Kinder befassen sich mit Tod und Trauer
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Adrian hat seine Fragen an den Arzt über Krankheit und Leid auf einem Zettel notiert.
© Quelle: Frank Hermann
Groß Munzel. Zum Start in das neue Unterrichtsjahr befassen sich die 22 Kinder aus der Klasse 4a in der Grundschule Groß Munzel mit Themen, die sonst nicht auf dem Stundenplan stehen: Krankheit, Sterben, Tod und Trauer. Fünf Tage lang begleiten sechs ehrenamtliche Helfer des Ambulanten Hospizdienstes Aufgefangen das Projekt „Hospiz macht Schule“ -- um den Kindern zu zeigen, dass Tod und Trauer zum Leben gehören.
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Der Egestorfer Hausarzt Carsten Rädisch stellt sich den Fragen der Grundschüler aus der Klasse 4a zu den Themen Krankheit und Leid.
© Quelle: Frank Hermann
Klassenlehrerin Friederike Wildhage hat sich mit ihren Jungen und Mädchen bereits vor den Sommerferien auf die Projektwoche vorbereitet. „Die Kinder wissen, dass es auch traurige Momente geben kann und sie ihre Gefühle ruhig offen zeigen können“, sagt die Lehrerin, die zudem in einem Elternabend über das Projekt gesprochen hat.
„Dabei gab es überhaupt keine Bedenken bei den Eltern, ihre Kinder an diesem emotional anspruchsvollen Projekt teilnehmen zu lassen. Ganz im Gegenteil“, erläutert Wildhage. Immerhin habe die Grundschule bereits gute Erfahrungen mit „Hospiz macht Schule“ in den Jahren 2017 und 2014 gesammelt. Mittlerweile sei das Projekt in Groß Munzel etabliert.
An den fünf Tagen stehen verschiedene Themen im Mittelpunkt -- zum Beispiel Sterben und Tod, das Traurig-Sein sowie Trost und Trösten. Hausarzt und Palliativmediziner Carsten Rädisch aus Egestorf besuchte am Dienstagvormittag die Klasse 4a, um die Fragen der Viertklässler über Krankheit und Leid zu beantworten. Dabei wollten die Kinder unter anderem wissen, welches die schlimmsten Krankheiten sind und welche Ursachen es für Schmerzen geben kann.
„Solche Fragerunden zeigen, wie sehr sich die Schüler diesen Themen öffnen und ihre Hemmungen ablegen, auch emotionale Dinge an sich heranzulassen“, betont Projektleiterin Brigitte Hürter vom Ambulanten Hospizdienst Aufgefangen.
Fuchsbau erhält 2000 Euro
Der Fuchsbau, ein Projekt des Ambulanten Hospizdienstes „Aufgefangen“, erhält 2000 Euro. Das Geld stammt von der Prowin Winter GmbH aus dem Saarland. Prowin verkauft beispielsweise umweltfreundliche Reinigungstücher in Herzform. Aus den Erlösen fließt Geld in soziale Projekte für Kinder und Jugendliche. „Und weil ich in Barsinghausen wohne, war mir klar, dass 1000 Euro dem Fuchsbau zugute kommen“, sagt Andrea Flügel, die hauptamtlich tätig ist für Prowin. Weitere 1000 Euro stammen aus einem privaten Engagement von Christine Großpietsch. Die Koordinatorin des Hospizdienstes hat eine eigene Kundennummer bei Prowin, woraus eine weitere runde Summe entstand. „Das Geld können für gut für tiergestützte Begleitung der Kinder nutzen“, sagt Jörn Döhnert, einer von rund 25 ehrenamtlichen Mitarbeitern im Fuchsbau. „Wir wollen ein Pferd mieten, und das ist nicht günstig.“ Aber eben auch wichtig, weil Tiere Kindern bei der Trauerarbeit helfen können, beispielsweise mit Vertrauensspielen. Wer die Arbeit im Lebenshaus kennenlernen möchte, sollte sich den 9. September vormerken: An diesem Tag steht der Tag der offenen Tür im Gebäude an der Hinterkampstraße 14 auf dem Programm. hg
Ziel der Projektwoche sei es, Kindern die Angst zu nehmen und Mut zu machen, mit emotionalen Stresssituationen klarzukommen. Denn laut Hürter kommen Jungen und Mädchen oft auf unterschiedliche Weise mit Sterben, Tod und Trauer in Berührung. Diese Erfahrungen greifen die Helfer während der Projektwoche ganz behutsam auf.
„Schon am ersten Tag habe ich gemerkt, welchen Beitrag dieses Projekt für den sozialen Zusammenhalt in unserer Klasse leistet“, erklärt Friederike Wildhage. „Hospiz macht Schule“ sei eine Bereicherung nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern, Lehrer und Projektbetreuer.
Auskünfte über das Projekt gibt es im Hospizdienst unter Telefon (05105) 5825114, nach einer E-Mail an fuchsbau@aufgefangen-ev.de sowie auf den Internetseiten www.aufgefangen.de und www.hospizmachtschule.de.
Von Frank Hermann