„Haus des Geldes“: Luka Peroš schaut sich Marseille in Linden an
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In Linden: Luka Peroš steht vor dem riesigen Wandbild an einem Haus an der Deisterstraße. Das von Netflix in Auftrag gegebene Kunstwerk ist ein Marketingstreich, soll bald aber wieder übergestrichen werden.
© Quelle: Dalibor Pavlovic
Hannover. Die Rolle von Marseille in der Serie „Haus des Geldes“ bescherte Luka Peroš (44) weltweiten Ruhm. Die NP sprach mit dem Schauspieler in einem Video-Interview über den Marketingstreich des Streamingportals Netflix, in Linden sein Konterfei an eine Hauswand zu malen.
Herr Peroš, wie gefällt Ihnen das riesige Wandbild in Hannover?
Ehrlich gesagt, ich bin sehr verwundert. Im Positiven! Erst durch Reisen wird man sich des Erfolgs dieser Serie bewusst. Alles Mögliche über sie zu lesen, ist das eine. Aber die Reaktion von Menschen von überall auf der Welt zu erleben oder dieses riesige Bild zu sehen, ist etwas anderes. Es ist unglaublich. Es hat mich sprachlos gemacht und es fällt mir schwer zu begreifen, dass wirklich ich das darauf bin (lacht). Ich bin stolz, aber auch ein bisschen im Schock.
Wie sind Sie überhaupt darauf aufmerksam geworden?
Über Fans und soziale Medien. Schon während der Entstehung hat mir jemand ein Video von den Künstlerinnen geschickt, wie sie auf einem Kran stehen und sprühen.
Es scheint, als wäre Ihnen das größte Bild gewidmet worden, die von den anderen Darstellern sind kleiner.
Ich denke, es geht nach Verdienst. Ich bin sogar körperlich größer als der Rest (lacht). Im Ernst: Selbst wenn es auf einer kleinen Taverne, einer kleinen Hütte, hinter irgendeinem Stall aufgemalt wäre, wäre ich genauso glücklich. Dieses Bild in Hannover ist wirklich ein Wunder. In Dortmund habe ich mir das Bild von Denver (sein Serienkollege Jaime Lorente, die Redaktion) und vom Professor (Serienkollege Álvaro Morte) in Düsseldorf angeguckt. Nach Köln zum Konterfei von Tokio (Úrsula Corberó) habe ich es leider nicht geschafft. In Hannover war ich bislang noch nie vorher, der Anlass war toll.
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Teile der „Haus des Geldes“-Crew: (von links) Luka Peroš (Marseille) mit Esther Acebo (Stockholm), Miguel Herrán (Rio), Úrsula Corberó (Tokio) und Jaime Lorente (Denver) bei einem Premierentermin in Mailand.
© Quelle: Imago
Was haben Sie sonst noch von der Stadt gesehen?
Wir waren essen, ich wollte etwas typisch Deutsches. Also waren wir im Bavarium in der Innenstadt, dort gab es Schnitzel und Kartoffelsalat.
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Freunde: Mit dem Unternehmer Dalibor Pavlovic (links) war Luka Peroš in Hannover unterwegs.
© Quelle: Dalibor Pavlovic
Wie schwer wäre es, Sie zu überreden, eine Bank auszurauben?
Sehr schwer. Ich lebe legalistisch und respektiere Gesetze. Mir ist es ja schon unangenehm, wenn ich als Raucher meine Kippe nicht irgendwo in den Müll werfen kann. In der Hinsicht bin ich also relativ langweilig.
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Zoom aus Rom: Als Luka Peroš mit NP-Redakteurin Mirjana Cvjetkovic spricht, ist er gerade auf einem Kurztrip in Italien.
© Quelle: Screenshot Mirjana Cvjetkovic
Die letzte Staffel ist längst abgedreht, die ersten fünf Folgen laufen bereits, im Dezember ist Schluss mit der finalen Staffel. Wie geht’s Ihnen damit?
