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Zeichnungsfrist beginnt

Was Sie über den Porsche-Börsengang wissen müssen

VW bringt seine Tochter Porsche an die Börse: Der Autobauer hofft auf rund 10 Milliarden Euro Erlös.

VW und Porsche rücken ein Stück weiter auseinander.

Wer dabei sein will, muss sich beeilen: Von diesem Dienstag an kann man die neuen Porsche-Aktien bestellen. In knapp zwei Wochen ist es dann so weit: Am Donnerstag, 29. September, wird erstmals die Aktie der Porsche AG an der Börse gehandelt. Weder die trüben Konjunkturaussichten noch die Unsicherheit an den Finanzmärkten haben das Projekt stoppen können.

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Theoretisch kann es zwar auch auf den letzten Metern scheitern, aber das ist sehr unwahrscheinlich. „Wir sind mit den Porsche-Börsenplänen jetzt auf der Zielgeraden“, sagt VW‑Finanzvorstand Arno Antlitz, der den Teilverkauf der VW‑Sportwagentochter maßgeblich organisiert. Wir erklären, was Anleger jetzt wissen müssen:

Wie sehen die Eckdaten aus?

Das Kapital des Unternehmens wurde – der Porsche 911 lässt grüßen – in 911 Millionen Aktien aufgeteilt. Nach einer Roadshow bei Großinvestoren wurde der Wert des gesamten Unternehmens nun auf 70 bis 75 Milliarden Euro festgelegt. Damit kostet eine Aktie 76,50 bis 82,50 Euro pro Stück. Zu diesem Preis werden die Aktien jetzt bis zum 28. September angeboten, dann wird unmittelbar vor dem ersten Handelstag der endgültige Preis festgelegt.

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Porsche beschließt Gang an die Börse – möglichst noch im Herbst

Monatelang spielten das Management und die Eigner den Schritt durch – zumal das wirtschaftliche Umfeld durch Ukraine-Krieg und Energiekrise riskanter wurde.

Ist das ein günstiger Preis?

Die Bewertung liegt im Rahmen der Erwartungen. Ursprünglich hatten manche Analysten zum Teil deutlich mehr erwartet, aber seit dem russischen Angriff auf die Ukraine und der folgenden Energiekrise haben sich die Rahmenbedingungen drastisch verschlechtert.

Porsche gilt als sehr stabiles und ertragsstarkes Unternehmen, das auch auf verlässliche Dividendenzahlungen Wert legen wird. Wegen der großen Aufmerksamkeit für den Börsengang erwarten viele Experten Kurs­anstiege in den ersten Handelstagen. Die große Nervosität an den Finanzmärkten kann aber jederzeit einen Strich durch die Rechnung machen. Bis weit ins nächste Jahr hinein dürfte es an der Börse unruhig bleiben.

Wer bekommt die Aktien?

Nur ein kleiner Teil der Papiere kommt tatsächlich in den Handel. Die 911 Millionen Aktien sind je zur Hälfte aufgeteilt in Stammaktien mit Stimmrecht in der Hauptversammlung und Vorzugsaktien ohne Stimmrecht. Den größten Teil von beiden Gattungen behält VW, nur 25 Prozent werden verkauft.

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Dieses Paket ist wiederum aufgeteilt: Die Hälfte sind Stammaktien, die direkt an die Familien Porsche und Piëch verkauft werden. Die andere Hälfte besteht aus knapp 114 Millionen Vorzugsaktien, und nur sie werden über die Börse an externe Anleger verkauft. Vom gesamten Porsche-Kapital kommen also nur 12,5 Prozent in den Aktienhandel.

Wer hat in Zukunft bei Porsche das Sagen?

VW besitzt weiter 75 Prozent der Anteile und bleibt der Mutterkonzern für die Luxusmarke. Das Verhältnis untereinander ist durch eine Kooperationsvereinbarung beider Unternehmen geregelt – und durch den gemeinsamen Chef: Oliver Blume ist Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG und der Porsche AG. Er soll gleichzeitig eine enge Verbindung und weitgehende Unabhängigkeit für Porsche garantieren.

