Kampf der Karten: Girocard will ohne Maestro attraktiv bleiben
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Das Maestro-Logo fällt weg.
© Quelle: dpa
Die klassische Geldkarte bekommt ein Upgrade: „Wir wollen die Girocard mit neuen Funktionen im Onlinehandel und in der digitalen Welt noch besser nutzbar machen“, kündigte jüngst Henriette Peucker, Vize-Hauptgeschäftsführerin beim Bundesverband Deutscher Banken, im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur an. Zugleich erlaubte sie sich einen Seitenhieb auf den US-Konkurrenten Mastercard.
Der hatte zuletzt angekündigt, das Maestro-System einzustellen. Über dieses werden bislang viele Girocard-Zahlungen im Ausland abgewickelt, nun suchen hiesige Banken und Sparkassen nach Ersatz. Doch vor allem fürchtet die Deutsche Kreditwirtschaft, dass die Girocard an Bedeutung verlieren könnte – womöglich zugunsten von Mastercard. Der US-Anbieter will, so vermuten es Fachleute und Verbraucherzentralen, sein eigenes Debitsystem in Deutschland vorantreiben.
„Durch die Kündigung der Maestro-Funktion kann in der Öffentlichkeit fälschlicherweise das Gefühl entstanden sein, die Girocard sei nicht mehr so einsetzbar wie bisher. Aber das Gegenteil ist der Fall“, sagte nun Peucker. Sie kündigte zwei Neuerungen an: Zum einen solle die Girocard konsequent auf das Smartphone gebracht werden, beispielsweise um In-App-Zahlungen zu ermöglichen.
Kautionen mit der Girocard hinterlegen
Zum anderen werde es möglich, eine Kaution zu hinterlegen, „etwa bei der Reservierung eines Hotelzimmers oder eines Mietwagens“. Bislang kamen dabei meist Kreditkarten zum Einsatz, nun soll es mit auch mit der Geldkarte klappen, ganz vielleicht sogar beim Urlaub im Ausland: „Fokus bleibt vorrangig der deutsche Markt“, antwortet ein Bankenverband-Sprecher aber auf Nachfrage. Ein Starttermin für die neuen Funktionen steht noch nicht fest, die Vorbereitungen laufen nach Angaben von Peucker.
Zudem geht es ihr zufolge auch beim neuen Onlinebezahlverfahren der hiesigen Banken und Sparkassen voran. „Die technischen Vorbereitungen sind abgeschlossen, jetzt wird das Angebot den Kunden zur Verfügung gestellt“, sagt Peucker. „Der erste Händler bietet es bereits an.“
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Jahrhundertbetrugsfall Wirecard: die Mutter aller Wirtschaftsprozesse
Am Donnerstag beginnt das Hauptverfahren im Fall Wirecard, einem der größten Betrugsskandale der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Nicht nur der Verhandlungsort Stadelheim ist historisch, auch die Ausmaße des Verfahrens sind gigantisch. Allein die Ermittlungsakte ist 700 Ordner dick.
Ersatz für Maestro kommt
Damit ist klar, dass sich die Deutsche Kreditwirtschaft vom Maestro-Aus nicht einschüchtern lassen will. Denn bislang ist die Girocard unangefochtener Primus bei elektronischen Zahlungsverfahren innerhalb Deutschlands: 100 Millionen entsprechende Karten zirkulieren laut Bankenverband hierzulande, eine Million Zahlungsstellen akzeptierten sie, 18 Millionen Transaktionen würden täglich mit ihr abgewickelt.
Und geht es nach dem Bankenverband, wird das Auslaufen der Maestro-Funktion an der Popularität nichts ändern. Zwar prangt das Logo ab Juli 2023 nicht mehr auf neuen Geldkarten, 2027 soll endgültig Schluss sein. „Aber bereits heute gibt es schon alternative Zahlungssysteme, mit denen Banken und Sparkassen gewährleisten, dass ihre Kundinnen und Kunden die Girocard weiterhin wie gewohnt im Ausland nutzen können“, betonte ein Sprecher.
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Verbraucherschützer warnt vor Phishing
Welche Systeme dabei zum Zuge kommen, werde sich in den nächsten Monaten zeigen, meint David Riechmann von der Verbraucherzentrale NRW. Einige Geldinstitute würden ihre Debitkarten mit etwa Vpay, dem Maestro-Pendant von Visa, kombinieren. Andere setzten mit Co-Badge-Lösungen, bei denen zwei Chips auf einer Geldkarte untergebracht werden, gelegentlich auch die von Mastercard. „Möglich bleibt auch die eigenständige Girokarte und eine zusätzliche Debit- oder Kreditkarte für Auslandsreisen“, so Riechmann.
Bankkundinnen und -kunden müssen ihm zufolge vorerst nicht tätig werden, ihre Geldinstitute würden sie zu gegebener Zeit kontaktieren. Allerdings sollten Verbraucher nicht leichtgläubig sein, rät der Fachmann. „Ich kann mir vorstellen, dass die Umstellung auch zum Phishing genutzt werden könnte“, warnt er.