Düstere Aussichten oder Entwarnung? Worauf sich die Wirtschaft in diesem Jahr einstellen muss
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Der Arbeitsmarkt zeigt sich bislang unbeeindruckt von den düsteren Prognosen.
© Quelle: Carsten Koall/dpa/Symbolbild
Berlin. Wie stark wird im neuen Jahr der Abschwung? Das ist die Eine-Million-Dollar-Frage, die derzeit in vielen Chefetagen und Konjunkturabteilungen für Diskussionen sorgt. Hier die Fakten, zunächst die Positiven:
Bislang hat sich die deutsche Wirtschaft trotz der Energiekrise erstaunlich robust gezeigt. Selbst im dritten Quartal, als viele mit einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung gerechnet hatten, stand am Ende noch ein kleines Wachstum von 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal.
Die Erzeugerpreise sind zum Jahresende hin drastisch gesunken, die Verbraucherpreise haben sich stabilisiert. Und an den Energiebörsen gab es nach Monaten der Panik ein allgemeines Aufatmen. Gas und Öl werden inzwischen wieder zu Preisen wie vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine gehandelt. Der Arbeitsmarkt zeigt sich von alldem ohnehin weitgehend unbeeindruckt.
Fällt die Wirtschaftskrise in Deutschland also aus, wie zuletzt mache hofften? Ganz so rosig ist die Lage dann doch nicht. Im vierten Quartal des vergangenen und im ersten Quartal dieses Jahres dürfte die Wirtschaft nach Vorhersage der allermeisten Ökonomen schrumpfen – wenn auch weniger stark als befürchtet.
Risiko China
Allerdings gibt es konjunkturelle Risiken, deren Folgen noch nicht absehbar sind. Das größte, neben einer Eskalation des Ukraine-Krieges, heißt China. Die heftige Corona-Welle im Reich der Mitte hat das Potenzial, auch der Weltwirtschaft schwer zu schaden. „Die Lieferketten werden wieder einbrechen“, warnte die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier jüngst im Handelsblatt.
Die Blockaden im Handel hätten sich „gerade erst einigermaßen aufgelöst“, so die Ökonomin von der US-Universität Berkeley. „Wenn aber die chinesischen Häfen und Fabriken geschlossen werden, weil fast alle Beschäftigten krank sind, zieht das dramatische wirtschaftliche Folgen nach sich.“ Erneute Lieferprobleme könnten die Preise für Rohstoffe und Vorprodukte in die Höhe treiben, und so der Inflation neue Nahrung geben.
Auch als Motor der globalen Konjunktur dürfte China weitgehend ausfallen. Die Weltbank hat ihre Wachstumserwartungen für das Land in diesem Jahr von 8,1 auf 4,3 Prozent nach unten korrigiert. Man sehe „erhebliche Risiken“, hieß es.
Deutschlands Gasspeicher sind gut gefüllt
Deutschland wird sich vom chinesischen Abwärtssog nicht ganz befreien können, wobei hierzulande die Fragen entscheidender sein dürfte, ob die Energieversorgung auch ohne Russland gelingt. Zuletzt sah es in dieser Hinsicht gut aus – auch wegen der milden Temperaturen. Einen Füllstand der Gasspeicher von über 90 Prozent meldete die Bundesnetzagentur zum Jahresende – Tendenz steigend.
Kommt Deutschland mit zum Teil gefüllten Speichern aus dem Winter, dürfte auch der nächste kein Problem werden. Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte zuletzt einen Speicherstand von 40 Prozent Anfang Februar als Voraussetzung dafür genannt, dass es auch für den Winter 2023/24 „gut“ aussehe. Derzeit spricht vieles dafür, dass der Füllstand deutlich höher liegen dürfte.