Daneben gibt es einen neuen Mitspieler: Die Familien Porsche und Piëch haben ihr Vermögen in der PSE gebündelt – das steht für Porsche Automobil Holding SE. Sie besitzt die Stimmenmehrheit bei der Volkswagen AG und künftig zusätzlich Stimmrechte bei der Porsche AG. Denn die Stammaktien werden außerhalb des Börsenhandels an die PSE verkauft. Die Familien erwerben damit eine Sperrminorität, mit der sie unliebsame Entscheidungen bei der Porsche AG blockieren können.

Die freien Aktionäre, die beim Börsengang oder später einsteigen, haben dagegen nichts zu sagen. Für sie stehen nur Vorzugsaktien ohne Stimmrecht bereit.

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Um welche Summen geht es?

Volkswagen: Der Autokonzern verkauft Aktien im Wert von insgesamt rund 18 Milliarden Euro – rund die Hälfte über die Börse, die andere Hälfte an die Familien. VW hat sich allerdings verpflichtet, 49 Prozent des Erlöses als Sonderdividende an seine Aktionärinnen und Aktionäre auszuschütten. Außerdem gibt es rund 200 Millionen Euro Sonderzahlung für die Beschäftigten in Deutschland. So werden brutto letztlich etwa 9 Milliarden Euro in der VW‑Kasse bleiben.

Die Familien: Auf der einen Seite kauft ihre Holding PSE die Stammaktien. Weil sie im Gegensatz zu den Vorzügen mit einem Stimmrecht versehen sind, wird ein – vergleichsweise bescheidener – Zuschlag von 7,5 Prozent fällig. Insgesamt dürfte dieses Paket also zwischen 9 und 10 Milliarden Euro kosten. Auf der anderen Seite bekommt die PSE aber als größter VW‑Aktionär auch ihren Teil an der Sonderdividende, der brutto bei knapp 3 Milliarden Euro liegen dürfte.

Wie kommt man jetzt an Aktien?

Ganz einfach wird das nicht werden, weil sich bereits einige Großinvestoren positioniert haben. So wird das Emirat Katar, das bereits Großaktionär bei VW ist, auch Porsche-Vorzugsaktien kaufen. Nach der Veröffent­lichung des mehr als 800-seitigen Börsenprospekts am Montag beginnt nun die Zeichnungsfrist.

Anlegerinnen und Anleger können jetzt die gewünschte Zahl Aktien bestellen und einen Preis innerhalb der gesetzten Spanne bieten. Am 28. September wird dann der endgültige Preis festgelegt und über die Zuteilung der Aktien auf die Bieter entschieden – denn in der Regel gibt es mehr Nachfrage als Angebot.

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Privatanleger, die daran teilnehmen wollen, können das im Prinzip bei jeder Bank tun, haben aber bessere Chancen bei einer der sogenannten Konsortialbanken. In Deutschland sind das nach Porsche-Angaben die Baden-Württembergische (BW) Bank, die Comdirect- und die Commerzbank, die Consorsbank, DAB BNP Paribas, die Deutsche Bank, die Sparkassen, die Landesbank Baden Württemberg, Maxblue, S Broker und Unicredit.

Wer bei ihnen ein Wertpapierdepot hat, kann online oder telefonisch Porsche-Aktien bestellen, muss sich dabei aber auf einen Preis festlegen, der maximal gezahlt werden soll. Ob und für wie viele Aktien es geklappt hat, erfährt man nach Ende der Zeichnungsfrist.

Wie kommt es, dass schon lange Porsche-Aktien angeboten werden?

Seit der Börsengang angekündigt wurde, sind Betrüger aufgesprungen und bieten im Internet oder per Telefon unrechtmäßig angebliche Porsche-Aktien an. Das Unternehmen und die Finanzaufsicht Bafin warnen vor diesen Angeboten. Aktien sind nur über die beteiligten Banken zu bekommen.

Außerdem kommt es leicht zu Verwechslungen: Auch die Porsche Automobil Holding SE, die Beteiligungs­gesellschaft der Familien, ist an der Börse und sogar im Dax notiert. Privatanleger können dort ebenfalls Vorzugsaktien kaufen und sind damit in Zukunft praktisch an der Volkswagen AG und der Porsche AG gleichzeitig beteiligt.

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