Viel Herzblut, blaue Flecken und Schweiß: Dovydas Zilius (37) macht Schluss mit Motoball beim 1. MSC Seelze

Seelze. Es ist genug: Dovydas Zilius macht als Motoballer des 1. MSC Seelze Schluss. „Irgendwann reicht es“, sagt der 37-Jährige. „Ich habe lange Motoball gespielt, lange erfolgreich gespielt und genug Zeit investiert und genug Spaß gehabt“, sagt der Leistungsträger des Bundesligisten. Er erklärt, wie er zu seiner Entscheidung kam, was sein emotionalstes Erlebnis war und wieso er doch nicht gänzlich geht.
Schon im Alter von sechs Jahren hat Dovydas Zilius auf dem Motorrad gesessen. „Das kam durch meinen Vater, der in Litauen Profi-Motoballer war“, sagt er. Somit waren er und sein knapp fünf Jahre jüngerer Bruder Vygandas früh begeistert von der schnellen Sportart. Das blieb auch nach dem Umzug nach Seelze so. Dovydas entwickelte sich schnell, zeigte sein Talent im Umgang mit dem Ball auf dem Zweirad. Im Alter von 16 Jahren wurde er zunächst litauischer Nationalspieler. Für die deutsche Nationalmannschaft trat er schließlich in den Jahren 2018 und 2019 an, allerdings nicht bei einem großen Turnier. „Das waren nur Vorbereitungsspiele“, sagt er.
Erste Nord-Meisterschaft war besonders
Besonders schön wird ihm der erste Nord-Meistertitel im Jahr 2015. „Das war emotional“, sagt Dovydas Zilius. Es folgten acht weitere Titel im Norden, allerdings kein Erfolg auf Bundesebene. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass der Norden einen Titel holt“, sagt er. Die Voraussetzungen mit Ballungszentrum um Karlsruhe, Spielerdichte, Trainingsmöglichkeiten und gesellschaftlicher und politischer Unterstützung seien dort deutlich besser.
Es gab viele blaue Flecken, viele Gänsehautmomente und auch Tränen.
Dovydas Zilius,
Ex-Motoballer 1. MSC Seelze
In schöner Erinnerung werde er aber auch die Derbys mit dem MSC Pattensen behalten. „Das war sehr cool, und mit 800 Zuschauern sehr stimmungsgeladen.“ Als „ganz geil“ bezeichnet er die früheren Duelle in Jarmen als diese noch keinen Asphaltplatz hatten.
Viele blaue Flecken
Die Entscheidung, nun die Karriere zu beenden, habe er schon längere Zeit in sich reifen lassen und es sich nicht leicht gemacht. „Ich habe sehr viel Herzblut und Schweiß reingesteckt. Es gab viele blaue Flecken, viele Gänsehautmomente und auch Tränen“, sagt er. Der Letteraner ist als Technischer Zeichner beruflich eingebunden, hat zudem zwei Kinder. Besonders die Familie könne nun einen deutlich höheren Stellenwert erfahren.

„Als Erstes habe ich die Entscheidung meinem Bruder gesagt“, sagt Dovydas Zilius. Seine Reaktion: „Natürlich wünscht man sich, dass es nie endet. Aber es ist seine Entscheidung und ich kann sie nachvollziehen.“ Er bedauert als Spielertrainer auch: „Es wird Qualität wegfallen.“
Pattenser lobt Seelzer
Der Pattenser Cheftrainer Jan Bauer schätzt Zilius ebenfalls: „Er war damals in der Jugend schon eine Herausforderung. Es war nie leicht, einen Ball von ihm zu holen.“ Bauer bezeichnet ihn als „sehr guten Motoballer“, der auch menschlich in Ordnung war und „immer für ein Gespräch bereit“ war.

Doch immerhin bleibt Dovydas Zilius den Seelzern noch als Schrauber an den Motoren erhalten. Daran hatte er schon in der Jugend Freude. „Das Schrauben hat mir immer Spaß gemacht“, sagt er. Den ersten Motor baute er im Alter von 13 Jahren neu zusammen. Da das Geld bei den Seelzern durchaus knapp ist, kann sich das weitere Engagement in der Werkstatt nur positiv auswirken. „Wir sind auf jeden Cent angewiesen. Da guckt man schon ganz genau, welche Teile man noch retten kann. Da muss man ein bisschen zaubern.“
Wie es sich anfühlt, im nächsten Frühjahr bei den Heimspielen der Seelzer nur noch auf der Tribüne dabei zu sein, könne er jetzt nur schwerlich sagen. „Es wird wahrscheinlich schon etwas komisch sein. An ein Traineramt denkt er nicht. „Das kommt für mich nicht infrage. Ich möchte den Cut finden: Ein Spiel angucken und mit den Kumpels quatschen.“
NP





