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Mindestens sechs Tote in Wellington

Großbrand in neuseeländischem Hostel: Polizei vermutet Brandstiftung

Ein Feuerwehrfahrzeug steht außerhalb des Hostels in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington, in dem am frühen Dienstagmorgen bei einem Brand mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen sind.

Ein Feuerwehrfahrzeug steht außerhalb des Hostels in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington, in dem am frühen Dienstagmorgen bei einem Brand mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen sind.

Sydney. Noch gab es keine Festnahmen, doch die neuseeländische Polizei geht derzeit davon aus, dass der Großbrand in einem Hostel in Wellington nicht durch einen Unfall oder Defekt ausgebrochen ist. Derzeit ermitteln die Beamtinnen und Beamten wegen Brandstiftung. Bei dem Feuer am frühen Dienstagmorgen sind mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen.

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Polizeiinspektor Dion Bennett wollte am Mittwoch gegenüber lokalen Medien nicht näher darauf eingehen, warum die Polizei von Brandstiftung ausgeht oder ob beispielsweise Brandbeschleuniger verwendet worden sind. Neben den sechs Toten, die bereits bestätigt wurden, werden nach wie vor bis zu elf Menschen vermisst. „Das Bauchgefühl sagt mir, dass sie steigen könnte“, sagte Bennett über die Zahl der Todesopfer. Bekannt ist, dass zwei Stunden, bevor das große Feuer ausbrach, ein Sofa Feuer gefangen hatte. Ob dieser kleinere Brand letztendlich zu dem großen, tödlichen Feuer führte, ist nicht bekannt.

Mindestens sechs Tote nach Brand in neuseeländischem Hostel

Das Hostel mit rund 90 Zimmern diente als Wohnheim, unter anderem für Bauarbeiter und Krankenhauspersonal.

Das Feuer brach in der Nacht zu Dienstag in der Loafers Lodge in der neuseeländischen Hauptstadt aus. Den ersten Anruf erhielten die Rettungskräfte kurz vor ein Uhr am Morgen. In den Stunden danach spielten sich dramatische Szenen ab. Zeitweise waren über 80 Feuerwehrleute im Einsatz, um den Brand zu bekämpfen, der erst gegen Sonnenaufgang gelöscht werden konnte. „So etwas in dieser Größenordnung haben wir lange nicht gesehen“, sagte der neuseeländische Premierminister Chris Hipkins am Dienstag.

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Keine Sprinkleranlage im Hostel

Berichte von Überlebenden deuten an, wie dramatisch die Lage in dem Hostel war. „Ich war im obersten Stockwerk und konnte nicht durch den Flur gehen“, berichtete einer der Bewohner im Interview mit Radio NZ. Es sei einfach zu viel Rauch in der Luft gewesen. „Also bin ich aus dem Fenster gesprungen.“ Tala Sili sagte, ihm sei klar geworden, dass er verbrennen würde, wenn er nicht aus dem Fenster seines Schlafzimmers in der obersten Etage der vierstöckigen Lodge auf ein darunter liegendes Dach springen würde. Sili kam mit einem verstauchten Knöchel davon. „Es war einfach beängstigend“, meinte er.

Die Suche nach weiteren Opfern ging am Mittwoch weiter. Doch Teile des Gebäudes sind eingestürzt und teilweise ist es zu gefährlich, nach weiteren Leichen zu suchen. Überlebende berichteten davon, dass der Feueralarm durchaus funktionierte. Doch nachdem der Alarm in der Vergangenheit häufig losgegangen sei, hätten ihn nicht alle ernst genommen. Eine Sprinkleranlage gab es in dem Gebäude nicht. Allerdings soll das Wohnheim erst im Februar dieses Jahres eine Brandinspektion bestanden haben.

Identifizierung der Opfer braucht Zeit

Neuseelands oberste Gerichtsmedizinerin, die Richterin Anna Tutton, sagte, dass die Identifizierung der Opfer Zeit in Anspruch nehmen werde. „Die Identifizierung von Menschen, die bei einem Brand ums Leben gekommen sind, kann ein komplexer und zeitaufwendiger Prozess sein“, schrieb sie in einem Statement am Dienstag, das lokale Medien zitierten. Es sei „von entscheidender Bedeutung“, dass dieser Identifizierungs­prozess ordnungsgemäß durchgeführt werde und keine Fehler gemacht würden.

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Auf diesem Videostandbild sind Einsatzkräfte der Feuerwehr bei einem Brand an einem Hostel im Einsatz. Bei dem Brand in Neuseelands Hauptstadt Wellington sind mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen.

Auf diesem Videostandbild sind Einsatzkräfte der Feuerwehr bei einem Brand an einem Hostel im Einsatz. Bei dem Brand in Neuseelands Hauptstadt Wellington sind mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen.

Tamrat Isse Adan, ein weiterer Überlebender des Großbrandes, konnte sich mit einer Jacke und seinem Telefon aus dem Gebäude flüchten. Er war auf dem Weg zur Toilette gewesen, als er bemerkte, dass ein Feuer ausgebrochen war. Es habe überall gestunken und es sei Rauch in der Luft gewesen. „Überall rannten Leute.“ Er selbst sei die Treppe hinuntergerannt und zur Tür hinausgeflüchtet. Er habe im Dunkeln nichts sehen können. „Ich bin sehr traurig“, berichtete er dem lokalen Nachrichtenmedium Stuff. „Mein Nachbar wird vermisst, vielleicht ist er tot.“

Wohnungsmarkt in der Krise

In dem Hostel waren viele Schichtarbeiter untergebracht, aber auch obdachlose Menschen, zahlreiche ältere Menschen und Arbeiter aus dem Gesundheitswesen. Insgesamt gab es 92 Zimmer, die laut lokalen Medienberichten weitgehend ausgebucht gewesen sein sollen. Der Großbrand wirft damit auch ein Licht auf die anhaltende Wohnungsproblematik in Neuseeland, wo Wohnraum extrem knapp geworden ist und die Preise für viele unerschwinglich geworden sind.

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Vonseiten der Behörden hieß es im Februar, dass mehr als 3300 Haushalte in ganz Neuseeland in Notunterkünften wie dem betroffenen Hostel wohnen würden, mehr als 3000 Kinder seien betroffen. Weitere 29.000 Menschen standen damals noch auf einer Warteliste. Die Überlebenden der Tragödie, die alles verloren haben, wurden zunächst in einer alternativen Unterkunft versorgt. Viele hatten nur noch ihre Schlafanzüge. Die Gemeinde Wellington hat inzwischen einen Fonds eingerichtet, um Betroffene finanziell zu unterstützen.

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