Inflation: Menschen mit kleiner Rente tragen die größte Last in der Energiekrise
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Viele Rentner müssen mit einem knappen Budget haushalten und werden von den Preissteigerungen besonders hart getroffen.
© Quelle: imago images/Panthermedia
Frankfurt am Main. Besonders Menschen mit einer kleinen Rente müssen die Kosten der Energiekrise tragen. Sie waren im vorigen Jahr extrem stark von der hohen Inflation betroffen. Vor allem die Teuerungen beim Strom haben den Rentnerinnen und Rentnern mit einem geringen Einkommen zu schaffen gemacht. Das geht aus einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.
Der wichtigste Faktor dabei: „Rentnerhaushalte mit geringem Einkommen wenden einen deutlich größeren Anteil ihres Konsums für Miete, Nahrungsmittel und Energie auf“, heißt es in der Studie. Nach den Berechnungen der Kölner Wirtschaftswissenschaftler waren die gestiegenen Kosten für Strom plus Wärme (vor allem Heizöl, Gas, Fernwärme) der mit weitem Abstand wichtigste Faktor für die Teuerung bei Frauen und Männern, die in der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) sind. Wobei in der Gruppe mit den niedrigsten Renten der Anteil der Energie mit 3 Prozentpunkten an der Inflationsrate am höchsten ist.
Mittelschicht leidet doppelt
Ein großer Teil dieser Menschen wohnt zur Miete, und in Mietshäusern werden vielfach Gasheizungen eingesetzt. Hierfür fielen die Preisanstiege in den ersten sechs Monaten noch relativ moderat aus. Umso stärker schlugen aber die Aufschläge für die Belieferung mit Elektrizität durch. Die Autoren betonen denn auch: „Der größte Energieausgabenanteil bei den GRV-Rentnerhaushalten mit den geringsten Einkommen geht im Wesentlichen auf höhere Ausgabenanteile für Strom und im geringeren Ausmaß für Fernwärme und Erdgas zurück.“
Doch im Herbst erhöhten die Versorger die Tarife für den leicht flüchtigen Brennstoff häufig massiv. Die Folge war, dass Rentner mit den schmalen Budgets zeitweise Inflationsraten von erheblich mehr als 10 Prozent verkraften mussten – diese Teuerung gehörte zur höchsten unter den GRV-Ruheständlern im Jahresverlauf. Die Lage entschärfte sich wieder im Dezember, als der Staat die Heizkostenrechnungen übernahm.
Für alle zwölf Monate ergibt sich allerdings: „Im Jahresdurchschnitt sind Rentnerhaushalte mit mittlerem Einkommen mit geringem Abstand am stärksten betroffen“. So wurden Ruheständler, die zum mittleren Fünftel der Bezieher aus der gesetzlichen Rentenversicherung gehören, eine durchschnittliche Inflation von 8,5 Prozent errechnet. Die Steigerungen bei den Posten Energie und Nahrungsmittel haben hier zwar einen geringeren Anteil an der Teuerung als bei Bürgern mit einer Niedrigrente, zugleich kommen aber höhere Kosten für die Kategorie Verkehr hinzu – das größere Gesamtbudget ermöglicht mehr Mobilität. Tankrabatt und 9-Euro-Ticket konnten die Ausgabensteigerung zwar zwischenzeitlich drücken. Doch ein Faktor schlug insgesamt heftig durch: „Vor allem Haushalte mit hohen Ausgabeanteilen für Kraftstoffe hatten im ersten Halbjahr die höchsten Kostensteigerungen“, heißt es in dem Papier.
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Schwere Lasten für Heizölhaushalte
Richtet man den Fokus darauf, wie geheizt wird, tritt ein weiterer wichtiger Aspekt der Inflation zu Tage: „Ein herausragender Einflussfaktor auf die Inflationsrate stellt die verwendete Heizungsart dar: Rentnerhaushalte der GRV, die mit Heizöl heizen, waren bis in den September 2022 von den höchsten Inflationsraten betroffen“, schreiben die Autoren. Hier sorgten im Herbst sinkende Ölpreise zwar für Entspannung. Gleichwohl: Über das gesamte Jahr hinweg mussten die „Heizölhaushalte“ mit einer Inflation von 9,2 Prozent zurechtkommen – erheblich mehr als Haushalte, die mit Gas und Fernwärme heizen.
Der Kostenblock Öl erklärt auch, warum Rentner in kleineren Kommunen besonders starke Verteuerungen bei der Energie hinnehmen mussten – in ländlichen Regionen fehlt es an Erdgas- und Fernwärmenetzen, deshalb war der Ölbrenner dort bislang die Heiztechnik der Wahl. Die IW-Experten erkennen generell „auffällig große Unterschiede in der Betroffenheit nach Agglomeration, da Rentnerhaushalte im ländlichen Raum gleichzeitig stärker durch die Energiepreissteigerungen und die Steigerungen im Bereich Verkehr betroffen sind“. Das Statistische Bundesamt (Destatis) hatte für das gesamte abgelaufene Jahr eine Inflationsrate für alle Verbraucher von 7,9 Prozent errechnet.
Die Studie im Auftrag des Forschungsnetzwerks Alterssicherung wurde mittels der Daten über das Konsumverhalten der Haushalte aus der Einkommens- und Verbraucherstichprobe des Jahres 2018 und der Destatis-Preisindizes erstellt.