Hannover. Ich erinnere mich noch genau, wie immer wieder mal im Büro das Telefon klingelte und er dran war – Gunter Gabriel. Er rief am anderen Ende so laut in seinen Apparat, dass meine Kolleginnen und Kollegen mithören konnten. Was der Countrysänger wollte? Einfach nur mal so hören, wie es mir so geht. „Ja, so war Gunni“, sagte mir kürzlich seine Tochter bei einem Treffen. Ich wusste, dass es sie, Yvonne, gibt, begegnet war ich ihr – im Gegensatz zu ihrem Vater – aber nie.

Sie war schon mal ganz schön sauer, als er mit mir in seinem pinkfarbenen Cadillac durch Hannover gefahren ist und mir die Orte in der Stadt gezeigt hat, die ihm wichtig sind: Die Dreifaltigkeitskirche in der Oststadt, weil er da geheiratet hat. Die Vahrenwalder Straße, weil er da mit 17 erste Songs geschrieben hat. Das Maritim von einst gegenüber dem Neuen Rathaus, weil er da am liebsten abgestiegen ist.

Unterwegs mit Gunter Gabriel: Der Sänger hat im Jahr 2013 mit Reporterin Mirjana Cvjetković „seine Stationen in Hannover“ abgefahren.

© Quelle: Christian Behrens

Yvonne Gabriel war aber nicht wegen des Ausflugs sauer, „sondern weil mein Vater wieder wilde Sau spielen musste“. Bei einem Zwischenstopp am Steintor hat er nämlich fürs Foto sein T-Shirt hochgezogen und seinen Leib präsentiert. Für Gunter Gabriel hatte das in dem Augenblick Sinn ergeben. Denn da im heutigen „Heartbreak Hotel“ war früher das „El Dorado“, in dem er als Ansager gearbeitet hat und Damen angekündigt hat, die dort blank gezogen haben.

Haben Erinnerungen geteilt: Yvonne Gabriel, Tochter von Gunter Gabriel mit Reporterin Mirjana Cvjetković.

© Quelle: Rainer Dröse

Jedenfalls haben Yvonne Gabriel und ich uns intensiv über ihren Vater unterhalten, die 56-Jährige freut sich immer über Anekdoten, die sie noch nicht kennt, von denen sie aber viele bereits für ein Buch zusammengetragen hat. Ich hatte sogar noch ein paar SMS auf meinem Handy, die sie im Café lachend laut vorgelesen hat. Irgendwie ein schöner Moment.

Schöne wie schaurige Momente haben mir Olivia Jones und Steffen Hallaschka neulich auch bereitet – ich habe mir die Doku „Sterben für Anfänger“ der beiden angeguckt, um mit der Dragqueen aus Springe darüber zu sprechen. Ich war beeindruckt, dass sie und der „Stern TV“-Moderator sich auf diese Weise an das Thema herangetraut haben: Sie waren beim Bestatter, bei einer Obduktion, haben sich mit krebskranken Menschen und welchen im Hospiz unterhalten.

Was auf den ersten und zweiten Blick schwer erscheint, ergibt einmal mehr Sinn, wie Hollywoodstar Anthony Hopkins schon mal ausformuliert hat: „Keiner von uns kommt lebend hier raus. Also hört auf, euch wie ein Andenken zu behandeln. Esst leckeres Essen. Spaziert in der Sonne. Springt ins Meer. Sagt die Wahrheit und tragt euer Herz auf der Zunge. Seid albern. Seid freundlich. Seid komisch. Für nichts anderes ist Zeit.“

In diesem Sinne, bis nächste Woche,

Eure und Ihre

Mirjana Cvjetković

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