Nach dem K-Pop kommt der K-Film

„Kill Boksoon“ bei Netflix: Ode an die Fähigkeiten alleinerziehender Mütter

Eine Szene aus dem Netflix-Film „Kill Boksoon“.

Eine Szene aus dem Netflix-Film „Kill Boksoon“.

Mit dem Oscarerfolg von Bong Joon Hos „Parasite“ öffnete sich 2020 in der internationalen Wahrnehmung für den südkoreanischen Film eine Tür. Die dortige Filmindustrie ist eine der produktivsten, kreativsten und künstlerisch anspruchsvollsten im asiatischen Raum. Aber erst während der letzten Jahre rückte das südkoreanische Kino mit seiner ganzen Bandbreite ins globale cineastische Bewusstsein.

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Eine zentrale Rolle spielt hierbei Netflix. Anfangs kaufte der hungrige Streamingdienst koreanische Produktionen für kleines Geld ein, um seine asiatische Abonnentenschar zu erweitern. Mittlerweile produziert Netflix selbst direkt vor Ort. „Squid Game“ wurde schnell zu einem internationalen Phänomen und den spanischen Serienerfolg „Haus des Geldes“ ließ man in Korea einfach noch einmal neu drehen. So wie sich der K-Pop im Westen – auch in Deutschland – eine treue Fangemeinde erobert hat, haben K-Movies und K-Serien inzwischen ebenfalls in Europa und den USA ihr Publikum gefunden.

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Eine riesige Bandbreite

Schaut man sich das koreanische Portfolio bei Netflix an, wird einem die riesige Bandbreite der Produktionen vor Augen geführt. Das Spektrum reicht hier von der romantischen Komödie „Love and Leashes“, die eine BDSM-Liebesgeschichte fernab spießiger „Fifty Shades of Grey“-Klischees erzählt, über die bittere Gesellschaftssatire „High Society“ bis hin zu dem klassischen Crimethriller „Night in Paradise“ oder dem dystopischen Sittengemälde „Time to Hunt“.

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Seine Vielfalt verdankt das koreanische Filmschaffen neben einem staatlichen Fördersystem der munteren Auflösung der Grenzen zwischen Arthaus und Popkultur. Hierfür ist die neue koreanische Netflix-Produktion „Kill Boksoon“, die bei der diesjährigen Berlinale ihre Weltpremiere feierte, das beste Beispiel. Vorgestellt wird die Titelheldin Gil Boksoon (Jeon Do-yeon) an ihrem Arbeitsplatz in der Unterwelt. In der Kluft einer Hotelangestellten tritt sie mit dem Hackebeil aus dem Baumarkt einem splitterfasernackten, japanischen Schwertkämpfer entgegen.

Ein ausgeklügeltes Martial-Arts-Ballett beginnt, an dessen Ende die Heldin einen Kopf kürzer gemacht wird. Der Kampf fand allerdings nur in Gils Vorstellung statt, die als versierte Kung-Fu-Kämpferin zunächst alle Situationen durchspielt, um die Auseinandersetzung dann mit der besser geeigneten Schusswaffe zu beenden.

„Kill Boksoon“: Einfallsreichtum und viel Liebe zum Detail

Gil ist eine weithin anerkannte Topkillerin in der Agentur MK – ein Konzern für Auftragsmorde, der Jahreshauptversammlungen abhält und in Hogwarts-Manier an einer eigenen Universität den Nachwuchs heranzieht. Zu Hause kämpft Gil jedoch an einer ganz anderen Front. Ihre 15-jährige Tochter Jae-young (Kim Si-A), die nichts vom geheimen Berufsleben ihrer Mutter weiß, verschließt sich ihr zunehmend. So gut Gil auch die Handlungen ihrer Gegner vorhersehen kann – bei ihrer Tochter versagen diese Fähigkeiten. Auch das Mädchen hat seine Geheimnisse. Es ist in seine Schulfreundin verliebt und ein Mitschüler droht, die lesbische Liebesbeziehung öffentlich zu machen. Als Gil ihren Vertrag bei der Agentur nicht verlängern will, um sich mehr um ihre Tochter zu kümmern, zieht bald die mörderische Kollegenschar gegen die Aussteigerin ins Feld.

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Mit Einfallsreichtum und viel Liebe zum Detail füllt Regisseur und Drehbuchautor Byun Sung-hyun die klassische Genregeschichte aus und kann vor allem mit den atemberaubenden, kunstvoll ästhetisierten Kampfsequenzen überzeugen. Ab der Mitte des Filmes rückt zunehmend die Mutter-Tochter-Beziehung ins Zentrum und bestimmt die kontrastreiche Dynamik der Erzählung. Absolut überzeugend und mit sanfter Ironie zeichnet Hauptdarstellerin Jeon Do-yeon ihre Figur, die sich zwischen versiertem Morden und mütterlicher Überforderung ihren Weg durch ein männerdominiertes Berufsumfeld bahnt. Denn jenseits aller Genrefeierlichkeiten versteht sich „Kill Boksoon“ vor allem als stilvoll überzeichnete Ode an die Multitaskingfähigkeiten alleinerziehender Mütter.

„Kill Boksoon“ ist ab Mittwoch, 29. März, bei Netflix streambar.

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