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„Asthmapflanze“ Ambrosia – wie gefährlich ist die Allergiepflanze, und wie erkennt man sie?

ARCHIV - Schon kleine Pollen-Mengen der Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) können sich bei Allergikern stark bemerkbar machen. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++

ARCHIV - Schon kleine Pollen-Mengen der Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) können sich bei Allergikern stark bemerkbar machen. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++

2019 gab es eine regelrechte Ambrosia-Plage in Deutschland. Insbesondere in Brandenburg verbreitete sich die Ambrosia, auch Asthma-Pflanze genannt, rasant. 2020 warnte das Bayerische Gesundheitsamt vor der Asthema-Pflanze. Wie Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml informiert, können “die Pollen der nordamerikanischen Beifuß-Ambrosie, die kurz vor der Blüte steht, bei Menschen heftige allergische Reaktionen auslösen. Deshalb ist es unser Ziel, die Ausbreitung der Pflanze in Bayern so weit wie möglich zu stoppen.” Am stärksten betroffen war der Landkreis Roth. Hier wurden bereits 34 große Bestände mit jeweils mehr als 100 Pflanzen entdeckt. 2007 gründete der Freistaat das Aktionsprogramm “Ambrosiabekämpfung”, das einer systematischen Erfassung und der Bekämpfung der Ambrosia dienen soll.

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Auch in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Hessen warnten Städte und Gemeinden vor Ambrosia. Einige Bundesländer haben bereits Meldesysteme eingeführt, über die ein Fund von Ambrosia-Bestand gemeldet werden können. Dazu gehören zum Beispiel Bayern, Baden-Württemberg, Berlin und Brandenburg. Das Ambrosia-Kraut breitet sich in Deutschland aus. Doch was hat es mit der „Asthma-Pflanze“ auf sich und wie gefährlich ist sie?

Ambrosia, die „Asthma-Pflanze”

Die Ambrosia-Pflanze produziert rund 60.000 Samenkörner, die bis zu 40 Jahre lang keimfähig bleiben. Bis zu einer Milliarde Pollen kann eine einzige Pflanze freisetzen. Dabei reichen bereits fünf Pollen aus, um eine allergische Reaktion hervorzurufen.

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Die Pollen sind klein genug, um in die Bronchien zu gelangen, wo sie allergische Reaktionen auslösen können. Etwa 80 Prozent aller Pollenallergiker reagieren auch auf Ambrosia, von denen circa die Hälfte anschließend dauerhaft allergisch dagegen sind. Bereits rund zehn Ambrosia-Pollen pro Kubikmeter Luft können eine Allergie oder Asthma auslösen.

Rund 12 Prozent der Deutschen reagieren mittlerweile allergisch auf Ambrosia. Laut der öffentlichen Datenbank DAISIE (Delivering Alien Invasive Species In Europe) zählt sie zu den 100 "schlimmsten" invasiven Arten.

Ambrosia-Pflanze: Auch Nicht-Allergiker sollten aufpassen

Bei Pollen ist es normalerweise so: Es braucht eine gewisse Menge, um eine allergische Reaktion in Gang zu setzen. „Bei der Ambrosia ist das Besondere: Bei ihr reicht dafür schon ganz wenig aus. Viel weniger als bei Gräserpollen zum Beispiel“, sagt Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB).

Mit unangenehmen Folgen für Allergikerinnen und Allergiker: Die Nase läuft, die Augen jucken, es kann zu Asthma-Anfällen mit Atemnot kommen. Berührt man eine Ambrosia-Pflanze, sind außerdem Kontaktallergien möglich. Es drohen also Hautausschläge und Ekzeme.

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Wer bereits Allergiker ist, sollte also ganz besonders vorsichtig sein. Doch auch Menschen, die bisher keine allergischen Reaktionen gezeigt haben, sollten sich schützen. Denn Ambrosia kann Allergien auch neu auslösen.

Bis zu acht Millionen Menschen sind in Deutschland potenziell betroffen. Einer Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung und des AllergieZentrums der Ludwig-Maximilians-Universität München sind die Gesundheitsfolgen und die damit einhergehenden Behandlungskosten beträchtlich.

Demnach könnten Therapien und Arbeitsausfälle durch Ambrosia in Deutschland Hunderte Millionen Euro pro Jahr kosten.

