Programm gibt Studienabbrechern neue Perspektive
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Bei PCOMPlETT: Inhaber Frank Bernhardt (sitzend) schult Nadia Shamsan, Christoph Runte (Kapuzenjacke) und Hauke von Jürgensonn um.
© Quelle: Foto: Kutter
Hannover. Immer mehr Menschen studieren. Nicht immer geht das gut. So wie bei Hauke von Jürgensonn (37) und Christoph Runte (31), die beide ihr Studium abgebrochen und dann keinen Job gefunden haben. „Ich habe ein Jahr lang jede Woche 40 Bewerbungen geschrieben. Es hat nichts gebracht“, sagt von Jürgensonn. Nun hat der frühere Biochemie-Student eine berufliche Perspektive: Über das Jobcenter lässt er sich beim IT-Unternehmen PComplett in der List zum IT-Systemkaufmann umschulen und holt damit seine Ausbildung nach. „Wenn er fertig ist, wird er mit großer Sicherheit was finden“, ist sich sein Chef Frank Bernhardt sicher.
Von Jürgensonn ist einer von 123 Menschen, die sich derzeit in Betrieben in der Region Hannover umschulen lassen. In diesem Jahr plant das Jobcenter 175 neue Eintritte. Und immer mehr Unternehmen hätten Interesse an dem Programm, sagt Jobcenter-Sprecher Lasko Werner. Das liege vor allem an den zumeist gut qualifizierten Studienabbrechern, von denen es jedes Jahr nach Schätzungen der Region Hannover 800 neue gäbe. „Sie machen in der Regel gute Arbeit und schließen die Ausbildung mit hervorragenden Noten ab. Die Einstellungsquote ist hoch“, sagt Anke Bode, Job-Akquisiteurin beim Jobcenter. Die Umschulungen helfen somit auch, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
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PComplett-Inhaber Frank Bernhardt zeigt seinen Umschülern Nadia Shamsan, Christoph Runte und Hauke von Jürgensonn etwas am Computer.
© Quelle: Katrin Kutter
Für die Arbeitssuchenden ab 25 Jahren bedeutet das Programm einen verringerten Arbeitsaufwand: Statt in drei Jahren schließen sie ihre Ausbildung in zwei Jahren ab. Bezüge erhalten sie vom Arbeitgeber sowie vom Jobcenter, das auch die Fahrkarte oder Bücher stellt. „Sie haben deshalb mehr zur Verfügung als normale Auszubildende“, sagt Bode. Das zahlten sie mit guten Leistungen zurück. „Die Leute brauchen den Druck von außen, die praktische Arbeit in Projekten. Das gibt es im Studium nicht“, sagt Bernhardt.
Fünf Umschüler beschäftigt Bernhardt derzeit bei PComplett, dazu noch vier Auszubildende. Nadia Shamsan (28) macht als alleinerziehende Mutter ebenfalls eine Umschulung in Teilzeit, braucht dafür aber drei Jahre. „Das ermöglicht mir den Haushalt zu schmeißen, mich um die Kinder zu kümmern und doch beruflich voranzukommen“, sagt Shamsan. Sie und ihre Kollegen sind glücklich in ihrem neuen Job. „Ich bin endlich raus aus der Spirale. Ich habe viel zu viel Zeit in meinem Studium verschwendet“, sagt von Jürgensonn. Das mathematisch-logische der IT-Branche liege ihm sowieso viel mehr. Mit seinem alten Studiengang, der Biochemie, habe er nicht mehr viel zu tun. „Außer wenn ich Kuchen backe“, scherzt von Jürgensonn.
Von Sascha Priesemann
NP