„Ich bringe harte Fälle, wenn sie bereit sind“

Der Mann hinter der Trump-Anklage: Wer ist Staatsanwalt Alvin Bragg?

Alvin Bragg, Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, ermittelt gegen Ex-Präsident Trump wegen Schweigegeldzahlungen. Eine Anklage in dem Fall erscheint immer wahrscheinlicher. Foto: Mary Altaffer/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Alvin Bragg, Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, ermittelt gegen Ex-Präsident Trump wegen Schweigegeldzahlungen. Eine Anklage in dem Fall erscheint immer wahrscheinlicher. Foto: Mary Altaffer/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

New York. Mit der historischen Anklage gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump dürfte auch Alvin Bragg, Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, in die US-Geschichte eingehen. Noch nie zuvor musste sich ein Präsident der Vereinigten Staaten vor Gericht behaupten. Mit der Anklageerhebung gegen Trump ändert sich das nun.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der Ex-Präsident sprach am Donnerstag von „politischer Verfolgung und Wahlbeeinflussung auf dem höchsten Niveau der Geschichte“. Auch diverse Republikaner reagierten empört und nannten den beispiellosen Schritt skandalös. Staatsanwalt Bragg dürfte sich mit dem historischen Schritt als erster schwarzer Chef-Ankläger Manhattans zum Feindbild der amerikanischen Rechten gemacht haben.

Bragg erlebte selbst Kriminalität

Dabei gilt der 49-Jährige trotz seiner Zugehörigkeit zur demokratischen Partei als nicht übermäßig interessiert an politischen Ränkespielen. Bragg wuchs in den 80er-Jahren im Manhattaner Viertel Harlem auf und erlebte Kriminalität am eigenen Leib: „Bevor ich 21 Jahre alt war, wurde sechs Mal eine Waffe auf mich gerichtet: drei Mal von Polizisten und drei Mal von Leuten, die keine Polizisten waren. Ich hatte ein Messer an meinem Hals, eine halbautomatische Waffe an meinem Kopf und ein Mordopfer vor meiner Haustür“.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Hälfte der US-Bevölkerung sieht politische Motivation hinter Trump-Verfahren

Gegenwärtig prüft eine Anklagejury in New York ein Verfahren gegen den Ex-Präsidenten, was ein historisch einmaliger Vorgang wäre.

Das schrieb der Familienvater zwei Tage nach Antritt als Bezirksstaatsanwalt im Januar 2022 an seine Mitarbeitenden. Der Havard-Absolvent leitete mit dem Memo nach einer knapp gewonnen Wahl seine neue Agenda ein, die ihm viel interne Kritik und Widerstand der Polizei einbrachte: Die Anweisung, mehr Ressourcen auf die Verfolgung schwerer Gewaltverbrechen und weniger auf Vergehen im Zusammenhang mit Drogen oder Prostitution zu verwenden.

„Ich bringe harte Fälle, wenn sie bereit sind“

Auch wurde der Chef-Staatsanwalt in den vergangenen Monaten dafür kritisiert, zu zaghaft gegenüber Trump zu sein. Vor gut einem Jahr kündigten zwei ranghohe Staatsanwälte aus Braggs Büro, Mark Pomerantz und Carey Dunne, nachdem der Chefankläger sich gegen eine Anklage Trumps in einer Ermittlung entschieden hatte.

Pomerantz veröffentlichte schließlich ein Buch, in dem er Bragg als widerwillig darstellte, einen Prozess gegen den Ex-Präsidenten anzustreben. Der eher medienscheue Bragg konterte in einem seiner wenigen TV-Interviews: „Ich bringe harte Fälle, wenn sie bereit sind“. Und der Fall von Mark Pomerantz sei eben noch nicht bereit gewesen.

What’s up, America?

Der wöchentliche USA-Newsletter liefert Hintergründe zu den amerikanischen Entwicklungen in Politik, Gesellschaft und Kultur - immer dienstags.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Diese Hürde scheint die Anklage Trumps wegen Schweigegeldzahlungen an Pornodarstellerin Stormy Daniels nun genommen zu haben - was für Bragg persönlich und auch seine Mitarbeiter wohl einen politischen Feuersturm durch die amerikanische Rechte bedeutet.

Diese zeichnet Bragg als Demokrat, der weich gegenüber Kriminellen ist und lieber politische Gegner durch den Missbrauch seiner Macht aus dem Weg räumt, als für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Eine indirekte Wahlkampf-Unterstützung Braggs durch den bei Konservativen verhassten US-Investor George Soros gibt zusätzliche Munition.

Trump feuert gegen Bragg

Trump selbst hatte Bragg zuvor bereits als „Rassist“ bezeichnet. Und der Aufruf an seine Anhänger, gegen die Anklage - und Trumps angebliche Festnahme - zu protestieren, erinnerte viele Amerikaner fatal an Trumps Widerstandsrhetorik direkt vor der Erstürmung des Kapitols am 6. Januar 2021.

Während die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Gerichtsgebäude in Manhattan zuletzt bereits erhöht wurden, schwor Bragg seine Kolleginnen und Kollegen auf turbulente Wochen und Monate ein. In einem in US-Medien zitierten Brief an die Belegschaft versprach er, dass allen Drohungen gegen die Staatsanwaltschaft nachgegangen werde: „Wir tolerieren keine Versuche, unser Büro einzuschüchtern oder die Rechtsstaatlichkeit in New York zu bedrohen“.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

RND/dpa

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken