Nach U25-Meisterschaft: Politiker will beim Paratischtennis helfen
Konzentriert an der Platte: Hannes Ruderisch vom TuS Wettbergen.
© Quelle: Foto: Uwe Serreck
Hannover. Die IGS Kronsberg war am vergangenen Samstag Austragungsort der Deutschen U25-Jugend-Meisterschaft im Paratischtennis. Der einzige Teilnehmer aus der Landeshauptstadt war Hannes Ruderisch vom TuS Wettbergen. Er gab alles, konnte die Viertelfinal-Niederlage gegen Oleg Salzmann (SRH Campus Sports Heidelberg) aber nicht verhindern. Im fünften Satz hatte der Zwölfjährige mit 3:1 geführt, musste sich aber letztlich 7:11 geschlagen geben.
Aufgrund des Altersunterschieds war es eigentlich ein ungleiches Duell, da der ältere Heidelberger aufgrund seiner Körpergröße Vorteile hatte. Im Paratischtennis wird aber nicht nach Altersklassen unterschieden, es gibt eine sogenannte Klassifizierung nach Behinderungsgraden. Hannes, der auch im Landeskader des Tischtennis-Verbandes Niedersachsen trainiert, hat eine Spastik in den Beinen, die vor allem weite und schnelle Bewegungen nach außen erschwert. Ein Nichtbehinderter muss sich das so vorstellen, als wären die Unterschenkel mit einem 40 bis 50 Zentimeter langen Seil verbunden. „Diesen Nachteil muss man durch Taktik und Aufschlag-/Rückschlagspiel wettmachen“, erklärt Trainer Felix Burk. Das klappte gut, trotzdem reichte es für Hannes bei seinem dritten Paraturnier nicht zur Medaille.
Niedersachsen hinkt hinterher
Statt der erhofften 120 Teilnehmer waren 61 Spielerinnen und Spieler dabei. „Damit muss man zu Corona-Zeiten leben“, sagte Johannes Urban, Landesfachwart im Behindertensportverband Niedersachsen. Die meisten Aktiven stellten Baden-Württemberg und Hessen. Von den geradezu paradiesischen Bedingungen dieser Bundesländer, die einen hauptamtlichen Landestrainer für Tischtennis beschäftigen, ist Niedersachsen weit entfernt. Laut Urban gibt es nur 20 Aktive, die offiziell an Wettkämpfen teilnehmen. „Aber wir wollen versuchen, unseren Sport weiter voranzutreiben und mehr Spielerinnen und Spieler zu begeistern“, betont er. Umso wichtiger sei es daher die Ausrichtung der Titelkämpfe gewesen.
Der durchführende TK Hannover hatte sich bereits 2019 beworben und den Zuschlag für die DM vor zwei Jahren bekommen. Dem machte Corona einen Strich durch die Rechnung. „Wir wurden davon inspiriert, dass bei uns mittlerweile vier Rollstuhlfahrer spielen“, erzählt Spartenleiter Bernd Grote. Die Rollstuhlfahrer sind die am meisten beeindruckende Gruppe der Paraspieler. Faszinierend mit wie viel Tempo und welcher Raffinesse die Bälle über das Netz fliegen.
Geringe Unterstützung sorgt für Enttäuschung
Doppelt schade, dass nur wenige Zuschauer den Weg in die Halle fanden. Grote ist enttäuscht von der geringen Unterstützung des Tischtennis-Verbandes Niedersachsen (TTVN), der das Turnier nicht einmal in seinem wöchentlichen Newsletter ankündigte. Die Zusammenarbeit soll besser werden. „Wir wollen mit dem TTVN kooperieren“, kündigt Urban an.
Als Schirmherr des Turniers trat der hannoversche SPD-Bundestagsabgeordnete Adis Ahmetovic auf. Vor Beginn der Finalspiele wendete er sich an die Aktiven und versprach: „Wir müssen mehr tun, um solche tollen Veranstaltungen zu unterstützen und mehr für Paratischtennis tun. Ich werde mich bei meiner Ministerin einsetzen.“ Vielleicht gibt es dann auch in Niedersachsen demnächst einen Landestrainer.
Von Uwe Serreck
NP