Para-Badminton

Der Respekt ist ihm sicher: Marcel Adam arbeitet hart – und hat Paris fest im Visier

Marcel Adam hat sich in der Weltspitze etabliert.

Marcel Adam hat sich in der Weltspitze etabliert.

Hannover. „Du kannst gern draufhämmern“, ruft Jens Janisch. Und was sein Schützling ihm daraufhin präsentiert, sollte den Bundesstützpunkttrainer durchaus zufriedenstellen. Marcel Adam pariert hochkonzentriert, reaktionsschnell und mit kraftvollen Schlägen so ziemlich jeden Ball, der ihm zugespielt wird. In der bereitgestellten Kunststoffbox befinden sich ca. 720 Bälle, gut die Hälfte davon wird über das Netz geschlagen und muss am Ende wieder zusammengefegt und zurück in die Kiste sortiert werden.

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Was die beiden hier trainieren, hat mit dem weitläufig bekannten „Federball“ rein gar nichts zu tun. Badminton ist erwiesenermaßen die schnellste Ballsportart der Welt, und Marcel Adam vom VfL Grasdorf/Team BEB betreibt Para-Badminton unter fast professionellen Bedingungen. Diese haben ihm im Jahr 2022 bei hochkarätigen internationalen Turnieren in Irland und Spanien Top-Platzierungen eingebracht. Beim Weltranglistenturnier in Kanada schaffte er zudem seinen allerersten Turniersieg überhaupt. Seither steht der Linkshänder im weltweiten Ranking in der Startklasse SL4 (stehend) auf dem vierten Platz.

Der Alltag von Marcel Adam ist strikt geregelt

Unter fast professionellen Bedingungen? „Der Sport nimmt sehr viel von meinem Leben ein, gerade auch durch die Reisen zu den Turnieren. Aber ich arbeite auch halbtags als Steuerfachangestellter,“ erzählt Marcel, der von Geburt an mit einer rechtsseitigen Hemiparese lebt. Glücklicherweise ist sein Arbeitgeber sehr entgegenkommend und ermöglicht dem Sportler, Fehlzeiten durch Überstunden auszugleichen oder online zu arbeiten. „Aus datenschutzrechtlichen Gründen darf ich keine Unterlagen aus dem Büro mitnehmen, aber was möglich ist, mache ich während der Turnierwochen.“

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Der Alltag von Marcel ist strikt geregelt. Zwei bis dreimal am Tag trainiert er an sechs Tagen in der Woche, hinzukommen Trainingslager, Lehrgänge und die Ligaspiele für seinen Verein. „Wenn ich zu Hause bin, spiele ich die Spieltage mit.“ Die sieben Termine zwischen September und März lassen sich meist ganz gut mit dem Leistungstraining vereinbaren. „Aber die internationalen Turniere gehen natürlich vor“, betont der Athlet.

Bewusste Entscheidung für den Leistungssport

Im Alter von sechs Jahren kam Marcel das erste Mal mit Badminton in Kontakt. „Meine Mutter hat damals gespielt und mich einfach mal mitgenommen.“ Viele Jahre spielte er auf Freizeitniveau, erst 2015 ist er in den Leistungssport gewechselt. „Michael Mai vom Niedersächsischen Badmintonverband gibt häufig Trainingsabende in Vereinen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich gerade eine Operation am Fuß hinter mir und konnte nicht teilnehmen, bin aber trotzdem in die Halle gegangen, um mir sein Training anzuschauen.“ Nach einem Gespräch mit Mai, der von 2015 bis 2018 Bundestrainer Para-Badminton war, hatte Marcel seine Entscheidung für den Leistungssport getroffen.

Seitdem galt es, wie in jeder Sportart, Höhen und Tiefen zu bewältigen. „2019 musste ich wegen meiner Ausbildung sportlich etwas kürzer treten“, erinnert er sich. Aber die Erfolgstendenz war grundsätzlich positiv. Und dann ist da noch der ganz große Traum von einer Teilnahme bei den Paralympics. Nachdem der Hildesheimer 2021 die ersten größeren Erfolge eingefahren und starke Gegner geschlagen hatte, wurde aus der Idee „Paralympische Spiele“ immer mehr ein Plan. „Gewinnen hat einfach Spaß gemacht, ich habe mich spielerisch weiterentwickelt und wurde zunehmend von meinen Konkurrenten respektiert. Das hat mich motiviert, Gas zu geben und die Paralympics-Quali zu schaffen“, sagt er.

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Die ersten Turniere im Februar, insgesamt 13 Termine in 2023 und weitere zwei Turniere im nächsten Jahr werden für Paris 2024 von Bedeutung sein. Ebenso ein gutes Abschneiden bei den Weltmeisterschaften und den Europameisterschaften. „Ich sollte nach Möglichkeit immer mindestens ins Viertelfinale kommen, um meinen vierten Weltranglistenplatz zu halten“, formuliert er die Meilensteine. Die sechs besten Turnierergebnisse gehen am Ende in die Qualifikationswertung ein. Ein hartes Stück Arbeit!

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Da ist es wichtig, dass der 28-Jährige zwischendurch seine Aus- und Erholungszeiten hat. „Ich möchte gern ein eigenes Haus auf dem Land haben. Wenn ich morgens durchs Fenster auf ein Feld schauen kann, ist das sehr schön!“ Auch die Zeit mit seiner Freundin Lena Seibert – ebenfalls eine erfolgreiche Badmintonspielerin – ist ihm sehr wichtig. Ein Hobby betreibt Marcel zurzeit hingegen nicht. „Das Training und die Arbeit lasten mich sehr gut aus – da habe ich gar nicht mehr das Bedürfnis nach einem Hobby“, sagt er. Und so wird Marcel mit der Unterstützung seiner Familie, seines Arbeitgebers und des Team BEB seinen Fokus auf die Qualifikation für die Paralympics 2024 legen. Und mit Sicherheit im Training noch ein ums andere Mal ordentlich „draufhämmern“.

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