Einzelhandel und Corona: Finstere Zeiten für die Geschäfte in der City

Am Schaufenster eines Bekleidungsgeschäfts der Frankfurter Zeil prangt ein Hinweis mit der Aufschrift „Zutritt nach 2G-Regelung. Geimpft. Genesen.“ (Archivbild).

Am Schaufenster eines Bekleidungsgeschäfts der Frankfurter Zeil prangt ein Hinweis mit der Aufschrift „Zutritt nach 2G-Regelung. Geimpft. Genesen.“ (Archivbild).

Frankfurt. Die Händler in den Innenstädten müssen sich warm anziehen. Für die Inhaber der stationären Läden steht wohl das magerste Weihnachtsgeschäft seit vielen Jahren vor der Tür. Gleich mehrere negative Faktoren wirken zusammen.

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„Nachdem Weihnachtsmärkte nur beschränkt oder gar nicht stattfinden, bedeuten die neuen 2G-Regelungen nun weitere Einschnitte für den Handel“, so das Kölner Marktforschungsinstitut IFH. Aus dessen aktuellem Corona Consumer Check geht hervor: Die Shoppinglust zu Weihnachten ist getrübt. Immer mehr Konsumenten würden sich gegen Einkäufe in den Innenstädten entscheiden und lieber die Geschenke online besorgen.

Die am Donnerstag veröffentlichte Befragung des IFH hat ergeben, dass fast die Hälfte der Verbraucher (45 Prozent) im Internet fürs Fest shoppen will. Und 55 Prozent wollten die Citys in den nächsten Wochen eher meiden. Die IFH-Experten stellen zudem fest, dass schon zwischen Ende Oktober und Ende November „die Skepsis in puncto Innenstadtshopping“ sprunghaft zugenommen habe.

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Wohlgemerkt: Die Verbraucher wurden noch vor den jüngsten Verschärfungen der Corona-Beschränkungen interviewt. Und diese haben noch einen zusätzlichen massiven Einschnitt gebracht: die 2G-Pflicht für den Einzelhandel. Überall in den Einkaufsstraßen bilden sich mittlerweile vor den Geschäften längere Schlangen, weil die Kunden an den Eingängen ihre Impfnachweise und ihre Personalausweise vorzeigen müssen.

Der Faktor Weihnachtsmärkte kommt hinzu. Sie fallen vielfach aus oder werden unter strengen Zugangsregeln durchgeführt. Das bedeutet für den stationären Handel eine geringere Kundenfrequenz. Aber für ein Viertel der Befragten sind Glühwein, Grillbratwurst und so weiter ein Argument, um sich in die City zu bewegen. Und ein knappes Drittel gab an, normalerweise nicht nur am bunten Treiben draußen teilzuhaben, sondern auch die angrenzenden Geschäfte aufzusuchen.

Verschiebungen zugunsten der Onlinehändler

Der Dachverband des Einzelhandels (HDE) schlägt Alarm: „2G im Einzelhandel lässt die Kundenfrequenzen und in der Folge die Umsätze bei vielen Händlern mitten im Weihnachtsgeschäft teils massiv zurückgehen“, sagte ein HDE-Sprecher dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Anstehen vor der 2G-Kontrolle an der Ladentür schrecke ab. Er fügt hinzu: „Es ist davon auszugehen, dass das die Umsätze im Onlinehandel weiter stärkt. Da könnte es in den kommenden Wochen zu weiteren Umsatzverschiebungen kommen.“

Allerdings laufen auch die Geschäfte im Internet derzeit nicht rund. Bei der mit enormem Marketing-Tamtam untermalten Schnäppchenkampagne „Cyber Week“ sind Ende November auch die Onlineumsätze offenbar zurückgegangen. Das „Handelsblatt“ berichtet von einem Schrumpfen der Erlöse um 1,5 Prozent im Vergleich zu 2020 und beruft sich dabei auf eine Auswertung der Daten, die die Firma Billbee, Experte für E-Commerce-Software, gesammelt hat.

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Ein Widerspruch zu den Aussagen des HDE? Nicht unbedingt. Denn vieles spricht dafür, dass die Umsätze der Händler insgesamt im Weihnachtsgeschäft 2021 zurückgehen werden. So hat das IFH herausgefunden, dass die „generelle Ausgabebereitschaft für Weihnachtsgeschenke“ abnimmt.

Fast ein Drittel der Konsumentinnen und Konsumenten plane, in diesem Jahr weniger auszugeben als 2020. Die Mehrheit (65 Prozent) rechne mit ähnlichen Ausgaben wie im vorherigen Jahr. Doch unterm Strich könnte es die Innenstadthändler doppelt treffen. In der Woche vor dem zweiten Advent sind jedenfalls die Umsätze im stationären Non-Food-Segment laut HDE um durchschnittlich 26 Prozent geringer ausgefallen als zur selben Zeit im Vorkrisenjahr 2019.

Verbraucher befürchten Einkommenseinbußen

Bestätigt wird dieser Trend auch durch das aktuelle Konsumbarometer des Handelsverbandes, das eine „deutliche Verschlechterung der Verbraucherstimmung“ anzeigt – 1600 Personen wurden befragt. Die Bereitschaft Geld auszugeben gehe stark zurück.

Sowohl die Anschaffungs- als auch die Sparneigung sinke, was darauf zurückzuführen sei, dass wegen einer schwächeren Konjunktur „negative Auswirkungen auf das persönliche Einkommen“ erwartet würden. Und dann auch noch die hohe Inflation, die Sorgen vor dauerhaften Kaufkraftverlusten bereite.

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Der HDE fordert nun Taten: „Die Politik muss erkennen, dass der Einkauf mit Maske und Hygienekonzept eine sichere Angelegenheit ist“, so der Sprecher. Erst jüngst habe wieder eine Studie des Max-Planck-Instituts gezeigt, dass die Ansteckungsgefahr mit Maskenpflicht gering sei. „Deshalb ist 2G im Einzelhandel nicht notwendig.“

Zugleich baut der Handelsverband aber bereits vor: Dringend notwendig sei schon heute „die Verlängerung der Regelung zur vollständigen Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge bei Kurzarbeit über das Jahresende hinaus, mindestens bis zum 31. März 2022″, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth am Donnerstag. Nach der derzeit geltenden Regelung ist die vollständige Erstattung nur noch bis zum Jahresende möglich.

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