Sein Holzweg ist glänzend: Jasper Schröder misst sich jetzt mit den Großen
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Jubelt im Langenhagen-Trikot: Jasper Schröder unterwegs bei der Deutschen Meisterschaft in Kaarst.
© Quelle: IMAGO/Gora
Hannover. Es ist ein Gänsehautmoment, wenn bei einem internationalen Wettkampf die deutsche Nationalhymne für die Siegerinnen und Sieger gespielt wird. Diese Erfahrung durfte Bahnradfahrer Jasper Schröder bereits mit 16 Jahren machen – bei seinem WM-Triumph 2021 in der Mannschaftsverfolgung in Kairo. „So was realisiert man erst hinterher“, sagt der Youngstar. Als Kind habe er „irgendwie alles gemacht“: Fußball, Judo, Handball, Triathlon. Doch am Ende habe es ihn, auch aufgrund einer Radsport begeisterten Familie, auf die Holzbahn gezogen. „Es wurde immer noch krasser“, erinnert sich Schröder an seine Anfänge: „Auf einmal fährst du zur EM und WM.“
An seine Erfolge im Jahr 2021 konnte Schröder, der für den RC Blau-Gelb Langenhagen startet, auch 2022 anknüpfen. Deutscher U19-Meister in der Einzelverfolgung über die 3000 Meter wurde er, dazu Vizemeister in der Mannschaftsverfolgung über die 4000 Meter. Bei der U19-WM in Tel Aviv holte sich Schröder in der Zweierverfolgung Bronze und mit der Mannschaft Silber. Bei der U19-EM in Portugal wurde es ebenfalls Mannschaftssilber. Doch das war noch nicht alles: Mit einem Paukenschlag hat das Talent sein ohnehin schon erfolgreiches Jahr 2022 beendet.
Jasper Schröder wird in Männerklasse bei DM direkt Zweiter
Im Dezember startete der gerade 18 Jahre alt gewordene Radfahrer nicht mehr in der Junioren-, sondern in der Männerklasse – und wurde bei der Deutschen Meisterschaft im Omnium in Frankfurt (Oder) auf der Bahn direkt Zweiter. Vor seiner Premiere in der Klasse der Elitefahrer hatte sich Schröder eher zurückhaltend geäußert. „Das sind Bahnprofis, das wird schon schwierig“, sagte er. „Da möchte ich erst mal Erfahrungen sammeln, das ist schon ein großer Schritt.“ Ein Grund für die Zurückhaltung: Die Distanzen der Rennen sind im Erwachsenenbereich länger. „Dafür braucht es körperlich auch noch eine Entwicklung.“
Jasper Schröder
Radsport, EM- und WM-Medaillen sowie U19-Bahnmeister von Blau-Gelb Langenhagen
Aus Erfahrung sammeln wurde dann doch ein Podestplatz. „Damit habe ich gar nicht gerechnet“, sagt der Schüler immer noch etwas ungläubig. Der Radsport-Mehrkampf Omnium besteht aus vier Ausdauerdisziplinen. Neben dem Scratch und Temporennen über jeweils 40 Runden sowie dem Ausscheidungsfahren kommt noch das Punktefahren über 100 Runden hinzu. „Als ich beim zweiten Rennen Zweiter wurde, entwickelte sich das in eine ganz gute Richtung“, sagt Schröder. Seine Platzierung ist eine kleine Sensation. Auch Familie und Freunde hätten nicht mit der Silbermedaille gerechnet: „Das kam für alle überraschend.“
15 bis 16 Wochen im Jahr im Trainingslager
Auch wenn der großgewachsene und für den Bahnradsport eher dünne Schröder schüchtern und zurückhaltend wirkt, wenn er über das Radfahren redet, fangen seine Augen an zu strahlen. Mit 16 Jahren zog er von Rotenburg (Wümme) in das Sportinternat am Maschsee: „Ich habe mich gut in Hannover eingelebt.“
15 bis 16 Wochen im Jahr ist Schröder im Trainingslager. Zweimal pro Woche Krafttraining, fünfmal pro Woche Radtouren – und das vor oder nach der Schule. „Das muss man halt gut organisieren“, sagt er gelassen. Für ihn ist es mittlerweile ganz normal, vormittags aus dem Flugzeug vom Trainingslager auf Mallorca zurück nach Hannover zu steigen und anschließend direkt zur Schule zu fahren.
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Schröder gibt für seinen Traum viel auf, denn im Gegensatz zu anderen 18-Jährigen sind Partys bei ihm nicht auf der Tagesordnung. Und auch sonst bleibt da „so viel Freizeit gar nicht mehr“. Neben dem sehr erfolgreichen Bahnradsport fährt der 18-Jährige zurzeit auch noch Straßenrennen. „Das ist immer ein Spagat“, sagt der Schüler, der seit diesem Jahr beim Team Rad-Net Oßwald, früher Rad-Net Rose, unter Vertrag steht.
Seine sportliche Einstellung ist sinnbildlich dafür, was man auch flapsig „jugendliche Unbeschwertheit“ nennt. Und das gepaart mit einer ordentlichen Portion Ehrgeiz und Talent. Die nächsten Ziele stehen für Schröder auch schon fest: „Irgendwann wäre Olympia cool.“ Im Jahr 2023 konzentriere er sich auf die Bahn-EM im Männerbereich im Februar. „Es ist natürlich noch einmal was anderes, international zu fahren“, räumt Schröder ein. Dennoch habe er die Podiumsplätze immer fest im Blick.
Von Laura Ebeling