Fünf Thesen zum F1‑Monat mit Norbert Haug: Verstappen-Eigentor und Mercedes-Ansage
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Norbert Haug blickt auf den Formel-1-Monat.
© Quelle: IMAGO/HochZwei
2,15 Millionen US‑Dollar mehr als erlaubt (148,6) gab das Red-Bull-Team im WM‑Jahr 2021 aus und überschritt damit die vom Internationalen Automobilverband Fia festgelegte Budgetgrenze. Ein Regelbruch, der Folgen nach sich zieht. 7 Millionen Dollar muss der Rennstall als Strafe zahlen, zudem wird die Arbeit im Aerodynamikbereich für zwölf Monate eingeschränkt. Angesichts des Fakts, dass Max Verstappen im Red Bull ausgerechnet 2021 das erste Mal Weltmeister wurde, eine zu geringe Strafe – oder?
Das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) hat dem ehemaligen Mercedes-Motorsport-Chef Norbert Haug diese These vorgelegt – und noch vier weitere. So äußert sich der 69‑Jährige, der die Karrieren der jeweils siebenmaligen (Rekord)Weltmeister Lewis Hamilton und Michael Schumacher von Beginn an begleitete, beide ab dem Juniorenalter gefördert und mit ihnen als Sportchef erfolgreich gearbeitet hat, auch über einen Funk-Zwischenfall beim Brasilien‑GP, als Weltmeister Verstappen seinen Teamkollegen Sergio Perez trotz Aufforderung des Teams nicht passieren lassen wollte. Auch die Zukunft von Mick Schumacher und der Aufschwung von Brasilien-Doppelsieger Mercedes werden besprochen.
These eins: Die Strafe für Red Bull wegen der Überschreitung des Budgetlimits ist zu niedrig ausgefallen
Haug: „Sollte tatsächlich – wie berichtet – eine zirka zweiprozentige Überschreitung vorgelegen haben, dann ist die Strafe dafür durchaus schmerzhaft. Alle neun anderen Teams haben hier laut Testat korrekt gearbeitet und ausgerechnet jenes, das zweimal in Folge den Fahrer-Weltmeistertitel gewonnen hat, schaffte das nicht. Und diese Fehlleistung verleiht Red Bull keineswegs Flügel.“
These zwei: Mit dem Ignorieren der Teamorder in Brasilien hat Max Verstappen viele Sympathien verspielt
Haug: „Teamorder waren nie das, was ich an diesem Sport mochte. Trotzdem steht das Team stets über dem Fahrer und womöglich hat Verstappen mit seiner Verweigerung und seinem Funkspruch nicht nur für sich, sondern auch für Perez und sein Team ein Eigentor geschossen. Sollte es sich herausstellen und belegbar sein, dass der Grund der Verstappen-Verweigerung ein mutwilliger Crash seines Teamkollegen Perez im Monaco-Qualifying dieses Jahres war, der in der Folge eine schnellere Runde von Verstappen vereitelte, dann waren Verweigerung und Funkspruch womöglich der Auftakt für eine äußerst unangenehme Geschichte für alle Beteiligten.“
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© Quelle: dpa
These drei: Mick Schumacher wäre auch als Testfahrer bei Mercedes in der kommenden Saison gut aufgehoben
Haug: „Solange Mick Schumacher in der Formel 1 bleiben kann, ob als Fahrer oder als Ersatzfahrer, hat er den Fuß in der richtigen Tür. Sergio Perez saß auch schon auf der Reservebank, jetzt, am nächsten Wochenende, kämpft er um den Vize-Weltmeistertitel.“
These vier: Der Mercedes-Aufschwung macht Hoffnung für eine spannendere Saison 2023
Haug: „‚Wer Mercedes abschreibt, macht einen Fehler‘ – oft genug bin ich in schwierigen Zeiten für diese Aussage belächelt worden. Aber sie stimmte letztlich immer, und sie wird auch im nächsten Jahr stimmen.“
These fünf: Die Aussage von Fernando Alonso, dass Lewis Hamiltons WM‑Titel nicht so wertvoll seien wie die zwei von Max Verstappen, teile ich nicht
Haug: „Im Fahren ist Alonso ganz offensichtlich weitaus besser als im Zählen. Womöglich hat er auch noch immer nicht die Schmach verarbeitet, die Lewis als Formel‑1-Neuling 2007 dem frischgebackenen Doppelweltmeister zufügte, als Lewis auf Anhieb mit Alonso auf Augenhöhe fuhr. Diese harte Rivalität endete bei beiden mit jeweils einem Punkt zu wenig für den WM‑Titelgewinn. Dass sieben Titel weniger sind als zwei, lassen schon die Grundrechenarten nicht zu. Ich nehme an, Alonso wird diese Einschätzung für immer exklusiv haben.“