Rübergehen oder warten? Hannover träumt an Schlafampeln
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Neu: Drei „Schlafampeln“ sind am Montag in Betrieb gegangen: die beiden Fußgängerampeln zwischen Uni-Hauptgebäude und der Haltestelle Leibniz Universität sowie eine weitere am nördlichen Zugang zur Haltestelle „Schneiderberg/Wilhelm-Busch-Museum“.
© Quelle: Fotos: Wallmüller
Hannover. So ganz hatten die Menschen den Dreh am ersten Tag noch nicht raus: Montag gingen drei sogenannte Schlafampeln in Betrieb – zwei an der Nienburger Straße auf Höhe der Haltestelle „Leibniz Universität“ sowie eine weitere an der Haltestelle „Schneiderberg/Wilhelm-Busch-Museum“.
Die meisten Fußgänger benutzten die Ampeln wie bisher: drücken, warten, bis es grün wird – und dann die Straße überqueren.
Mehr Entscheidungsfreiheit für Fußgänger und Radfahrer
Doch die Ampeln bieten dabei eine ganz neue Funktion: Als Fußgänger kann man entscheiden, ob man drückt und die Autofahrer daraufhin Rot bekommen. Oder man die etwas risikoreichere Variante wählt und einfach rübergeht, sobald kein Auto mehr in Sicht ist. Denn wird sie nicht bedient, ist die Fußgängerampel ausgeschaltet – und zeigt weder Rot noch Grün an.
Positive Resonanz für neues Ampelsystem
Politik und Verbände versprechen sich viel von diesem Modell: „Die Schlafampeln sorgen für mehr Verkehrsfluss, indem sie Fußgängern nur dann Vorfahrt geben, wenn sie sie auch brauchen“, sagt Christine Rettig, Sprecherin des ADAC-Regionalclubs Niedersachen/Sachsen-Anhalt. Und auch die Fußgängerlobby ist begeistert vom neuen Ampelsystem: „Jeder kann selber entscheiden, es gibt keine Nachteile. Wenn man sich unsicher ist, kann man als Fußgänger immer grün anfordern“, erklärt Krzysztof Mieloch vom Fuss e.V.
Bewusst genutzt wurde das System am ersten Tag allerdings noch kaum. Entweder drückten die Menschen und warteten auf Grün, oder sie liefen einfach rüber, ohne die Neuerung zu bemerken – nun wenigstens entkriminalisiert bei ausgeschalteter Ampel. Doch die Idee finden dennoch viele gut: „Gerade hier an der Universität ist es ganz sinnvoll“, sagt Fahrradfahrer Philipp Hyllus (43). So sehen das auch die beiden Studentinnen Kathrin und Michelle: „Sonst gehen wir auch so rüber. Wenn die Ampel einfach aus ist, ist es besser.“
Menschen brauchen Zeit zur Umgewöhnung
Um auf die Funktion hinzuweisen, hat die Stadt Aufkleber über den Ampeldrückern angebracht. Wer mehr Informationen möchte, kann diese per QR-Code abrufen. So sollen Fußgänger und auch Radfahrer schon bald damit vertraut sein. Parallel befragt die Stadt Verkehrsteilnehmer nach ihrer Meinung zu der geänderten Steuerung. Und auch Krzysztof Mieloch ist sich sicher: „Das sind die ersten Anlagen dieser Art in Hannover, das kennt man erstmal nicht. Aber mit der Zeit ändert sich das.“
Von Janik Marx
NP