Woher kommt Ambrosia?

Ambrosia wurde in Deutschland erstmalig im September 1860 von einem Sammler bei Hamburg entdeckt. Der wissenschaftliche Name der Asthma-Pflanze lautet Ambrosia artemisiifolia, sie wird auch als Beifußblättriges Traubenkraut oder Beifuß-Ambrosie bezeichnet.

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Ursprünglich kommt die Ambrosia aus Nordamerika. Sie wurde im 19. Jahrhundert nach Europa gebracht und verbreitete sich zuerst vorrangig in Südosteuropa. Damals nahm man an, der Ambrosia würde das kühle deutsche Klima nicht bekommen.

Zum einen aber wurde das Klima in Mitteleuropa zunehmend milder, andererseits hat sich die Ambrosia-Pflanze an das Wetter angepasst. Die europäische Jungpflanze ist frostbeständiger und keimt sowohl häufiger als auch schneller.

Ambrosia-Pflanze breitet sich in Deutschland aus

Heute ist Ambrosia in Deutschland stellenweise stark verbreitet - etwa auf Grünstreifen an Autobahnen, Verkehrsinseln, Brachflächen aber auch in Privatgärten.

Insbesondere auf Sonnenblumenfeldern findet der Allergiker-Schreck zwischen den weiten Reihen der Blumen perfekte Bedingungen.

Wo wächst die Ambrosia?

Große Ansprüche an einen Standort stellt die Ambrosia nicht. Deshalb wächst die Pflanze oft an Straßenrändern oder auf brachliegenden Flächen, so die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft. Und sie kann auch den Weg in die Gärten finden, zum Beispiel über Vogelfutter, das oft im Ambrosia-Samen verunreinigt ist.

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Wann blüht die Ambrosia?

Im Juli beginnt die Blütezeit, die bis in den Oktober reicht. Der Blütenstand der Ambrosia ist bei männlichen Pflanzen traubenförmig, daher kennt man die Pflanze auch unter der Bezeichnung Traubenkraut. Wenn sie zu blühen beginnt, kann eine Staude bis zu einer Milliarde Pollen freisetzen, die laut Medizinern zu den stärksten Allergieauslösern aus der Pflanzenwelt gezählt werden. US-Studien zufolge können Ambrosien rund doppelt so häufig Asthma verursachen wie andere Gewächse.

Durch ihre späte Blütezeit verlängert sie die Pollensaison bis in den Herbst hinein, wie der Deutsche Allergie- und Asthmabund schreibt (DAAB).

Wie sieht eine Ambrosia aus und wie erkennt man die Asthma-Pflanze?

Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft beschreibt die Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) so: Ihre Blätter sind grün und fiederteilig, erinnern also an eine Feder. Der Stängel ist stark behaart. Er ist zuerst grün, verfärbt sich zum Herbst hin rötlich. Die Pflanzen können bis zu 1,5 Meter Höhe erreichen.

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Bei einer Größe von etwa 10 bis 15 Zentimetern legt sie zudem eine Wachstumspause ein. Während also alle anderen Pflanzen munter weiter wachsen, hält die Ambrosia inne. Hier sollte man skeptisch sein und genauer überprüfen, ob es sich um die lästige Allergie-Pflanze handeln könnte.

Beifuß-Ambrosiapflanzen (Ambrosia artemisifolia).

Beifuß-Ambrosiapflanzen (Ambrosia artemisifolia).

So erkennt man Ambrosia:

  • Ambrosia hat sehr unscheinbare Blüten, die an unterschiedlichen Stellen der Pflanze sitzen
  • Die weiblichen Blüten befinden sich in Knäulen angeordnet in den Blattachseln
  • Die männlichen Blüten stechen als dichte Trauben aus den Sprossenden hervor und stäuben tausende gelbe Pollen aus
  • Die Wuchshöhe schwankt je nach Standort: Auf trockener Erde bleibt sie mit ca. 10-15 cm relativ klein, während sie auf nährstoffreichem Boden bis zu zwei Meter groß wachsen kann
  • Die Blätter der Ambrosia unterscheiden sich von denen des gemeinen Beifußes an der Blattunterseite: Die Blätter der Ambrosia sind unterseitig glatt und grün, die des gemeinen Beifußes sind hingegen weißfilzig
  • Die Stängel der Ambrosia sind meist rötlich und behaart, sehr robust und verzweigen sich stark

Häufig wird Beifuß-Ambrosia mit einigen Doppelgänger-Pflanzen verwechselt. Dazu gehören Stauden-Ambrosie, Gemeiner Beifuß, Wermut, Weißer Gänsefuß und mehr. Hier finden Sie eine komplette Übersicht der Doppelgänger und die Unterscheidungsmerkmale.

