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Konjunktur läuft ohnehin schlecht

„Das größte Risiko ist eine Vertrauenskrise“: Wie die Bankenpannen den Rest der Wirtschaft treffen

Die Logos der Credit Suisse und der UBS.

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Nach dem Drama um die Credit Suisse und die Silicon Valley Bank wächst die Angst, dass eine neue Bankenkrise Deutschland das ohnehin fragile Wirtschaftswachstum kosten könnte: Einer Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zufolge haben sich die Konjunkturerwartungen unter Finanzmarktexpertinnen und -experten deutlich verschlechtert. Auch immer mehr Ökonominnen und Ökonomen warnen vor Risiken – obgleich die Größenordnung noch schwer abschätzbar ist.

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Dabei steht die Konjunktur 2023 wegen der Energiekrise ohnehin auf tönernen Füßen: Die Schätzungen zum Wirtschaftswachstum reichen von plus 0,2 Prozent (Bundesregierung) bis minus 0,2 Prozent (Internationaler Währungsfonds). Die aktuellen Turbulenzen bei einigen der Banken sind da noch nicht berücksichtigt. Der Sachverständigenrat der Bundesregierung wird sie bei seiner Frühjahrsprognose an diesem Mittwoch wohl als Erster einpreisen.

Zumindest unter Expertinnen und Experten für Finanzmärkte hat sich die Stimmung schon deutlich eingetrübt: Der bei ihnen abgefragte ZEW-Konjunkturindex brach im März von 28,1 auf 13 Punkte ein, die noch im Februar absehbare Erholung hat ein jähes Ende gefunden. „Die internationalen Finanzmärkte stehen stark unter Druck“, sagte ZEW-Präsident Achim Wambach – und betonte, dass insbesondere Banken und Versicherungen eine Verschlechterung bei den Erträgen erwarten würden.

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Fratzscher warnt vor Vertrauenskrise

Auch Marcel Fratzscher sorgt sich um die Auswirkungen der Bankenturbulenzen: „Das größte Risiko ist eine Vertrauenskrise“, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Wenn Unternehmen nun Investitionen runterfahren und Sparer den Banken nicht mehr trauen, wird aus der Angst eine selbsterfüllende Prophezeiung“, warnte er – und appellierte an Regierungen und Notenbanken, Handlungsbereitschaft zu demonstrieren.

Zugleich sieht Fratzscher Probleme heraufziehen, weil womöglich zahlreiche Geldinstitute unter anderem bei Niedrigzinsen getätigte Anleihedeals abschreiben müssen, wie es bei der Silicon Valley Bank der Fall war. „Schon jetzt beeinflussen die hohen Zinsen die Kreditvergabe, die massiven Abschreibungen bei einigen Geldinstituten werden sie wohl weiter bremsen. Das bringt weniger Investitionen und schlussendlich weniger Wachstum mit sich“, so Fratzscher.

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Dullien bleibt bei bisheriger Prognose

Wie schlimm all das schlussendlich wird, hält Sebastian Dullien, Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) indes für nicht ausgemacht. Er bleibt derzeit bei seiner bisherigen Prognose, rechnet mit einer Wirtschaftsentwicklung nahe der Stagnationsgrenze. „Die aktuellen Prognosen gehen davon aus, dass sich aus den Turbulenzen ein gewisser Wachstumsdämpfer ergibt, aber sich der grundsätzliche Erholungspfad der Wirtschaft fortsetzt“, sagte Dullien dem RND.

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Er betonte allerdings, dass die Probleme bei den Banken mit zusätzlichen und neuen Risiken einhergingen. „Die Erfahrungen aus der Finanzkrise 2007 bis 2009 zeigen, dass der Verlauf solcher Krisen nicht gut zu prognostizieren ist“, so der Ökonom. Bei kleinen Banken beginnende Probleme könnten sich schnell zu systemischen Krisen ausweiten, „und im Extremfall wie 2007 bis 2009 zu einer globalen Wirtschaftskrise führen“, meint Dullien.

„Um die Stabilität der Finanzmärkte ist es wesentlich besser bestellt als 2008″, ist indes Fratzscher überzeugt. Nachdem die verschärfte Regulierung bei der vergleichsweise kleinen Silicon Valley Bank „offenbar nicht ausgereicht hat“, sei die Unsicherheit zwar erheblich – aber nicht mehr so groß wie vor einem halben Jahr, als die Energiekrise schwer einzuschätzen war. „Und auch damals haben sich die schlimmsten Prognosen nicht bewahrheitet“, so Fratzscher.


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