Bei „Ms. Monopoly“ werden Frauen bewusst bevorteilt – und das ist gut so
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Mit der neuen Edition „Ms. Monopoly“ möchte Hasbro junge Unternehmerinnen und Erfinderinnen ehren. Auf dem Cover: Mr. Monopolys Nichte.
© Quelle: Hasbro
Hannover. Super Mario, die Minions und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft: Seitdem 1936 die erste deutsche Ausgabe des Brettspielklassikers „Monopoly“ in den Handel kam, wurden etlichen Personen und Figuren eigene Editionen gewidmet. Die neueste Ausgabe heißt „Ms. Monopoly“ – und sorgt für mächtig Aufregung in den sozialen Netzwerken. Bei dieser Variante starten „Monopoly“-Spielerinnen mit mehr Geld als ihre männlichen Mitspieler. Und wenn sie über das „Los“-Feld ziehen, erhalten Frauen 40 Dollar mehr als die Herren der Schöpfung. Passend dazu kaufen Spieler keine Grundstücke mehr, sondern bahnbrechende Erfindungen von Frauen, zum Beispiel das WLAN oder Solarheizungen. Spielehersteller Hasbro möchte durch die bewusste Bevorteilung von Frauen auf dem Spielfeld auf das Einkommensgefälle zwischen Männern und Frauen in der Arbeitswelt, auch bekannt als Gender-Pay-Gap, hinweisen, heißt es. Das ist ein ehrenwertes Anliegen.
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Gleichberechtigung sieht anders aus
Sicherlich: Das veränderte Spielprinzip mag zwar anschaulich, aber letztlich doch etwas schlicht sein. Die Übervorteilung der weiblichen Mitspieler ist weder gerecht noch ein Schritt in Richtung Gleichberechtigung. Manchen lädt das Bonusgeld für Frauen sogar zur Häme ein. Außerdem haben Spielehersteller in der Regel selbstverständlich nicht nur die Gleichberechtigung vor Augen, sondern suchen auch immer nach Wegen, ein etwas verstaubtes Brettspiel neu ins Gespräch zu bringen.
„Ms. Monopoly“ thematisiert ein wichtiges Thema – und das ist gut so
Und doch taugt der Marketinggag dazu, eine Debatte um das Gehaltsgefälle weiterzutragen, die weit über das Spielgeld von Monopoly hinausreicht. Der sogenannte Gender-Pay-Gap ist noch immer drastisch. In Deutschland verdienen Frauen im Schnitt 21 Prozent weniger als Männer. Selbst wenn herausgerechnet wird, dass sie häufiger in Teilzeit arbeiten oder in Berufen tätig sind, die schlechter bezahlt werden, liegt das Gefälle noch bei 6 Prozent. Dadurch sind Frauen überdurchschnittlich oft im Alter finanziell abhängig. Wenn nun „Ms. Monopoly“ dazu beiträgt, dass darüber einmal mehr geredet wird, dann ist das vernünftig. Und wenn ein männlicher „Monopoly“-Spieler zumindest mal für die Dauer eines Spieleabends nicht vom Fleck kommt, weil alle weiblichen Mitspieler an ihm vorbeiziehen, dann kann das vielleicht für das gegenseitige Verständnis der Geschlechter auch nicht schaden.
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