Ohe-Höfe: Das etwas andere Wohnquartier an der Ihme
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Mit Backstein verkleidet: Die Gebäude, die die städtische Hanova errichtet. Für das Wohnquartier Ohe-Höfe haben sich Menschen zusammengeschlossen, die in besonders guter Nachbarschaft leben wollen.
© Quelle: Visualisierung: Hanova-Spengler/Wiescholek, Foto: Wilde
Hannover. Zur Ihme sind es nur ein paar Meter. Die Innenstadt ist nah, die Haltestelle „Schwarzer Bär“ auch gleich um die Ecke. Viel bessere Lagen sind in Hannover kaum denkbar. Und doch sind es andere Qualitäten, die das Bauprojekt Ohe-Höfe zu einem besonderen machen. Sechs Baugruppen und die Wohnungsgesellschaft Hanova haben sich dafür zusammengeschlossen. Ein solches Gemeinschaftsquartier hat die Stadt bisher noch nicht gesehen.
112 Wohnungen sollen auf der knapp 7000 Quadratmeter großen Fläche entstehen. Die Investitionen werden auf rund 40 Millionen Euro geschätzt. Mittlerweile ist auch sichtbar, dass etwas passiert. Bagger haben die Baugrube ausgehoben, in der die Tiefgarage entstehen wird. Die Koordination der Baustelle hat die städtische Wohnungsgesellschaft Hanova übernommen. Sie baut als Ankernutzer zwei Gebäude, in denen es 38 Wohnungen sowie Gewerbe im Erdgeschoss geben wird.
Was die Beteiligten verbindet, ist, dass sie anders wohnen wollen. Weniger anonym. Die Mitglieder der Baugruppe Kobel suchen schon seit sieben Jahren nach einem geeigneten Standort für ein solches Projekt. „Wir möchten in einem Haus wohnen, in dem wir nicht nur geschlossene Türen haben“, erzählt Sebastian Sommer, der mit seiner Familie einziehen will.
Besonders sozial und ökologisch
Gemeinschaftsflächen, die von allen im Haus genutzt werden können, sind deshalb charakteristisch für das Baugruppenprojekt. Dieses passe „gut zu Leuten, die selbst aktiv sein und sich einbringen wollen“, sagt Gerd Nord von der Wohnungsgenossenschaft Selbsthilfe Linden. „Uns ist es wichtig, den Prozess zusammen zu gestalten“, erklärt Elke Wolfarth von der Baugenossenschaft „Alle unter einem Dach“.
Diese will es „besonders sozial und ökologisch“. Die Gemeinschaftsflächen sollen für Feiern, Veranstaltungen, aber auch Yoga genutzt werden, kündigt Wolfarth an.
Die Baugruppe Auenland setzt auf Inklusion. Im Erdgeschoss ist eine WG für junge Menschen mit Behinderung und Pflegebedarf geplant. Auf dem Dach soll es Blumen und Bienenstöcke geben. Die Baugruppe Oheim wiederum arbeitet mit flexiblen Grundrissen. „Die Wohnungen können mit den Ansprüchen wachsen und wieder kleiner werden“, erklärt Vorstand Jörg Wirtgen.
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Bunte Mischung: Für den Bau des Wohnquartiers Ohe-Höfe am Schwarzen Bären haben sich Menschen aller Altersklassen zusammengetan. Sie planen zusammen und setzen auf gute Nachbarschaft.
© Quelle: Wilde
Der Weg zum ersten Spatenstich jedoch war kompliziert. Allein zwei Jahre dauerte es, bis die Verträge standen und die Verpflichtungen im Quartier geregelt waren. Eine ganze Reihe von Mitstreitern sind mittlerweile abgesprungen. „Wir hatten es uns leichter vorgestellt“, räumt Frank Heilmann ein, der beim Wohnprojekt Auenland dabei ist. Zumal die Baugruppen immer noch auf die Genehmigung von Bauanträgen durch die Stadt warten.
Für Irritationen sorgte auch, dass ausgerechnet die städtische Hanova keine Sozialwohnungen im Quartier baut, während die kleinen Baugruppen sehr wohl dazu verpflichtet werden. Hanova-Chef Karsten Klaus begründet das mit „relativ hohen Baukosten“. Unter anderem, weil der Boden so nah an der Ihme sehr feucht ist, so dass die Gebäude auf Pfählen gegründet werden müssen. Er versichert aber, dass sein Unternehmen stattdessen an anderer Stelle deutlich mehr Sozialwohnungen bauen werde. „Wir überkompensieren das“, sagt Klaus.
Von Christian Bohnenkamp
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