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Harter Kampf um Marktanteile

Lieferdienste: Konsolidierung auf die schnelle Tour

Die App des mobilen Supermarktes Flink ist im Apple App Store auf einem iPhone zu sehen.

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Frankfurt am Main. In dieser Branche muss alles sehr schnell gehen. Der französische Lieferdienst Cajoo ist nach gerade einmal 15 Monaten am Markt schon übernommen worden – vom deutschen Rivalen Flink. Ein weiterer Schritt in einer sehr jungen Branche, die aber schon in Höchstgeschwindigkeit umgekrempelt wird.

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Mit der Übernahme holt das Unternehmen auch den französischen Handelsgiganten Carrefour an Bord. Er und sein Team fühlten sich privilegiert, eine exklusive Partnerschaft mit dem Unternehmen einzugehen, sagte Oliver Merkel, Mitgründer von Flink. Carrefour stellt nicht nur Geld zur Verfügung, sondern wird auch Teilhaber – der Anteil soll sich im einstelligen Prozentbereich bewegen.

Das Berliner Start-up wird in der Pressemitteilung als „Europas führendes Quick-Commerce-Unternehmen“ bezeichnet, das seine Position nun weiter festigen werde. Quick-Commerce ist die neueste Spielart des Einzelhandels. Es geht um die Lieferung von Lebensmitteln des täglichen Bedarfs, die von Fahrradkurieren in der Regel innerhalb von 15 Minuten gebracht werden. In Städten wie Berlin, Frankfurt oder München konkurrieren mehr als ein halbes Dutzend Anbieter um die Kundschaft.

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Start-ups gegen Handelsriesen

Flink setzt aktuell nach Angaben von Branchenkennern 500 Millionen Euro im Jahr um. Durch die Übernahme, deren Volumen auf knapp 100 Millionen Euro taxiert wird, soll der Wert des Unternehmens nun schon bei knapp 5 Milliarden Euro liegen.

Als wichtigster Rivale wird immer wieder Gorillas genannt. Aber auch ehrgeizige Neueinsteiger wie Picnic oder Knuspr treten mit ihren Flitzern auf zwei Rädern an. Hinzu kommen große Konzerne wie die Rewe-Gruppe, die nach einer Studie des Kölner Einzelhandelsinstituts IFH derzeit hierzulande das größte Liefernetz betreibt.

Kein Wunder also, dass in der Pressemitteilung zum Cajoo-Deal die dominante Position von Flink herausgekehrt wird. Im Quick-Commerce herrscht ein gnadenloser Wettbewerb. Experten erwarten eine schnelle und harte Konsolidierung in der Branche. Und die Chancen für Merkel und seine Leute, auf der Gewinnerseite zu stehen, sind gestiegen. Schließlich haben auch noch Rewe und der US-Liefergigant DoorDash bei Flink bereits ihre Finger im Spiel.

Der Deal ist auch ein Punktsieg gegen Gorillas, denn mit der Übernahme wurde dem Rivalen die Marktführerschaft in Frankreich entrissen. Das ist deshalb ungünstig für die Gorillas-Manager, weil sie gerade dabei sind, neue Geldgeber für eine weitere Expansion zu suchen. Flink gewinnt indes sechs Millionen zusätzliche Kunden in den neun größten französischen Städten. Hinzu kommen 30 sogenannte Hubs. Da sind kleine Lager mitten in den Städten, wo die Lieferungen für die Rider zusammengestellt werden – diese Standorte sind enorm wichtig, um die schnelle Lieferung zu garantieren.

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Auftrieb durch Corona

Die Erfolgsgeschichte von Quick-Commerce ist eng mit der Corona-Pandemie verknüpft. In den Zeiten der Lockdowns erlebte die „Stay@Home-Ökonomie“ einen heftigen Boom. Die Businesspläne mit der ultraschnellen Lieferung wurden in ebensolcher Geschwindigkeit entworfen. Um sich Marktanteile zu sichern, akzeptieren die Unternehmen hohe Verluste. Und noch immer ist nicht klar, ob mit dem Geschäftsmodell überhaupt Geld verdient werden kann. Marktforscher gehen davon aus, dass nur wenige Anbieter überleben werden und dass sie in den jeweiligen Städten sehr hohe Marktanteile erreichen müssen, um profitabel zu werden.

Dass dennoch große Einzelhandelskonzerne wie Rewe oder Carrefour da mitmachen, hat vor allem damit zu tun, dass deren Manager Chancen und Risiken der Blitzlieferdienste ausloten wollen. So betont denn auch Elodie Perthuisot, Digitalchefin bei Carrefour: Man sei nun in der Lage, an der Marktkonsolidierung teilzunehmen und eine wertvolle strategische Partnerschaft mit Flink einzugehen. Carrefour will unter anderem die Hubs von Flink nutzen, um den konzerneigenen Lieferdienst schneller zu machen.

Die IFH-Experten sehen indes großes Potenzial für den Lebensmittelhandel (LEH) im Internet. Sein Anteil am gesamten LEH könne bis 2030 auf 8 Prozent steigen. 2020 waren es 2 Prozent. Gegenwärtig habe nur rund ein Viertel der Bevölkerung auch online wirklich eine Auswahl für ihren Wocheneinkauf, so Eva Stüber vom IFH. Es komme jetzt darauf an, „mit welchem Druck Anbieter den Markt bearbeiten“. Dafür braucht es viel Geld. Das ist aber nach schweren Rückschlägen in der Techbranche derzeit schwer zu kriegen. Da kann es auch für Flink wichtig werden, dass ein Partner wie Carrefour gegebenenfalls den Rücken stärkt.

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