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NP-Podcast True Crime Hannover


Mord in der Feuerwehrball-Nacht – wie eine DNA-Spur die Polizei zum Täter brachte und das ganze Land nach Hänigsen schaute

Feuerwehrball-Mord Hänigsen. Im Januar 1992 wurde eine 19-jährige Abiturientin nach einem Feuerwehrball vergewaltigt und erwürgt aufgefunden. Vorne rechts in der Hecke wurde ihre Leiche gefunden. Der Täter wurde durch einen DNA-Reihentest gefunden - es war einer der ersten Fälle, in dem dieses Verfahren überhaupt angewendet wurde.
Feuerwehrball-Mord Hänigsen. Im Januar 1992 wurde eine 19-jährige Abiturientin nach einem Feuerwehrball vergewaltigt und erwürgt aufgefunden. Vorne rechts in der Hecke wurde ihre Leiche gefunden. Der Täter wurde durch einen DNA-Reihentest gefunden - es war einer der ersten Fälle, in dem dieses Verfahren überhaupt angewendet wurde.

Hannover. Es war ein besonderer Abend für Hänigsen, doch der Morgen danach begann für den kleinen Ort bei Burgdorf mit einer schockierenden Nachricht. Nur wenige Meter von der Gaststätte „Zum Sachsenross“, wo noch Stunden zuvor etwa 250 Menschen den Feuerwehrball gefeiert hatten, wurde am Morgen des 19. Januar 1992 der leblose Körper einer 19-jährigen Abiturientin gefunden.

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Die Polizei wurde alarmiert, eilte zum Tatort, sperrte alles ab, sicherte Spuren. Schnell stand fest: Die junge Frau, die noch ihr Ballkleid trug und die so viele im Ort gemocht und geschätzt haben sollen, wurde überfallen, überwältigt, vergewaltigt und erwürgt. Doch wer konnte das getan haben? Der 6000-Seelen-Ort war geschockt – und das Misstrauen ging plötzlich um in Hänigsen und unter den Besuchern des Feuerwehrballs.

Doch die Ermittlungen verliefen schwierig, die Befragungen der Ball-Gäste brachte keinen Durchbruch. In diesem Moment entschied sich die Polizei zur Anwendung einer Methode, die heute zum kriminalistischen Standardwerkzeug gehört, damals aber noch als revolutionär galt. Wolfgang Gerhard wirkte im Labor an der Lösung des Falls mit. Darüber spricht der langjährige Mitarbeiter des Landeskriminalamtes (LKA) Niedersachsen im NP-Podcast True Crime Hannover. Titel der Folge: „Tod in der Ballnacht - und die DNA-Spur zum Täter“.

Eine der ersten DNA-Testreihen

Das Mittel, auf das die Mordkommission in diesem Fall setzen wollte, war der DNA-Test. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde der in Einzelfällen zwar bereits angewandt, entlastete auch in den aktuellen Ermittlungen beim Mord in Hänigsen einen 18-Jährigen, der wegen Kratzspuren am Körper kurzzeitig in Verdacht geraten war.

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Im Studio: Wolfgang Gerhard, früherer LKA-Experten für DNA-Analysen, spricht im NP-Podcast True Crime Hannover.
Im Studio: Wolfgang Gerhard, früherer LKA-Experten für DNA-Analysen, spricht im NP-Podcast True Crime Hannover.

Doch in diesem Fall setzte die Polizei auf einen relativ neuen Ansatz. Die knapp 140 männlichen Besucher des Balls wurden aufgefordert, eine Probe für einen DNA-Test abzugeben. Am Ballkleid der jungen Frau hatten die Ermittler Spermaspuren gefunden, wenn der Täter unter den Ballbesuchern war, würde man ihn schließlich mit dieser Methode auch finden können, erklärt Gerhard im Gespräch mit dem Podcast-Moderator Rolf Rosentock und NP-Crime-Reporter Zoran Pantic.

Zu große Beweislast

Der Entschluss löst eine Welle der Berichterstattung aus, Reporter strömen in den Ort, Spiegel-TV berichtet mit einer großen Reportage. Das LKA-Team vergleicht unterdessen das DNA-Material aus mehr als 140 Blutproben mit der Spur vom Tatort. Unter denen, die freiwillig den Test mitgemacht haben, ist auch der spätere Täter, er bestritt im Verfahren den Mord, die Beweislast durch den DNA-Test war jedoch zu groß, er wurde schließlich zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt.

Auf der Suche nach der entscheidenden Spur: Das Bild zeigt Michael Gerhard bei der Untersuchung der Proben zum Mord nach dem Feuerwehrball.
Auf der Suche nach der entscheidenden Spur: Das Bild zeigt Michael Gerhard bei der Untersuchung der Proben zum Mord nach dem Feuerwehrball.
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Laut Gerhard hatte sich die DNA-Test-Methode schnell etabliert, nicht zuletzt, weil sie im Vergleich zu allen anderen labortechnischen Untersuchungen überzeugende Vorteile aufwies. Lange hat man mit Blutgruppenuntersuchungen oder mit der Bestimmung von Proteinen, die bei Menschen unterschiedlich ausgeprägt sein könnten, gearbeitet. Auch damit habe man Personen voneinander unterscheiden können, „aber lange nicht so gut wie mit dem DNA-Verfahren.“

Durch die Weiterentwicklung der Verfahren sei es heute zudem möglich, noch viel größere Testreihen zu bewältigen und Täter anhand von kleinsten Spuren am Tatort zu identifizieren, so Gerhard. Und das mit einer an „Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit“.

Wo es die Erfolgspodcasts der NP gibt

True Crime Hannover, der Erfolgspodcast der Neuen Presse, bringt es mit den bisher erschienenen sechs Staffeln auf mehr als 1,5 Millionen Streamings und Downloads. Präsentiert wird das Format von „www.visit-hannover.com“.

Die Folge „Tod in der Ballnacht - und die DNA-Spur zum Täter“ ist zu finden in der NP-App, unter www.neuepresse.de und überall dort, wo es Podcasts gibt – beispielsweise bei Spotify, Amazon oder Audible.

NP

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