Foodwatch fordert rasche Entscheidung für neues Nährwert-Logo
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/XII2GTJAMHFDWY4LPZJQT2KZEQ.jpg)
Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert eine rasche Entscheidung für ein neues farbliches Nährwert-Logo für Fertigprodukte. Mit dem aus Frankreich stammenden System Nutri-Score sei auf einen Blick zu erkennen, wie ausgewogen oder unausgewogen verarbeitete Lebensmittel sind.
© Quelle: Christophe Gateau/dpa
Berlin. Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert eine rasche Entscheidung für ein neues farbliches Nährwert-Logo für Fertigprodukte. Mit dem aus Frankreich stammenden System Nutri-Score sei auf einen Blick zu erkennen, wie ausgewogen oder unausgewogen verarbeitete Lebensmittel sind, sagte Foodwatch-Expertin Luise Molling am Mittwoch. Es sei höchste Zeit, dass Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) sich von der "unbelehrbaren deutschen Süßwaren- und Junkfood-Industrie" emanzipiere und dem besten Modell für Europas Verbraucher auch in Deutschland zum Durchbruch verhelfe.
Gute Lebensmittel erkennen: Die Franzosen machen es vor
Foodwatch stellte eine Studie vor, die fünf Kennzeichnungssysteme aus anderen Ländern untersuchte. In diesem Vergleich sei der Nutri-Score „das effizienteste System“ zur Aufklärung über die Ernährungsqualität von Lebensmitteln gewesen. Die Teilnehmer sollten Produkte mit und ohne Kennzeichnung nach der höchsten, mittleren oder niedrigsten Qualität einordnen. Nutri-Score bezieht neben dem Gehalt an Zucker, Fett und Salz auch empfehlenswerte Bestandteile wie Ballaststoffe oder Proteine in eine Bewertung ein und gibt dann einen einzigen Wert an – auf einer fünfstufigen Skala von dunkelgrün bis rot.
Schon seit 2017 wird der Nutri-Score in Frankreich verwendet. Lebensmittelerzeuger werden von der französischen Regierung auf die Kennzeichnung hingewiesen, sie ist aber – wie in Deutschland – noch freiwillig. Nutri-Score wurde von unabhängigen Ernährungswissenschaftlern entwickelt. Da sämtliche Informationen zu den unterschiedlichen Produkten direkt vorne auf der Verpackung zu lesen sind, soll dieses System helfen, Krankheiten wie Diabetes vorzubeugen, informiert die Verbraucherzentrale Hamburg (vzhh).
Lesen Sie auch:
Bio oder billig? Der Verbraucher muss gutes Essen wollen
Nutri-Score kann motivieren, Produkte zu verändern
Um den gesundheitlichen Wert eines Lebensmittels beurteilen und vergleichen zu können, würde Verbrauchern geholfen, eine bewusstere Entscheidung für eine ausgewogene Ernährung zu treffen, meint auch die Verbraucherzentrale Hamburg. Hersteller könnten außerdem motiviert sein, ihre Lebensmittel zu überarbeiten und ausgewogener zu gestalten, um einen positiveren Nutri-Score zu erreichen.
Getestet wurden unter anderem auch eine aus Großbritannien stammende Kennzeichnung mit den Ampelfarben und ein System aus Australien und Neuseeland, das eine Gesamtbewertung in einem Sterne-Logo darstellt. Die Untersuchungen wurden in 12 Staaten durchgeführt. In Deutschland wurden 1000 Menschen befragt – allerdings ausgewählt nach bestimmten Quoten und nicht als repräsentative Stichprobe der Bevölkerung. Die Untersuchung stammt laut Foodwatch von Forschern der Universität Paris-Nord und der Curtin University in Australien und wurde in der Zeitschrift „Ernährungsumschau“ veröffentlicht.
Nutri-Score schon in deutschen Supermärkten zu sehen
Verbraucher können in den Geschäften den Nutri-Score nicht nachvollziehen, das müsse im Internet recherchiert werden, informiert die Stiftung Warentest. Die Bewertung einzelner Lebensmittel könnte schlechter ausfallen, als sie es in der Realität sind. Beispielsweise Olivenöl: es bekommt für seine positiven ungesättigten Fettsäuren keine Pluspunkte, für seinen hohen Fettgehalt jedoch viele Minuspunkte. Dennoch stellt Nutri-Score sich unter allen anderen bislang entwickelten Kennzeichnungssystemen als überzeugendes Beispiel heraus, dass ein gutes Vorbild für Deutschland sein kann, meint auch die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).
Die Bundesregierung will ein Modell für eine klarere Kennzeichnung vorschlagen. Neben Verbraucherschützern macht sich auch die SPD für Nutri-Score stark. Ernährungsministerin Julia Klöckner plant aber zuerst noch weitere Klärungen, da alle bestehenden Systeme Vor- und Nachteile hätten. Erste Produkte mit dem Nutri-Score sind bereits in deutschen Supermärkten zu erhalten.
Auch interessant:
12-Tage-Ernährungsplan: Essen Sie sich gesund!
Von RND/dpa/hb