Check-Now-Service: Schufa will Kontoauszüge von Verbrauchern auswerten
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/OBAV2ZWY6RBVTAZE2FBF7X5XWU.jpg)
Wer in den Service Check Now der Schufa einwilligt, akzeptiert damit, dass seine Kontoauszüge analysiert werden.
© Quelle: imago images / CHROMORANGE
Wiesbaden. Check Now heißt ein neues Angebot der Wirtschaftsauskunftei Schufa, das derzeit zusammen mit dem Telefonanbieter Telefónica/O2 getestet wird. Der Service soll vor allem Verbrauchern mit schlechter Bonität zugutekommen. Nach Recherchen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ hat die Sache jedoch einen Haken: Wer auf das Angebot eingeht, akzeptiert damit gleichzeitig, dass seine Kontoauszüge analysiert, zwölf Monate lang gespeichert und weiterverarbeitet werden dürfen.
Detaillierte Persönlichkeitsprofile könnten entstehen
Aus internen Dokumenten, die dem Rechercheverbund vorliegen, gehe hervor, dass die Schufa mit diesem Dienst offenbar das Ziel verfolge, einen detailgetreuen Einblick in Millionen Kontoauszüge zu bekommen. Damit könnte die Auskunftei nachvollziehen, wie viel Gehalt die Kunden bekommen, welche Versicherungen sie haben oder wie hoch ihre Stromkosten sind. Aus diesen Kenntnissen könnte womöglich eine Art Superscore entstehen.
Datenschützer sind alarmiert. Der ehemalige Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar sagte gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“, er fürchte, dass umfassende Persönlichkeitsprofile entwickelt werden, die sich nachteilig für die Verbraucher auswirken könnten. „Wenn jemand sich an irgendwelchen Onlinewetten beteiligt, dann wird das sich sicherlich nicht positiv auf die Bonität auswirken“, sagte er. Die tatsächliche Reichweite einer Einwilligung in Check Now sei zudem nicht überschaubar.
Bayrische Datenschützer kontrollieren den Fall
Die Schufa betont, dass in der jetzigen Testphase noch keine Daten gespeichert werden – und verweist in einer aktuellen Pressemitteilung darauf, dass die Datenverarbeitung ohnehin freiwillig sei. Daten von Kontoauszügen würden nur bearbeitet werden, „wenn der Verbraucher – und zwar ausdrücklich und unabhängig von der eigentlichen Dienstleistung – eine gesonderte Einwilligung“ erteile.
Inwiefern sich Check Now nach der Testphase verändert, dazu wollte die Auskunftei gegenüber dem Rechercheverbund keine Angaben machen. Bisher hat die Schufa nach eigenen Angaben keine Informationen über das Einkommen oder das Vermögen der Verbraucher. Das könnte sich mit den neuen Plänen ändern. Das zuständige Landesamt für Datenschutzaufsicht in Bayern prüft den Sachverhalt derzeit.
RND/lb