Sänger Roger Waters geht gerichtlich gegen Konzertabsagen in Deutschland vor
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Roger Walters 2018 bei einem Konzert in Rom, Italien.
© Quelle: IMAGO/ZUMA Wire
London, Köln. Der britische Sänger Roger Waters geht rechtlich gegen die geplanten Konzertabsagen in Frankfurt am Main und München vor. „Diese Maßnahmen sind verfassungswidrig, ungerechtfertigt und beruhen auf der falschen Anschuldigung, Roger Waters sei antisemitisch, was er nicht ist“, teilte sein Management, Mark Fenwick Management, am Dienstagabend in London mit.
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Als Ergebnis dieser „einseitigen, politisch motivierten Aktion“ habe Waters seine Anwälte beauftragt, „um diese ungerechtfertigte Entscheidung aufzuheben“. Waters sei der Ansicht, „dass dieser eklatante Versuch, ihn zum Schweigen zu bringen, ernsthafte und weitreichende Folgen für Künstler und Aktivisten in der ganzen Welt haben könnte, wenn er nicht angefochten wird“, teilte das Management mit.
Anwälte kritisieren Rechtsbruch
Die Rechtsanwälte des Sängers werfen deutschen Städten kalkulierten Rechtsbruch vor. Nach aktueller Rechtslage wäre es unrechtmäßig, einen derartigen Beschluss zu fassen und die Verträge für die Auftritte zu kündigen – das sei auch allen bewusst, sagte der Kölner Rechtsanwalt Ralf Höcker am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in München. Fans haben indes Petitionen für den Pink-Floyd-Mitbegründer Waters im Internet gestartet.
Der Münchner Stadtrat will sich am Mittwoch (22. März) mit einer möglichen Vertragskündigung für das am 21. Mai geplante Konzert befassen, hat zuvor aber die Regierung von Oberbayern um eine Rechtsprüfung gebeten. Auch in Frankfurt soll das Konzert abgesagt werden, das hat der Magistrat im Einvernehmen mit der Landesregierung am 24. Februar beschlossen. Die Messe Frankfurt, die die Halle für das Konzert am 28. Mai vermietet, wurde per Gesellschafterbeschluss angewiesen, den Vertrag mit dem Veranstalter „unverzüglich aus wichtigem Grund außerordentlich zu kündigen“. Vom Tourveranstalter hieß es zuletzt, man habe die Entscheidung „zur Kenntnis genommen“. Auch in Hamburg, Berlin und Köln gab es Proteste.
Anwalt kündigt an, vor Gericht zu ziehen
Rechtsanwalt Höcker kritisierte die Kommunen. „Hier wird falsch verstandene Symbolpolitik betrieben, die absolut nichts bringt im wichtigen Kampf gegen Antisemitismus, die aber Millionen an Steuergeldern kostet“, sagte er und verwies auf die Kosten möglicher gerichtlicher Auseinandersetzungen. Zudem machten sich die Kommunen schadenersatzpflichtig. So seien wegen der aktuellen Diskussion die Ticketverkäufe massiv eingebrochen. Dabei müssten Zuschauer nichts befürchten. „Alle Konzerte in Deutschland werden durchgeführt, der Vorverkauf geht weiter“, betonte der Jurist.
Im Falle von Absagen kündigte Höcker an, vor Gericht zu ziehen, notfalls im Eilverfahren, um Waters Zugang zu Veranstaltungsräumen der öffentlichen Hand wie der Münchner Olympiahalle zu verschaffen. Das werde weitere enorme Kosten für die Kommunen nach sich ziehen, etwa für Gutachten und Prozesse. Das sei eine sinnlose Vergeudung an Steuergeldern, die in die Millionen gehen könne.
Antisemitismus-Vorwürfe gegen Waters
Im Februar 2023 kündigten die hessische Landesregierung und der Magistrat der Stadt Frankfurt an, das für den 28. Mai in der Frankfurter Festhalle geplante Konzert von Waters abzusagen. Grund sei das „anhaltend israelfeindliche Auftreten“ des Mitgründers der Rockgruppe Pink Floyd, teilte die Stadt am 24. Februar mit. Die Stadt Frankfurt am Main ist gemeinsam mit dem Land Hessen, das sich ebenfalls für eine Absage ausgesprochen hat, Gesellschafter der Messe Frankfurt GmbH, der die Festhalle gehört.
Die Stadt Frankfurt führte an, dass Waters mehrfach einen kulturellen Boykott Israels gefordert, Vergleiche zum früheren Apartheidregime Südafrikas gezogen und Druck auf Künstler zur Absage von Veranstaltungen in Israel ausgeübt habe. Immer wieder sei der Musiker wegen antisemitischer Verschwörungstheorien aufgefallen, die er unter anderem Medien, die der Hamas nahestünden, verbreitet habe. Auch die Jüdische Gemeinde Frankfurt hatte mit einem Bündnis jüdischer Verbände die Absage des Waters-Konzerts gefordert.
Im Rahmen der Tour „Roger Waters - This Is Not a Drill“ sind sechs Konzerte in Deutschland geplant.
RND/epd