Lira-Kurs auf Rekordtief: Was das für den Türkei-Urlaub bedeutet
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Eine Reisende auf einem Markt in Goreme: Souvenirs gibt es in der Türkei derzeit besonders günstig.
© Quelle: imago images/Westend61
Die wirtschaftliche Lage in der Türkei gleich schon seit Jahren einer Achterbahnfahrt. Doch nach der Präsidentschaftswahl Mitte Mai hat sich die wirtschaftliche Schieflage nochmals deutlich verschärft. Seit Beginn des Jahres hat die Lira gegenüber dem Euro 22 Prozent ihres Werts verloren.
Grund dafür sind vor allem staatliche Eingriffe in den Geldmarkt. Um die Kaufkraft der Menschen vor den Wahlen zu stärken, ließ Präsident Recep Tayyip Erdogan die Währung durch den Ankauf von Lira und den Verkauf von Dollar stützen. Doch nun scheinen den staatlichen Banken die Reserven für den Rettungsplan auszugehen – zumindest wird an den Märkten spekuliert, dass die Eingriffe der Notenbank am Devisenmarkt nachlassen. Und das hat weitreichende Folgen. Anstelle einer Entspannung beschleunigt sich der Abwärtstrend sogar.
Reisende aus Deutschland profitieren vom Wertverlust
Für die Menschen in der Türkei bedeutet das einen massiven Wertverlust ihrer Ersparnisse, und das ausgerechnet in Zeiten hoher Inflation (aktuell knapp 40 Prozent). Ein US-Dollar kostet aktuell 23,60 und ein Euro 25,79 türkische Lira (Stand 21. Juni).
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Ein türkischer Händler zählt seine Einnahmen. Die schwache Währung und die hohe Inflation bereiten den Menschen große Sorge.
© Quelle: imago images/ZUMA Wire
Viele Touristinnen und Touristen, die im Sommer einen Urlaub in der Türkei geplant haben, fragen sich nun, was die Finanzprobleme in der Türkei für ihre Reise bedeuten. Die gute Nachricht vorweg: Der Urlaub wird günstiger.
Laut einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes waren die Preise für Unterkünfte und Gaststätten in der Türkei bereits im März 2023 deutlich gesunken. Für eine Hotel-Übernachtung oder für ein Essen im Restaurant in der Türkei zahlten Reisende im Durchschnitt 55,7 Prozent weniger als in Deutschland. Damit ist die Türkei nach Albanien (56,2 Prozent günstiger) das zweitgünstigste Reiseland in der Auswertung.
Für deutsche Touristinnen und Touristen, die angesichts der noch immer recht hohen Inflation in der Heimat (6,1 Prozent im Mai 2023) Geld im Urlaub sparen wollen, ist die Türkei also ein passendes Reiseziel. Denn dort gibt es im Vergleich zu Deutschland nicht nur mehr Sonne und Strände, sondern auch deutlich mehr touristische Waren und Dienstleistungen für das gleiche Geld.
Spareffekt bei Pauschalreisen geringer
Fachleute weisen allerdings darauf hin, dass die Preise in den Urlaubshochburgen aufgrund der stärkeren Nachfrage weniger stark fallen als andernorts. Im Vergleich zum Strandurlaub an der Riviera lässt sich bei einer Reise ins türkische Hinterland also mehr Geld sparen.
Darüber hinaus ist der Spareffekt bei Pauschalreisen meist geringer, da die Reiseunternehmen die Preise bereits lange im Voraus aushandeln. Am meisten sparen Urlauberinnen und Urlauber also, wenn sie auf eigene Faust reisen und Unterkünfte individuell buchen. Aber: Viele türkische Hotels zeichnen ihre Preise in Dollar oder Euro aus, dann zahlen Individualreisende nicht unbedingt weniger. Gleiches gilt für die Flüge: Im Vergleich zu 2022 sind die Ticketpreise um 40 bis 60 Prozent teurer.
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Strandcafé in Antalya: In den Touristenzentren sind die Preise höher als im Rest der Türkei.
© Quelle: imago images/Pond5
Die Türkei steht 2023 hoch im Kurs für einen Urlaub: Von Januar bis Mai wurden in der Türkei rund 966.000 Besucherinnen und Besucher aus Deutschland gezählt. Das sind etwa 20 Prozent mehr als 2022. Bis zum Ende des Jahres erwartet die türkische Regierung insgesamt 60 Millionen Reisende und damit einen neuen Rekordwert.
Ob oder wann die türkische Regierung die Abwärtsspirale der Lira stoppen kann, ist unklar. Die Berufung eines neuen Finanzministers und Vizepräsidenten brachte nach Ansicht von Analystinnen und Analysten bisher keine Veränderungen. Vielmehr gehen die Fachleute davon aus, dass sich die Währungskrise weiter verschlimmern werde.
Südosteuropa günstig, Nordeuropa teuer
Die Auswertung des Statistischen Bundesamtes können Sparfüchse auch generell als Leitfaden für günstige Reiseziele nutzen. Die Preisunterschiede im Vergleich zu Deutschland sind in Südosteuropa am größten. Auf Albanien und die Türkei folgen Bulgarien (52 Prozent günstiger), Griechenland (21 Prozent), Spanien (18 Prozent), Kroatien und Zypern (je 17 Prozent) sowie Italien (5 Prozent).
Deutlich teurer als in Deutschland sind Hotels und Gaststätten dagegen in der Schweiz (61 Prozent teurer), Island (53 Prozent), Dänemark (44 Prozent), Norwegen (41 Prozent), Belgien (21 Prozent), Irland (15 Prozent), Österreich (14 Prozent) und Frankreich (8 Prozent).
Redaktioneller Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals am 8. Juni 2023. Wir haben ihn am 21. Juni aktualisiert.
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