hauptdarstellerinnen (von links): Kim Cattrall (Samantha), Cynthia Nixon (Miranda), Kristin Davis (Charlotte), Sarah Jessica Parker (Carrie).
© Quelle: picture-alliance / dpa
Die chaotische Carrie, die forsche Miranda, die prüde Charlotte und die extrovertierte Samantha: Die vier Heldinnen der Erfolgsserie „Sex and the City“ sind ganz unterschiedliche Typen. Ein beliebter Kniff, den Filme|macher oft anwenden, damit sich möglichst viele Fans mit einer der Hauptrollen identifizieren können.
Das funktioniert bei „Sex and the City“ erstaunlich gut. Die Diskussion „Welche bin ich?“ oder „Welche bist du?“, kann unter Freunden und Freundinnen ganze (Video)Abende füllen. Fast jeder „Sex and the City“-Fan hat einen Lieblingscharakter und fühlt sich der einen oder anderen Protagonistin besonders nahe. Auch in Frauenzeitschriften sind seit Langem Tests beliebt, die zeigen sollen, mit welcher der Figuren man die meiste Ähnlichkeit hat.
Miranda: „keine Zeit für Spielchen“
Ich habe es einmal ausprobiert. Laut einem Test auf der Internetseite des Modemagazins „Cosmopolitan“ habe ich die meiste Übereinstimmung mit der Rolle der Miranda: Ich sei „rational“ und hätte „keine Zeit für Spielchen“ heißt es in der Auswertung. Meine Freunde würden meine Ehrlichkeit und Direktheit schätzen – immerhin, das stand auch in meiner Abizeitung. Den Seriencharakter Miranda mochte ich am Anfang nicht und zum Ende der Staffeln hin dann immer mehr.
Am nächsten habe ich mich aber stets Carrie gefühlt. In einem weiteren Selbsttest bei „Buzzfeed“ fühle ich mich bestätigt: „Du vereinst die besten Eigenschaften von Carrie Bradshaw und Samantha Jones!“ lautet hierbei das Testergebnis. Demnach liebe ich wie die beiden die Abwechslung, plane nicht im voraus, was Karriere und Liebesleben angeht und sei immer für einen Spaß zu haben.
„Sex and the City“-Figuren nach dem Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI)
Solche Tests sind natürlich nur Spielerei. Aber was geben Ansätze aus der Persönlichkeitsforschung her, wenn es um eine charakterliche Unterscheidung der vier Freundinnen geht? Die Internetplattform „Screen Rant“ hat sich daran versucht, die Hauptfiguren aus „Sex and the City“ nach dem Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI) zu beurteilen. Das Verfahren geht in seinen Ursprüngen auf die Persönlichkeitstypologie des berühmten Schweizer Psychiaters Carl Gustav Jung zurück und wurde in den USA weiterentwickelt. Es gibt ein Testverfahren, mit dem sich alle Menschen einem von 16 Persönlichkeitstypen zuordnen lassen sollen.
Wichtige Beurteilungsmaßstäbe sind dabei das Ausmaß an Extraversion (E) oder Introversion (I), ob sich eine Person eher durch Denken (T) oder Fühlen (F) leiten lässt, der Welt eher durch Urteilen (J) oder Wahrnehmen (P) begegnet, sich eher auf sensitives Empfinden (S) oder Intuition (N) verlässt (die Buchstabenkürzel stehen für die jeweils englischen Begriffe). Obwohl es aus wissenschaftlicher Sicht Kritik an der MBTI-Methode gibt, werden solche Tests nach wie vor zum Beispiel in Bewerbungsverfahren eingesetzt.
