„Grammatisch“ oder „grammatikalisch“? Gender-Tweet löst Diskussion aus
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Der Hamburger CDU-Politiker und Vorsitzende des Landesverbands Christoph Ploß hält eine Rede im Bundestag.
© Quelle: IMAGO/Political-Moments
Eigentlich ging es in dem Twitter-Posting um Kritik am Gendern, doch der CDU-Landesvorsitzende aus Hamburg hat mit seinem Tweet noch eine ganz andere Diskussion losgetreten. „Die grammatisch falsche Gendersprache hat in Schulen, Universitäten und Behörden nichts zu suchen!“, schrieb CDU-Politiker Christoph Ploß am Samstagnachmittag auf Twitter und veröffentlichte dazu ein Foto, das ihn beim Unterschriftensammeln für die umstrittene Volksinitiative „Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung“ zeigt.
Einige Twitter-User korrigierten Ploß kurz darauf und schrieben, dass „grammatisch“ falsch sei. Ein Nutzer meint: „Grammatikalisch ist das Wort, das in Ihrem Satz richtig gewesen wäre. Und Sie wollen uns erzählen, Gendern gefährde die deutsche Sprache?“ Ein anderer schreibt: „Ein Politiker, der sich um Sprache sorgt, würde ‚grammatikalisch‘ sagen.“ Und wieder ein anderer weist Poß auf weitere Fehler hin:
Ploß selbst antwortete auf Twitter einem User, „beide Formen gehen“ und empfiehlt, mal in einem Wörterbuch nachzuschauen. Liegt Ploß richtig? Tatsächlich sind laut Duden beide Schreibweisen möglich und richtig, auch in diesem Zusammenhang.
Die Hamburger CDU unterstützt die Volksinitiative „Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung“, obwohl deren Sprecherin bei der Anmeldung dieser Volksinitiative wegen homophober Äußerungen in die Kritik geraten war. Sie hatte vergangene Woche auf die „Tatsache“ verwiesen, „dass sich normalerweise Männer und Frauen zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen“, und dann erklärt: „Wenn wir jetzt alle schwul, lesbisch und trans werden sollen, dann ist die Evolution zu Ende.“ Die Hamburger CDU distanzierte sich zwar von den homophoben Äußerungen, will aber trotzdem für die Volksinitiative Unterschriften sammeln, weil das Thema so gut einschlage, berichtet das „Hamburger Abendblatt“. Die AfD hatte ebenfalls ihre Solidarität verkündet.
Entsprechend groß ist auch nun die Kritik unter Ploß' Unterstützungstweet, darunter eine Antwort mit „grammatikalisch korrektem Satz“:
Vielen Kommentatorinnen und Kommentatoren auf Twitter ist das Thema Gendern nach eigenen Angaben ziemlich egal. „Wenn man vom Gender besessen ist“, heißt es da, oder auch: Es gibt riesige Probleme, doch „die CDU sorgt sich lieber ums Gendern“. Bei der CDU ist man da ganz offenbar anderer Meinung. Das „Hamburger Abendblatt“ zitiert aus einem Schreiben an die Mitglieder des Hamburger Landesvorstandes sowie die Kreis- und Ortsvorsitzenden. Darin heißt es: „Zu keinem Thema haben wir in den letzten Monaten mehr positive Anrufe und E-Mails erhalten.“ Unterschriftenlisten würden die Ortsverbände auch noch erhalten – die sie „selbstverständlich beliebig häufig kopieren“ dürften.
RND/scs