Stellwerksmanipulationen bei der Bahn: kein Hinweis auf terroristischen Anschlag
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Das Logo der Deutschen Bahn (DB).
© Quelle: Hauke-Christian Dittrich/dpa/Sym
Essen/Köln. Bei den Stellwerksmanipulationen in Leverkusen und drei ähnlichen Vorfällen im Ruhrgebiet vom Sonntag sehen die Ermittler keine Hinweise auf einen terroristischen Anschlag. Die weiteren Ermittlungen liefen deshalb ohne Beteiligung des Staatsschutzes, sagte die zuständige Essener Staatsanwältin Marion Weise am Dienstag.
Die Essener Behörde hatte die Zuständigkeit von der Kölner Staatsanwaltschaft übernommen. Es werde auch noch weiter geprüft, ob zwischen dem Leverkusener Fall und den Vorfällen im Ruhrgebiet ebenfalls am Sonntag an Stellwerken in Essen-Kray, Essen-Stadtwald und Schwelm ein Zusammenhang bestehe.
Teile des Schienennetzes in NRW zeitweise ohne Strom
Laut den Ermittlungen hatten Unbekannte am Sonntag in einem Stellwerk der Bahn in Leverkusen mehrere Notausschalter betätigt und damit Teile des Schienennetzes stromlos gestellt, wie Polizei und Staatsanwaltschaft Köln am Montag mitgeteilt hatten. Als Folge davon hätten Züge vereinzelt automatisch gestoppt. Es sei zu Beeinträchtigungen im Bahnverkehr gekommen. Ermittelt wird wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr. Die Hintergründe seien derzeit nicht bekannt, so die Behörden. Details zu den Attacken in Essen und Schwelm wurden nicht bekannt.
Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands für den Schutz Kritischer Infrastruktur, Holger Berens, vermutete am Dienstag im „Morgenecho“ von WDR 5 einen Zusammenhang: „Es ist sicherlich kein Vandalismus, sondern aus meiner Sicht eine konzertierte Aktion.“ Berens forderte von der Bahn bessere Sicherheitsvorkehrungen. Es dürfe nicht länger hingenommen werden, dass in teilweise sehr alte Stellwerkhäuser einfach eingedrungen werden könne. In dem Verband sind unter anderem Hersteller von Sicherheits- und IT-Sicherheitstechnologie Mitglieder.
Die Bahn war im vergangenen halben Jahr schon mehrmals Ziel von Saboteuren geworden. So hatten Unbekannte am 8. Oktober in Herne und in Berlin Glasfaserkabel des internen Bahn-Mobilfunknetzes gekappt, über das unter anderem Lokführer und Leitstellen miteinander kommunizieren. Der Bahnverkehr in Norddeutschland kam daraufhin für mehrere Stunden vollständig zum Erliegen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sprach von Sabotage, ohne Angaben zu möglichen Tätern oder Motiven zu machen. Im Dezember wurde die Bahn erneut von Saboteuren attackiert: Unbekannte brachen im Essener Stadtteil Dellwig in ein Schalthaus ein und durchtrenntem in Schaltkästen Kabel.
RND/dpa