Agrarminister Özdemir: Hamsterkäufe liefern Putins Propaganda Munition
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Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat die Bevölkerung aufgerufen, keine Hamsterkäufe zu tätigen.
© Quelle: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
Berlin. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat angesichts der Knappheit in deutschen Supermärkten insbesondere beim Pflanzenöl zu verantwortungsvollem Einkaufen aufgerufen.
„Niemand muss etwas zu Hause hamstern, weder Klopapier noch Sonnenblumenöl“, sagte Özdemir dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Dies würde „erst recht“ dafür sorgen, dass Preise stiegen und bestimmte Produkte rationiert werden müssten. Zudem seien Engpässe Teil von Putins Strategie angesichts des russischen Krieges in der Ukraine: „Er braucht Bilder von leeren Regalen, um Unsicherheit zu streuen. Ich rate dazu, seiner Propaganda nicht unnötig weiter Munition zu liefern!“
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In Deutschland müsse niemand Angst vor Engpässen haben, hierzulande könne man sich mit vielen Lebensmitteln selbst versorgen. „Auch in der Europäischen Union ist die Lebensmittelversorgung gesichert, da muss sich niemand Sorgen machen. Aber anderswo in der Welt kann es dramatisch werden.“
Zudem nutze Putin Nahrung im Krieg als eine Waffe, so Özdemir. „Putin zerstört Krankenhäuser, Kitas, Orte der Nahrungsmittelversorgung – und natürlich nutzt er auch seine Exportmacht.“ Nun räche es sich, dass in den letzten Jahren verhindert worden sei, „eine nachhaltige und krisenfestere Landwirtschaft zu etablieren“. Staatliche Maßnahmen, die jetzt ergriffen würden, könnten die Folgen des Krieges jedoch höchstens abfedern.
„Weniger Fleisch zu essen wäre ein Beitrag gegen Herrn Putin“, betonte Özdemir. Denn in Deutschland würden gut 60 Prozent des angebauten Weizens an Tiere verfüttert. „Grundsätzlich“ sei ein solches System nicht nachhaltig. Genauso würde es aber helfen, „bewusst einzukaufen und weniger Lebensmittel wegzuschmeißen“.
„Wir können nicht mit dem Füllhorn durchs Land gehen, sondern müssen zielgerichtet helfen“
Man müsse davon ausgehen, dass Preise für Lebensmittel ansteigen werden, so der Agrarminister. Zahlen wollte er dazu keine nennen. Angesprochen auf seine Kritik an „Ramschpreisen“ beim Fleisch aus dem vergangenen Dezember sagte der Grünen-Politiker, dass er „kein Wort“ zurücknehmen wolle. Er habe von „Ramschpreisen“ gesprochen, „wenn Lebensmittel zum Teil weit unter Herstellungskosten verkauft oder wenn die wahren ökologischen Kosten der Allgemeinheit aufgebürdet werden“.
Mit Blick auf die Diskussion um Zuschläge des Bundes beim Tanken sprach sich Özdemir indirekt für staatliche Hilfen gegen den Anstieg von Lebensmittelpreisen aus. „Wir können nicht mit dem Füllhorn durchs Land gehen, sondern müssen zielgerichtet helfen. Die Leute müssen Auto fahren, natürlich, nur längst nicht jeder hat ein Auto oder ist darauf angewiesen. Aber jeder muss sich ernähren.“ Deshalb müsse man fragen, „ob eine Entlastung hier nicht zielgerichteter ist als beim Benzinpreis und allen zugutekommt, insbesondere denjenigen, die wirklich Not leiden“.
RND/sic