Kritik in britischen Medien

„Unverzeihlich“ – Kopfschütteln in Großbritannien über deutsche Panzerblockade

Der britische Premierminister Rishi Sunak (r.) unterhält sich mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

Der britische Premierminister Rishi Sunak (r.) unterhält sich mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

London. Der britische Außenminister James Cleverly ist per Video zugeschaltet, als er sich den Fragen der BBC-Journalistin Laura Kuenssberg am Sonntag stellt. Sie will von ihm wissen, ob er enttäuscht ist, dass die Deutschen sich mit ihrer militärischen Unterstützung für die Ukraine zurückhalten. Cleverly rückt seine Brille zurecht, weicht der Frage aber schließlich aus. Premierminister Rishi Sunak habe völlig zu Recht betont, dass es das Humanste wäre, wenn dieser Krieg schnell zu Ende ginge, sagt er.

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Er räumt jedoch auch ein, dass die Ukraine mit den modernsten gepanzerten Fahrzeugen ausgerüstet werden sollte. „Der Leopard 2 ist ein unglaublich effektives Stück militärischer Ausrüstung“, betont der konservative Politiker. Kuenssberg resümiert: „Wenn man zwischen den Zeilen liest, hört man, dass Sie ziemlich frustriert von den Deutschen sind.“

Britische Medien diskutieren die zögerliche Haltung Deutschlands

Während die Politik der Bundesregierung üblicherweise nur selten Eingang in die Schlagzeilen britischer Tageszeitungen findet, ist das dieser Tage anders. Zahlreiche Medien diskutieren die zögerliche Haltung Deutschlands in Bezug auf die Lieferung von Kampfpanzern. Die Boulevardzeitung „The Daily Mail“ bezeichnete das Vorgehen gar als „unverzeihlich“ und vermutet dahinter „zynische Berechnungen“ der Bundesregierung. Berlin strebe nach wie vor danach, die wirtschaftlichen Verbindungen zu Russland so schnell wie möglich wiederzubeleben, war dort zu lesen.

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Um zu zeigen, dass Großbritannien bereit ist, die Unterstützung zu intensivieren, und um den Druck auf Deutschland zu erhöhen, hatte das Land bereits Mitte Januar zugesagt, in den kommenden Wochen 14 Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 in die Ukraine zu schicken. Wie der Leopard 2 gehört er zu den modernsten Panzern westlicher Bauart, ist allerdings nicht so weit verbreitet. Das macht ihn angesichts möglicher Lieferanten und der Verfügbarkeit von Munition und Ersatz­teilen weniger attraktiv für Kiew. Obwohl Großbritannien rund 230 Challenger 2 besitze, sei aktuell überdies nur ein Bruchteil davon einsatzfähig oder könne entbehrt werden, betonen Experten.

Großbritannien lieferte früher als andere Länder militärisches Equipment

In Großbritannien stehen Politik und Medien dem Kreml schon seit Jahren äußerst skeptisch gegenüber. Gründe dafür sind unter anderem die Nähe der Briten zu den USA sowie die Giftanschläge auf die russischen Ex-Agenten Alexander Litwinenko sowie Sergej Skripal auf britischem Boden. Das Vereinigte Königreich lieferte früher als andere Länder militärisches Equipment, darunter 10.000 Panzerabwehrwaffen, an die Ukraine. Überdies bildete das britische Militär schon seit 2015 Streitkräfte in dem osteuropäischen Staat aus.

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Ex-Premierminister Boris Johnson war zudem der erste G7-Regierungschef, der im Frühjahr 2022 nach Kiew reiste. Er wurde begeistert empfangen und schließlich zum wichtigsten Verbündeten des Landes in Europa. Am Wochenende besuchte der Politiker den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj erneut und betonte, dass „Großbritannien die Ukraine so lange wie nötig unterstützen wird“. Vorwürfe, dass Johnson damit die Autorität des aktuellen Premierministers Rishi Sunak untergraben würde, wies er zurück.

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