Zuordnung zu Persönlichkeitstypen
Die Zuordnung der vier „Sex and the City“-Frauen gelingt bei „Screen Rant“ erstaunlich gut. Charlotte, die brave Galeristin, wäre nach dem MBTI-Index der Typ ISFJ: organisiert, praktisch, geduldig, zuverlässig und loyal sowie traditionsbewusst, mit einem Hang dazu, übervorsichtig zu sein und sich manchmal zu sehr an den Bedürfnissen anderer auszurichten. Die lebenslustige Samantha wäre ein ENTJ-Typ: energisch, herausfordernd, geradeheraus und eigensinnig. Eine Führungspersönlichkeit, die manchmal dazu neigt, sich über die Bedürfnisse anderer hinwegzusetzen. Carrie wäre eine ENFJ-Persönlichkeit, das heißt, sie ist herzlich, freundlich und redselig, tut sich im Umgang mit Konflikten aber manchmal schwer, weil sie so harmoniebedürftig ist. ENFJ-Typen sorgen in Teams angeblich für Zusammenhalt – hierzu passt, dass Carrie das Zentrum der Freundschaft der vier Frauen bildet.
Miranda wird dem Typ INTJ zugeteilt: Solche Menschen sollen unabhängig und strategische Problemlöser sein, können fordernd und mitunter kühl und distanziert wirken. Außerdem würdigen sie andere nicht immer mit genügend Wertschätzung. Das passt tatsächlich zu Miranda, der erfolgreichen Anwältin, die oft etwas streng mit sich selbst, den Freundinnen und den Männern ist.
Charaktere breit über die „Big Five“-Skala verteilt
Wissenschaftlich etwas mehr Evidenz als für die MBTI-Theorie gibt es für das „Big Five“-Persönlichkeitsmodell. Demnach unterscheiden sich Persönlichkeiten vor allem anhand der Ausprägung von fünf zentralen Eigenschaften. Diese „Big Five“ sind Extraversion, Gewisehaftigkeit, soziale Verträglichkeit, der Hang zu Neurosen und Labilität sowie die Offenheit für Neues. Die Figuren Carrie, Miranda, Charlotte und Samantha sind breit über die „Big Five“-Skala verteilt – was es tatsächlich leicht macht, zumindest mit einer der vier Übereinstimmungen zu finden.
In punkto Extrovertiertheit bilden die laute Samantha und die zurückhaltende Charlotte die zwei extremsten Poole. Carrie und Miranda befinden sich dazwischen. Bei der sozialen Verträglichkeit sieht es ähnlich aus: Samantha provoziert gerne und scheut keinen Skandal. Charlotte möchte von allen gemocht werden und nicht anecken, Miranda ist meinungsstärker als Carrie. Bei der Offenheit für Neues führt wieder Samantha das Feld an und Charlotte bildet das Schlusslicht, Carrie ist offener als Miranda. Bei der Gewissenhaftigkeit belegen die organisierte Charlotte und Miranda mit ihrem Hang zum Perfektionismus die vorderen Plätze, es folgen die auch mal inkonsequente Samantha und die manchmal etwas verplante Carrie. Beim Hang zur Labilität wird es schwierig, denn psychische Probleme werden in der schönen bunten „Sex and the City“-Welt eher selten behandelt.
Modell der Beziehungspersönlichkeit
Die New Yorker Freundinnen sind und bleiben aber natürlich Filmcharaktere und damit eindimensionaler als Menschen im echten Leben. Noch dazu drehen sich die Geschichten von „Sex and the City“ ganz überwiegend um das Thema Liebe und Partnerschaft. In der Psychologie gibt es inzwischen aber schon das Modell der Beziehungspersönlichkeit, die das Verhalten in romantischen Beziehungen bezeichnet. Dieses kann vom Verhalten gegenüber anderen nahestehenden Personen wie Freunden oder Familie abweichen. Das bedeutet: Es wird Frauen geben, die im Beruf die Persönlichkeit einer Samantha zeigen, sich in ihrer Partnerschaft aber wie eine Charlotte verhalten – oder umgekehrt. Das macht es noch einmal schwerer, Charaktere aus dem „echten Leben“ einer der Serienfiguren zuzuordnen.
Ich mache zum Abschluss noch einmal einen Test, auf der Seite idrlabs.com. Die Testentwickler seien „zertifiziert in der Anwendung von Persönlichkeitstests“, heißt es dort, dem Test aus 32 Fragen liege „ein Mix aus verschiedenen Persönlichkeitsmodellen“ zugrunde, es bestehe aber kein Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Mit dem Ergebnis bin ich endlich zufrieden: Ich bin „zu 63 Prozent Carrie“.