Nach dem Vulkanausbruch: Was passiert mit der Asche auf La Palma?
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Einsatzkräfte müssen viele Häuser auf La Palma von Asche und Gestein befreien.
© Quelle: Europa Press/EUROPA PRESS/dpa
Santa Cruz de La Palma. La Palma hat es geschafft: Der Vulkanausbruch ist vorüber. Doch was bleibt, sind Zerstörung, Leid – und vor allem Asche, die der namenlose Vulkan im Gebirge Cumbre Vieja auf der Kanareninsel verteilt hat. „Die Aufräumarbeiten haben am Montag begonnen“, erzählt Vulkanologe Harri Geiger (34) von der Universität Freiburg dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) am Mittwoch.
Für die Arbeiten ist schweres Gerät angerückt. Bagger sollen zunächst die Straßen freiräumen. Doch ganz einfach ist das nicht, wie der Experte erklärt. „Nach vier Metern sind die Einsatzkräfte schon auf rund 120 Grad heißes Gestein gestoßen. Sie tasten sich nun langsam voran“, sagt Geiger. Wie lange die Arbeiten dauern werden, ist noch völlig unklar.
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Harri Geiger steht vor dem ausbrechenden Vulkan auf der Kanareninsel La Palma.
© Quelle: privat
La Palma: Was passiert mit Asche und Gestein?
Eine Frage drängt sich sofort auf: Wohin mit dem ganzen Gestein und der Asche, die der Vulkan mehr als drei Monate ausgespuckt hat? „Es gibt mehrere Möglichkeiten. Die Forschungsteams vor Ort haben viele Proben genommen. Diese werden aktuell noch an der Universität auf Gran Canaria untersucht“, sagt Geiger, der selbst zweimal für Forschungszwecke auf La Palma war.
Die Kleinpartikel bis zwei Millimeter (Asche) können zu Zement verarbeitet werden. Die größeren Partikel bis zu 64 Millimeter („Lapilli“, italienisch für „Steinchen“) sind für die Bauindustrie, aber vor allem für die Landwirtschaft auf der Insel interessant. „Diese Industrie gibt es bereits. Lapilli werden im Normalfall von älteren Vulkanen abgebaut und anschließend weiterverarbeitet. Nur durch sie ist es auf den Kanarischen Inseln überhaupt möglich, Wein und anderes Gemüse ertragreich anzubauen“, erklärt der Vulkanologe. Auch das gröbere Lavagestein könne, wenn es zerkleinert wurde, für den Bau verwendet werden, zum Beispiel auch für die Wiedererrichtung oder Erneuerung der zerstörten Straßen.
Asche und Gestein können beim Wiederaufbau helfen
Bis zur Weiterverarbeitung werden zunächst Asche- und Gesteinsberge aufgeschüttet. „Das wurde teilweise schon während des Ausbruchs getan. Im Ort Las Manchas wurde der vulkanische Auswurf neben einer Tankstelle und einer Kirche gesammelt. Ich gehe davon aus, dass das auch weiter so gehandhabt wird, dass das Material an bestimmten Orten aufgeschüttet wird“, ist sich Geiger sicher.
Ersten Schätzungen der Regionalregierung zufolge hat der Vulkanausbruch einen Schaden von etwa 850 Millionen Euro angerichtet. Der Verkauf der Asche und des Gesteins könnte einen Teil zum Wiederaufbau der Insel beitragen. „Das ist sicherlich ein Geldsegen“, sagt Geiger.
Vulkanwein Cumbre Vieja boomt
Ein Geldsegen war der Vulkanausbruch bereits für einen Winzer auf La Palma. Sein Wein, passenderweise mit dem Namen Cumbre Vieja, war sechs Wochen nach Beginn des Ausbruchs ausverkauft. „Wo der Vulkan zerstört hat, hat er auch etwas anderes geschaffen“, sagt Carlos Lozano, dessen Weingut weitestgehend verschont blieb und nun mit der Vulkanasche noch mehr Ertrag bringen soll.
Rund 2800 Häuser zerstört
Der am 19. September begonnene Vulkanausbruch auf der Atlantikinsel vor der Westküste Afrikas hat fast 2800 Gebäude zerstört und etwa 100 weitere schwer beschädigt. Vor der Küste bildete sich eine neue, rund 50 Hektar große Landzunge aus erkalteter Lava. Am 13. Dezember kam der Vulkan zur Ruhe, sodass der Ausbruch am 25. Dezember vom örtlichen Notfallkomitee Pevolca offiziell für beendet erklärt wurde.
Dennoch warnte Pevolca-Sprecher Miguel Ángel Morcuende, dass der Vulkan jederzeit plötzlich wieder zu neuem Leben erwachen könnte. Zudem seien die immer noch austretenden Gase gefährlich. Alle, die zu ihren Häusern in der Nähe des Vulkans zurückkehrten, um Asche zu beseitigen oder wichtige Gegenstände zu sichern, sollten die Gebäude vorher mindestens 15 Minuten gut lüften.
RND mit dpa