Brettspiel im Check: “Detective”

Eine goldene Uhr wird in einem US-amerikanischen Auktionshaus versteigert – und schon klingeln beim FBI die Alarmglocken. Denn diese Uhr wurde im Zweiten Weltkrieg in einem Auktionshaus in Polen gestohlen, mutmaßlich von einem Nazi-Kriegsverbrecher mit dem klingenden Namen Kurt Blutholz. Sollte der sich in den USA aufhalten, also nach dem Krieg dort untergetaucht sein, würde das die amerikanisch-polnischen Beziehungen nachhaltig belasten. Und so beginnt ein Kriminalfall in fünf Akten und ein Spiel, wie es noch keines gab – „Detective“.

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Hier spielt man nicht Detektiv, sondern man ist es. Das solide Regelgerüst, das auf 16 langen Seiten arg detailverliebt erklärt wird, dient vor allem einem Zweck: dem Erlebnis so wenig wie möglich im Wege zu stehen. Das zeigt sich schon an den Figuren, in deren Rollen der Spieler vorgeblich schlüpft: Ihre angeblichen Fähigkeiten manifestieren sich in Pappchips, die in einen Pool wandern. Auf den können alle Spielenden zugreifen, um bestimmte Aktionen auszulösen – hier soll nichts von dem Gefühl ablenken, dass man selbst ermittelt.

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Basis eines jeden Falls ist ein Kartendeck. Jede einzelne Karte steht für Spuren, Indizien, Begegnungen, denen der Spieler nachgehen kann. Alle wird man nie sehen, dafür ist die Zeit viel zu knapp bemessen. Und jede Aktion kostet Zeit, die man auf dem kleinen zentralen Spielplan abträgt. Ein Arbeitstag hat nur acht Stunden, und Überstunden kann man auch nicht unbegrenzt schieben.

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Die Spieler erhalten je nach Rolle ihre eigenen Ausweise.

Die Spieler erhalten je nach Rolle ihre eigenen Ausweise.

Detektive recherchieren auch im Internet

Und so arbeitet sich der Spieler von Karte zu Karte, verlässt sich auf sein Bauchgefühl, hält an Pinnwänden und auf Mindmaps fest, wie all das, was er erfahren hat, miteinander zusammenhängen könnte. Vor allem aber greift man auf das Internet zurück, auf die spieleigene Datenbank, aber auch auf Plattformen wie Google, Google Maps und Wikipedia.

Der polnische Spielerfinder Ignacy Trzewiczek und seine Autoren Przemyslaw Rymer und Jakub Lapot haben eine Geschichte ersonnen, die immer wieder an reales Geschehen in Vergangenheit und Gegenwart andockt. Das ist eine sehr dichte Geschichte: Es empfiehlt sich, alle Fälle mit derselben Gruppe und innerhalb kürzerer Zeit zu spielen – denn das gewobene Netz von Anspielungen und Indizien ist ausgesprochen dicht. Doch es lohnt sich.

„Detective“ – das jüngst als Kennerspiel des Jahres nominiert war, dann aber doch „Flügelschlag“ unterlag – ist am Ende ein Spiel, das sich so realistisch angefühlt hat wie keines zuvor.

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