Erstmals jüdischer Gottesdienst am Ort von zerstörter Synagoge in Nürnberg
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Am Standort der 1938 in Nürnberg zerstörten Synagoge ist am Samstag erstmals wieder ein Jüdischer Gottesdienst gefeiert worden.
© Quelle: Pia Bayer/dpa
Nürnberg. Am Standort der 1938 in Nürnberg zerstörten Synagoge ist am Samstag erstmals wieder ein Jüdischer Gottesdienst gefeiert worden. Die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg hielt ihn dort während des Evangelischen Kirchentags ab. „Ein historisches Ereignis“, nannte der Kirchentag das.
„Mit diesem Gottesdienst am alten Synagogenplatz schaffen wir es, gleichzeitig die Vergangenheit in Erinnerung zu bringen und eine bessere, verständnisvollere gemeinsame Zukunft zu gestalten“, hatte Steven Langnas, Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde, im Vorfeld gesagt. „Weil dieser Gottesdienst großzügigerweise im Rahmen des Kirchentags stattfindet, stärkt er die Brücke zwischen den Religionen.“
Generalsekretärin des Kirchentags: „Ein Geschenk“
Die Generalsekretärin des Kirchentags, Kristin Jahn, zeigte sich sehr dankbar für die Einladung zum Gottesdienst. Der Kirchentag fühle sich geehrt. „Nürnberg steht mit seiner Geschichte für unendliche Schuld - hier wurden die Gesetze verabschiedet, die Millionen von jüdischen Mitmenschen das Leben und ihre Würde genommen haben. Aber hier wurde auch das Unrecht beim Namen genannt und die Menschenrechte niedergeschrieben. Dass wir nun eingeladen sind, gemeinsam mit der Israelitischen Kultusgemeinde zu feiern, ist ein Geschenk - an die Stadt und den Kirchentag.“
Die Hauptsynagoge hatte mehr als 60 Jahre lang am Hans-Sachs-Platz das Bild der Nürnberger Altstadt geprägt, bevor sie 1938 auf Anweisung der Nationalsozialisten abgerissen wurde.
Nürnberg hatte für die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler große Bedeutung, die dort von 1933 bis 1938 ihre Parteitage abhielten.
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Ein dunkelblaues Tuch, das mit einem silbernen Davidstern bestickt ist, hängt während des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentages über einem Pult. Dahinter ist ein historisches Bild der 1938 zerstörten Synagoge am Nürnberger Hans-Sachs-Platz zu sehen.
© Quelle: Pia Bayer/dpa
Im Juni 1943 wurde die Kultusgemeinde nach Angaben des Kirchentags von den Nationalsozialisten aufgelöst und gründete sich im Dezember 1945 neu. Heute umfasst die Gemeinde den Angaben zufolge rund 2500 Mitglieder und ist damit die zweitgrößte Gemeinde Bayerns.
RND/dpa