Schweres Erbe: Vor diesen Herausforderungen steht König Charles
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Steht vor vielen Herausforderungen: König Charles III..
© Quelle: Carl De Souza/PA Wire/dpa
London. Als die Kirchengemeinde am Ende des Gottesdienstes in Windsor die Nationalhymne „God Save the King“ anstimmte, sah König Charles III. nicht nur traurig, sondern auch ausgezehrt aus. Es waren zweifellos anstrengende Tage für den 73‑Jährigen. Er und seine Familie trauerten vor den Augen der Welt. Die Gedenkfeier am Montag markierte das Ende des zweiten Elisabethanischen Zeitalters und den Beginn der Regentschaft von Charles. Eine neue Ära mit vielen Herausforderungen für den Monarchen.
Die Vorbereitungen für das nächste gigantische Ereignis haben bereits begonnen: die Krönung von König Charles III. Bevor der Monarch die Insignien der Macht, Krone, Zepter und Reichsapfel, überreicht bekommt, werden aber noch Monate vergehen. Es ist üblich, nach der Beerdigung einige Zeit verstreichen zu lassen. Im Fall von Königin Elizabeth II. verging nach ihrer Thronbesteigung im Februar 1952 mehr als ein Jahr. Die britische Tageszeitung „The Telegraph“, die bei königlichen Themen oft gut informiert ist, geht davon aus, dass die Krönung im Frühjahr oder im Sommer 2023 stattfinden wird.
Welche Strategie verfolgt „Klimakönig“ Charles?
Die Zeitung spekuliert außerdem, dass die Zeremonie deutlich kürzer, kleiner und günstiger wird als jene von Charles’ Mutter. In den vergangenen Tagen regte sich Kritik an den pompösen und damit teuren Veranstaltungen zu Ehren der verstorbenen Queen. Wie viel die zehntägige Trauerphase gekostet hat, ist noch nicht bekannt. Die Beerdigung der Mutter von Königin Elizabeth II., „Queen Mum“, im Jahr 2002 jedenfalls ist mit umgerechnet über 6 Millionen Euro zu Buche geschlagen. Die Gedenkfeierlichkeiten zu Ehren von Königin Elizabeth II. waren wohl deutlich teurer, auch wegen des hohen Sicherheitsaufwandes.
Überdies wird sich Charles auch Strategien im Umgang mit Liz Truss zurechtlegen müssen. Denn während der neue Monarch wegen seines Engagements für die Umwelt von manchen euphorisch als „Klimakönig“ bezeichnet wird, spricht sich die neue Premierministerin offen gegen Solaranlagen aus und preist stattdessen das umstrittene Fracking an. In anderen Worten: Die beiden liegen nicht auf einer Wellenlänge. Für Charles bedeutet das ein Dilemma: Sagt er nichts, bringt er junge Menschen gegen sich auf; stellt er sich offen gegen die Regierung, widerspricht er einer jahrhundertelangen Tradition, nach der sich der Monarch nicht in die Politik einmischen darf.
König Charles III. steht vor großen Herausforderungen
Modernisierung des Königshauses, Klima- und Umweltfragen, dazu Knatsch in der eigenen Familie: Der neue britische König hat viel Arbeit vor sich.
© Quelle: dpa
Auch die Familie bereitet Sorgen
Kopfzerbrechen dürften Charles auch die Streitigkeiten innerhalb seiner Familie bereiten. Denn während die Öffentlichkeit Königin Elizabeth II. als „Großmutter der Nation“ vieles nachsah, werden Britinnen und Briten nun genauer hinschauen. Prinz Andrew durfte zwar an den Gedenkfeierlichkeiten teilnehmen, gilt wegen seiner Bekanntschaft mit dem verurteilten und inzwischen verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein jedoch als Persona non grata. Charles wird versuchen, seinen Bruder auf Abstand zu halten.
Für Sprengstoff könnten außerdem Harry und Meghan sorgen. Das Paar hat seit dem Umzug in die USA immer wieder mit provokanten Bemerkungen über das Königshaus auf sich aufmerksam gemacht. Auch wenn sich die beiden in den vergangenen Tagen gemeinsam mit der Familie in der Öffentlichkeit zeigten, Hoffnungen auf eine Versöhnung sind übertrieben. Der Streit zwischen Charles und seinem Sohn und der Schwiegertochter ist nicht beigelegt. Harry hat für dieses Jahr zudem die Veröffentlichung seiner Memoiren angekündigt.
Wird Charles diese Herausforderungen meistern? Ein Blick in die Geschichte stimmt zumindest teilweise hoffnungsvoll. Während Charles I. durch sein Streben nach absolutistischer Herrschaft das Parlament gegen sich aufbrachte und infolgedessen 1649 geköpft wurde, war sein Sohn Charles II. deutlich beliebter. Er pflegte zwar viele Affären, besuchte Prostituierte und hatte uneheliche Kinder, sicherte durch seine pragmatische Art jedoch den Fortbestand der Monarchie.