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Wie kann ich mich vor der Ambrosia schützen?

Gegen Ambrosia hilft nur eins: ausrupfen. Und zwar mit der Wurzel. Selbst wenn alle Pflanzen in ihrem Garten gründlich entfernt wurden, können die Samen jahrelang im Boden überleben. Daher sollte man sein Blumenbeet vor der Blütezeit regelmäßig kontrollieren.

Tipps zum Entfernen von Ambrosia

Beim Entfernen der Ambrosia ist Vorsicht geboten. Bereits bei der Berührung der Blätter kann es zu Hautreizungen und damit einhergehend zu einer Sensibilisierung kommen.

Rötungen und Juckreiz treten bei der Ambrosia erst 20 bis 30 Minuten nach der Berührung auf. Daher sollten Sie die Pflanze keineswegs mit bloßen Händen anfassen. Selbst wer sich nicht sicher ist, ob es sich tatsächlich um Ambrosia handelt, sollte vorsichtshalber besser Handschuhe tragen.

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  • Jeglichen Körperkontakt vermeiden
  • Beim Entfernen und Entsorgen Handschuhe tragen
  • Beim Entsorgen sollte die Pflanze in einen geschlossenen Beutel in den Hausmüll geworfen werden. Unter keinen Umständen im Kompost entsorgen, denn die Samen können wieder ausschießen
  • In der Blütezeit beim Entfernen zusätzlich einen Mundschutz bzw. eine Feinstaubmaske tragen (Blütezeit von Juli bis Dezember)
  • Die Pflanze unbedingt mit der Wurzel entfernen - nicht abschneiden, abmähen und auch nicht abfackeln
  • Ambrosia-Fundstellen weiterhin beobachten, es könnten weitere Samen keimen
  • Achten Sie beim Kauf auf das Label „Ambrosia controlled“. Andernfalls könnten im Futter, wie Meisenknödeln oder Meisenringen Samen enthalten sein.
  • Ambrosia-Pflanzen im öffentlichen Raum sollten gemeldet werden. Dafür haben die jeweiligen Bundesländer bzw. Landkreise Anlaufstellen eingerichtet.

Einige Bundesländer und Städte in Deutschland gehen den Kampf gegen die Ambrosia Pflanze systematisch an. In Berlin werden etwa sogenannte „Ambrosia-Scouts” eingesetzt, die im Auftrag des Senats durch die Stadt streifen und alle Ambrosia-Pflanzen auf ihrem Weg entfernen.

Die EU versucht mit einer Verschärfung der Richtlinien für Vogelfutter die Ausbreitung zumindest zu verlangsamen. Denn in Präparaten wie etwa Meisenknödeln sind oft auch Samen der Allergiker-Pflanze enthalten.

Abgase führen zu aggressiveren Ambrosia-Pollen

Für eine Studie hat Ulrike Frank am Helmholtz-Zentrum München die Ambrosia-Pflanzen Stickoxiden ausgesetzt, um die Bedingungen an Autobahnen nachzustellen. Anschließend mischte sie das Extrakt aus den Pollen mit Blutseren von Allergikern.

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Das Ergebnis: Die Reaktionen auf die Pollen, die dem Abgas ausgesetzt waren, fielen deutlich stärker aus als auf normale Pollen. Denn die begasten Pollen haben andere Proteine gebildet - Feinstaub und Stickoxide führen zu großem Stress bei der Ambrosia-Pflanze und damit zu aggressiveren Pollen.

Hinzu kommt, dass die Luftverschmutzung auch Stress für den menschlichen Körper bedeutet. Es treffen also aggressivere Pollen auf ein gereiztes Immunsystem.

Das löst zusätzlich neue Allergien aus. Dieses Phänomen tritt nicht nur bei der Ambrosia-Pflanze, sondern auch bei anderen allergieauslösenden Pflanzen auf.

mit dpa-Material

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