Messerattacke in ICE: Das ist über die Tat und den mutmaßlichen Täter bekannt
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Einsatzkräfte stehen vor der Gaststätte, in dem die Bahnreisenden kurzzeitig untergebracht worden sind. Bei einer Messerattacke im ICE Passau–Hamburg sind am Samstag drei Menschen schwer verletzt worden.
© Quelle: Angelika Warmuth/dpa
Seubersdorf. Bei einer Messerattacke im ICE von Passau nach Hamburg sind am Samstag drei Menschen schwer verletzt worden. Ein 27-jähriger Tatverdächtiger wurde festgenommen. Was bislang über den Fall bekannt ist und was nicht:
Wie lief die Tat in dem ICE ab?
Der ICE 928 war am Samstag kurz nach 9 Uhr auf halbem Weg zwischen Regensburg und Nürnberg, als sich die Tat ereignete. Der Verdächtige griff „unvermittelt und offenbar wahllos“ mehrere Reisende mit einem Messer an, drei Menschen wurden schwer verletzt. Plötzlich sei die Tür des Abteils aufgerissen worden, es habe eine fast panikartige Flucht in den hinteren Bereich des Zuges gegeben, berichtete ein 77 Jahre alter Fahrgast, der zum Zeitpunkt des Angriffs in einem anderen Waggon saß. „Ein Messerstecher! Rennt nach hinten zum Zugende!“, sei gerufen worden.
Unter anderem beim Polizeipräsidium Oberpfalz ging ein Notruf ein: „Messerangriff auf Fahrgäste“, wie Polizeisprecher Florian Beck sagte. Der ICE mit 200 bis 300 Fahrgästen an Bord hielt an dem kleinen Bahnhof Seubersdorf. Weil die Lage zunächst völlig unklar war, rückte die Polizei mit einem Großaufgebot an und räumte den Zug. Ob der 27-Jährige von anderen Fahrgästen oder von Polizeibeamten überwältigt wurde, konnte der Sprecher zunächst nicht sagen. Als Tatwaffe sei ein zusammenklappbares Messer mit einer Klingenlänge von acht Zentimetern sichergestellt worden, so Vizepolizeipräsident Thomas Schöninger. Am Abend wurde der Bahnverkehr auf der Strecke nach längerer Unterbrechung wieder aufgenommen.
In Zusammenhang mit der Messerattacke hat es auch im Thüringer Landkreis Nordhausen eine Durchsuchung gegeben. Diese habe im näheren Freundeskreis des Tatverdächtigen stattgefunden, hieß es am Sonntag im bayerischen Neumarkt in der Oberpfalz von der ermittelnden Staatsanwaltschaft. Die Thüringer Landespolizeidirektion bestätigte entsprechende Maßnahmen im Bereich Nordhausen. Nähere Auskünfte wollten zunächst weder Polizei noch Landeskriminalamt erteilen.
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Der ICE steht am Bahnhof in Seubersdorf.
© Quelle: ---/vifogra/dpa
Was ist über den mutmaßlichen Täter bekannt?
Beim Festgenommenen soll es sich um einen 27-jährigen Syrer handeln, der 2014 nach Deutschland gekommen war. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wohnte er zuletzt in Passau. Er soll psychisch auffällig gewesen sein und im Zug auch um Hilfe gerufen haben, berichtet die „Bild“-Zeitung. Wie Polizeipräsident Norbert Zink bei einer Pressekonferenz in Neumarkt in der Oberpfalz mitteilte, deutet beim Tatverdächtigen vieles auf eine psychische Beeinträchtigung hin. Ein Gutachter gehe davon aus, dass der Mann unter einer „paranoiden Schizophrenie“ leide und wahnhafte Vorstellungen habe, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Gerhard Neuhof. Die Staatsanwaltschaft beantragte, den mutmaßlichen Täter in einer psychiatrischen Klinik unterzubringen. Der Mann hatte nach Informationen der Polizei einen Tag vor der Tat seine Arbeitsstelle verloren.
Bei dem Verdächtigen handelt es sich nach derzeitigem Ermittlungsstand um einen Einzeltäter. Es gibt laut Polizei keine Hinweise auf weitere Verdächtige, es bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung: „Wir suchen niemanden mehr“, so der Polizeisprecher.
Wer sind die Opfer der Tat?
Vizepolizeipräsident Thomas Schöninger berichtete am Sonntagmittag, dass der Tatverdächtige mit einem Messer zunächst einen 26-Jährigen schwer am Kopf verletzt haben soll. Danach soll er zwei 60-Jährigen Schnittwunden zugefügt haben, ehe er offenbar den Waggon wechselte und dort auf einen 39-Jährigen einstach. Drei der Männer wurden dabei schwer verletzt, einer der 60-Jährigen nur leicht. Die beiden jüngeren Männer seien noch immer im Krankenhaus.
Das Bayerische Rote Kreuz versorgte die drei Schwerverletzten vor Ort und transportierte sie in Kliniken. Zudem wurden etwa 200 bis 300 aus dem Zug evakuierte Fahrgäste in einem Saal in der Nähe des Bahnhofs Seubersdorf betreut.
Was ist das Motiv für die Tat?
„Die Motivlage ist weiter unklar“, teilte Polizeipräsident Norbert Zink bei der Pressekonferenz am Sonntag mit. Beim Tatverdächtigen deute aber vieles auf eine psychische Beeinträchtigung hin. Zur Tat gebe es „keine Anhaltspunkte für einen islamistischen Hintergrund“, sagte Kriminaldirektorin Sabine Nagel. Zudem seien bislang keine Hinweise aufgetaucht, dass der 27-jährige Tatverdächtige Mittäter oder Mitwisser hatte. Ein Gutachter gehe davon aus, dass der Mann unter einer „paranoiden Schizophrenie“ leide und wahnhafte Vorstellungen habe, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Gerhard Neuhof. Nach Ansicht des Experten sei der Mann schuldunfähig. Der mutmaßliche Täter ist derzeit in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht.
Wie reagiert die Politik auf den Fall?
Bundesinnenminister Horst Seehofer drückte sein Entsetzen aus und rief zur Besonnenheit auf. „Die grausame Messerattacke im ICE ist furchtbar“, zitierte ihn Ministeriumssprecher Steve Alter im Kurznachrichtendienst Twitter. Er danke den Einsatzkräften der Polizei und dem Zugpersonal „für ihren mutigen Einsatz“. Die Hintergründe der grausamen Tat seien noch unklar und müssten aufgeklärt werden. „Erst dann ist eine Bewertung möglich.“
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Der bayerische Innenminister Herrmann sagte: „Die Polizei arbeitet mit Hochdruck daran, die Hintergründe der schrecklichen Tat und die Motivlage des Täters schnellstmöglich aufzuklären.“
RND/dpa/seb