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Das Ende der männlichen Sicherheitskonferenz

Sanna Marin tanzt einfach weiter

Die finnische Minister­präsidentin Sanna Marin bei der Münchner Sicherheits­konferenz.

Die finnische Minister­präsidentin Sanna Marin bei der Münchner Sicherheits­konferenz.

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München. Im Sommer vergangenen Jahres stand Sanna Marin in allen Medien dieser Welt – und hatte daheim ziemlichen Ärger. Damals waren Fotos aufgetaucht, auf denen Finnlands Regierungschefin auf einer Party beim Tanzen zu sehen war. Man darf sagen: Sie tanzte ausgelassen und hatte nach eigenen Angaben (Donnerwetter!) sogar Alkohol getrunken. Es gab Fragen: War das angemessen für eine Frau in dieser Position? Marin musste sich tagelang rechtfertigen und einem Drogentest unterziehen.

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Jetzt war die 37-Jährige auf der Münchner Sicherheits­konferenz zu Gast. Dabei wurde klar: Sie lässt sich die Lebensfreude nicht nehmen. Das sagt auch etwas über den Wandel der Veranstaltung aus, auf der Marin sprach.

Früher fast durchweg Männer

Die Sicherheitskonferenz, die 1963 erstmals stattfand und seinerzeit noch Wehrkunde­tagung hieß, war jahrzehntelang eine fast durchweg männliche Veranstaltung. In den Armeen dieser Welt gab es keine Frauen, in der Politik nur wenige. Das hat sich im Laufe der Jahre sehr geändert – und auch der Sicherheits­konferenz ein anderes Gesicht gegeben. So spielte die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton in der bayerischen Landes­hauptstadt schon vor Jahren eine ebenso prominente Rolle wie die erste deutsche Verteidigungs­ministerin Ursula von der Leyen (CDU).

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Der neue Leiter der Konferenz, Christoph Heusgen, hat sie nun an verschiedenen Stellen modernisiert – und dabei unter anderem eine 50-Prozent-Quote eingeführt. Die Podien sollen zur Hälfte mit Frauen und Männern besetzt sein. Das war das Ziel – und gelingt mühelos.

Politikerinnen gibt es in München nämlich reichlich: Außenministerin Annalena Baerbock, Ursula von der Leyen, die jetzt Präsidentin der EU-Kommission ist, die amerikanische Vizepräsidentin Kamala Harris, Dänemarks Minister­präsidentin Mette Frederiksen, Estlands Premier­ministerin Kaja Kallas und die Präsidentin der von Russland heftig unter Druck gesetzten Republik Moldau, Maia Sandu – die von Frederiksen als besonders mutig gewürdigt wurde.

Dazu gesellen sich zahlreiche Moderatorinnen, darunter Claudia Major von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik und die CNN-Journalistin Christiane Amanpour.

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Kristina Dunz ist für das RedaktionsNetzwerk Deutschland bei der Münchner Sicherheitskonferenz.

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„Wir gehören ins Rampenlicht“

Amanpour war es auch, die das Gespräch mit von der Leyen und Marin führte und zum Schluss auf die Rolle von Frauen in der Politik zu sprechen kam. Die Deutsche sagte daraufhin, zwar gebe es tief verwurzelte Vorurteile, und berichtete von „schwierigsten Zeiten“, als ihre Kinder noch klein waren und stets die Frage nach der Vereinbarkeit ihres Berufs mit der Familie im Raum stand, doch von der Leyen betonte: „Ich möchte alle Frauen ermutigen, auf der Bühne zu stehen. Wir gehören ins Rampenlicht.“ Überdies sei sie „eine große Befürworterin der Frauenquote“.

Marin erklärte: „Es ist wichtig, dass wir die Sicht von allen haben. Frauen sind 50 Prozent der Welt.“ Mit Blick auf die Tanzdebatte des vorigen Jahres ließ sie wissen: „Machen Sie sich keine Sorgen: Ich habe auch nach diesem Vorfall noch getanzt.“

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