Gezielte Desinformation

Russischer Fakeanruf: Merkel fällt auf falschen Poroschenko herein

Zwei dem Kreml nahestehende Satiriker behaupten, Angela Merkel ein Gespräch mit dem ehemaligen ukrainischen Präsidenten vorgetäuscht zu haben.

Berlin/Moskau. Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist nach Angaben der auf Desinformation spezialisierten russischen Trolle Wowan und Lexus auf ein inszeniertes Telefonat zum Ukraine-Konflikt reingefallen. Die kremlnahen Interviewer veröffentlichten am Montag Auszüge daraus. Merkels Büro in Berlin bestätigte der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass es ein Telefongespräch gab. „Ich kann ein Telefonat mit einem Anrufer bestätigen, der sich als der frühere (ukrainische) Präsident Petro Poroschenko ausgegeben hatte“, teilte eine Sprecherin Merkels auf Anfrage der dpa mit.

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Russisches Komikerduo steckt hinter Fakeanruf

„Das Telefonat fand am 12. Januar 2023 statt, unterstützt mit deutsch-ukrainischer Übersetzung des Sprachendienstes des Auswärtigen Amtes“, heißt es in einer Stellungnahme von Merkels Büro. „Die Bundeskanzlerin a. D. informierte das Auswärtige Amt anschließend über den Eindruck, den sie von dem Anrufer während des Telefonats gewonnen hatte.“

Der Fakeanruf reiht sich in eine lange Liste von Anrufen ein, mit denen es dem kremlnahen Komikerduo gelungen ist, Politikerinnen und Politiker zu täuschen. Im vergangenen Jahr hatten sie Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey reingelegt und sich in einem Videotelefonat als Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko ausgegeben.

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Deutsche Kremlpropagandisten beteiligt

Die Videos dieser Fakeanrufe sind mehr als bloße Comedy, sie dienen der russischen Kriegspropaganda. Das macht auch der aktuelle Anruf bei Angela Merkel deutlich: Wowan und Lexus hatten offenbar bereits frühzeitig Alina Lipp und Thomas Röper über den Anruf bei Merkel involviert. Die Deutschen Röper und Lipp leben in Russland und verbreiten in Onlinemedien und in der Messenger-App Telegram Kremlpropaganda an ein großes Publikum in Deutschland. Die beiden zählen zu den reichweitenstärksten Verbreitern von kremlnaher Desinformation in Deutschland. Auch der Verfassungsschutz hat die Publikationen der beiden im Blick.

Die russischen Komiker Wladimir „Wowan“ Krasnow (links) und Alexej „Lexus“ Stoljarow geben eine Pressekonferenz. (Archivbild)

Die russischen Komiker Wladimir „Wowan“ Krasnow (links) und Alexej „Lexus“ Stoljarow geben eine Pressekonferenz. (Archivbild)

Auf seiner Seite „Anti-Spiegel“ schrieb Röper am Samstag, er „habe bereits einige Male angedeutet, dass es den Prankstern vor Kurzem gelungen ist, eine sehr bekannte Persönlichkeit aus Deutschland reinzulegen“. Wowan und Lexus hätten sich an Alina Lipp und ihn gewandt, „damit wir das Gespräch als Experten mit ihnen im Fernsehstudio analysieren.“ Diese Sendung sei schon vor einigen Wochen aufgezeichnet worden, weshalb er das gesamte Gespräch „schon seit einiger Zeit kenne, aber noch nicht über Details berichten konnte.“

Auswärtiges Amt bestätigt Anruf

Am Montag verbreitete sich ein geschnittenes Video des Fakeanrufs besonders in prorussischen Kreisen im Internet. Das Auswärtige Amt bestätigte am Montag in der Bundespressekonferenz lediglich, dass der Anruf mit Übersetzung des Sprachendienstes stattfand, äußerte sich jedoch nicht zu Details. Regierungssprecher Steffen Hebestreit wollte sich auf Anfrage nicht näher dazu äußern, welche Sicherheitsvorkehrungen die Bundesregierung getroffen hat, damit Politikerinnen und Politiker nicht auf derartige Fakeanrufe hereinfallen.

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Merkel hatte in ihrer Amtszeit häufig mit Poroschenko zu tun. Der heute 57-Jährige war als Vorgänger des heutigen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj von 2014 bis 2019 im Amt.

RND/feh/dpa

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