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Präsentation der Quartalszahlen

Trotz Teslas Preissenkungen: VW will Elektroautos nicht günstiger verkaufen

Gäste schauen sich bei der Weltpremiere des Modells die neue Limousine VW ID.7 im Motorenwerk an. Das knapp fünf Meter lange Auto soll in seiner höheren Ausstattungsvariante Reichweiten von voraussichtlich bis zu 700 Kilometern schaffen.

Gäste schauen sich bei der Weltpremiere des Modells die neue Limousine VW ID.7 im Motorenwerk an. Das knapp fünf Meter lange Auto soll in seiner höheren Ausstattungsvariante Reichweiten von voraussichtlich bis zu 700 Kilometern schaffen.

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Den Namen des Konkurrenten nimmt Arno Antlitz nicht in den Mund, als er nach möglichen Preissenkungen bei VW gefragt wird. „Marge ist uns wichtiger als Menge“, sagt der Finanzvorstand, spricht von der „starken Position“ der Konzernmarken und immer wieder von der „Preisdisziplin“, die man auch bei den Elektroautos wahren müsse. Das ist schwieriger geworden, seit Tesla die Preise deutlich gesenkt hat und die Prioritäten ausdrücklich anders setzt als die Wolfsburger: Der US-Konzern will die Stückzahl steigern und nimmt dafür vorerst auch niedrigere Gewinne in Kauf.

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VWs Rezept gegen diesen Angriff sind neue Modelle. Immer wieder verweist Antlitz bei der Präsentation der Quartalszahlen auf die Elektrolimousine ID.7, die im Herbst in den Verkauf gehen soll. Auch neue E-Modelle von Audi und Porsche kämen noch in diesem Jahr. Sie sollen gegen die älteren Tesla-Modelle auch ohne Preisrabatt Erfolg haben. „Zurzeit konzentrieren wir uns auf die Gewinnmarge“, sagt Antlitz. Die soll in wenigen Jahren bei den E-Autos so hoch sein wie bei den Verbrennern.

VW will aufholen gegen die Elektrokonkurrenz aus China

Zuletzt ist VW mit dem Prinzip Marge vor Menge gut gefahren – gezwungenermaßen. Denn der Teilemangel bremste die Produktion, wie der Rest der Branche verkauft VW seine knappe Ware derzeit vergleichsweise teuer. Das ist auch an den Zahlen für das erste Quartal abzulesen. „Der Volkswagen-Konzern hat einen vielversprechenden Start in das Geschäftsjahr 2023 hingelegt“, sagte Antlitz.

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Weltweit lieferte der Konzern zwei Millionen Autos aus, das waren 7,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Während das Geschäft in Europa und den USA deutlich wuchs, ging der Absatz in China erneut zurück. Dort ist VW nach Jahrzehnten der Marktführerschaft auf den zweiten Platz gerutscht. Ganz vorn steht jetzt der heimische Hersteller BYD, der ausschließlich den stark wachsenden Markt der Elektroautos bedient. „Wir sind sind immer noch Marktführer bei Verbrennern und werden aufholen bei Elektroautos“, sagte Antlitz. Der große Hoffnungsträger ist auch hier der ID.7.

Weil wenig Rabatte gegeben und vorzugsweise teure Modelle verkauft wurden, stieg der Umsatz viel stärker als die Stückzahl: um 21 Prozent auf 76,2 Milliarden Euro. Auch der Gewinn kletterte – jedenfalls, wenn man Sondereffekte herausrechnet. Der Konzern hat sich gegen den drastischen Anstieg der Rohstoffpreise mit Terminkontrakten abgesichert, die abhängig von der tatsächlichen Preisentwicklung regelmäßig neu bewertet werden müssen.

14.03.2023, Berlin: Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender (CEO) der Volkswagen AG, sitzt nach der Jahres Pressekonferenz, bei der die vollständigen Geschäftszahlen für 2022 des Autobauers vorgelegt wurden, für einen Fototermin in einem ID. BUZZ von VW. Foto: Michael Kappeler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Volkswagen-Chef Oliver Blume: der Mann für die VW-Seele

Oliver Blume ist der sechste Volkswagen-Chef in diesem Jahrtausend. Alle seine Vorgänger hat er bei der Arbeit erlebt. Sie standen für Erfolge und Skandale, für Aufbruch und Entfremdung. Sie machten den Konzern so groß, dass er irgendwann seine Mitte verlor. Der Neue muss jetzt alles neu machen und trotzdem ganz bei sich bleiben.

Autos werden wahrscheinlich wieder billiger

Im vergangenen Jahr trieb das den Gewinn hoch, im ersten Quartal 2023 hat es ihn belastet. So lag der Nettogewinn mit 4,7 Milliarden Euro um fast ein Drittel niedriger als vor einem Jahr. Rechnet man die Bewertungseffekte bei den Rohstoffkontrakten heraus, sprang der operative Gewinn dagegen um 35 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro.

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Für den Rest des Jahres bleibt Antlitz vorsichtig. Die Teileversorgung bessere sich stetig, was aus Sicht des Konzerns eine gute und eine schlechte Seite hat: Es können mehr Autos verkauft werden, aber wahrscheinlich werden sie im Durchschnitt auch wieder billiger. Antlitz rechnet damit, dass Nachfrage und Liefermöglichkeiten im dritten Quartal langsam wieder ins Gleichgewicht kommen. Weil das für alle Hersteller gilt, werde dann auch der Wettbewerb zunehmen.

Damit steigt der Druck vor allem für die wichtigste Konzernmarke VW Pkw, die im ersten Quartal bei 20 Milliarden Euro Umsatz nur 600 Millionen Euro operativen Gewinn lieferte. Das entspricht drei Prozent operativer Marge – während das Ziel mindestens doppelt so hoch liegt. Die Marke arbeite an einem Ergebnisverbesserungsprogramm, sagte Antlitz. Dabei wird es nach Angaben aus dem Betriebsrat aber nicht um Personalabbau gehen.

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