Für mich ist das okay. Jede Geschichte braucht ein Ende. Und jede Geschichte braucht ein Haltbarkeitsdatum. Ob wir das schon überschritten haben, gerade richtig sind oder noch hätten verlängern sollen – ich weiß es nicht. Nun ist es jedenfalls so, wie es ist. Diese Serie hat drei Jahre meiner Lebenszeit in Anspruch genommen, im Guten wie im Schlechten. Nicht, dass ich unglücklich gewesen wäre, mitzuspielen. Aber aufgrund von Corona war es schwierig zu drehen, das vergangene Jahr war wirklich sehr anstrengend. Ich freue mich, viel Neues gelernt zu haben. Und ich freue mich, meine Karriere mit anderen Projekten fortzuführen.
Luka Peroš
*26.Oktober 1976 in Zagreb (Kroatien). Sein Vater ist Ingenieur, arbeitet in der Petrochemie-Branche. Die Familie lebt zeitweise in Wien, Abu Dhabi und Amerika. In Boston beginnt er 1995 ein Schauspielstudium am Emerson College in Boston, besucht zwischenzeitlich die University of Zagreb, beendet das Studium dann schließlich in Boston. Er ist im Theater und in kroatischen Produktionen zu sehen, sowie in deutschen wie internationalen Filmen. Bei der „Toy Story“-Trilogie und „Lilo & Stitch“ ist er Synchronsprecher, außerdem als Marionettenspieler Teil des Zagreb Puppet Theatres. Peroš spricht zehn Sprachen, darunter Bosnisch, Serbisch, Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch und Latein gut, außerdem Italienisch und Türkisch. Mit seiner Frau, der brasilianischen Designerin Paula Feferbaum, lebt er in Barcelona. Sie haben einen Sohn, außerdem ist er Vater einer Tochter aus einer früheren Beziehung.
Was sind das für welche?
Die Schauspielerei betreffend, darf ich darüber noch nicht sprechen. Ich will mich aber auch um mich kümmern. Für die Rolle von Marseille musste ich zunehmen. Nun quäle ich mich ein bisschen. Je älter ich bin, desto schwerer wird es, die Pfunde wieder loszuwerden. Ich kenne das Spiel bereits, ich habe mich für Rollen zwischen 92 und 114 Kilo bewegt.
Luka Peroš synchronisiert sich selbst
Stimmt das, dass Sie sich in verschiedenen Sprachen selbst synchronisiert haben?
Das ist richtig. Ich weiß, wie wichtig eine gute Synchronisation ist und hasse es, wenn sie schlecht gemacht ist. Marseille habe ich in der englischen, französischen, thailändischen, deutschen und portugiesischen Version für Brasilien synchronisiert. Bei einigen habe ich vorher mit Freunden die Texte geübt, um sie richtig auszusprechen und zu betonen. Marseille hat im spanischen Original ja auch einen Akzent, weil er Ausländer ist. Für die deutsche, thailändische und englische Version musste ich daran arbeiten, dass er wirklich wie ein Ausländer klingt.
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Aus der aktuellen Staffel: Luka Peroš (links) mit seinen Schauspielkollegen Patrick Criado (mit Brille), Diana Gómez und Pedro Alonso alias Berlin.
© Quelle: Instagram/Luka Peros
Waren Sie jemals in Marseille?
Ja, vor zwei Jahren für ein verlängertes Wochenende. Ich war auf dem Hero Festival, das ist so etwas wie die Comic Con in Deutschland, und ich war bei einem Fußballspiel von Olympique Marseille gegen Olympique Lyon. Es war Anfang November und unfassbar kalt.
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Können Sie überhaupt noch unvoreingenommen nach Denver, Stockholm, Tokio, Oslo, Helsinki oder Rio reisen? Oder müssen Sie dann zwangsläufig an die Serie denken?
Nein, in der Hinsicht könnte ich reisen, wohin ich möchte. Nur kann ich es leider wegen dieses bescheuerten Coronavirus nicht! Ich würde sogar in dieses Denver nach Colorado – wer will denn da schon hin? – fahren, Hauptsache wieder reisen!
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Lässiger Typ: Luka Peroš ist seit der dritten Staffel als Jakov alias Marseille bei „Haus des Geldes“ dabei.
© Quelle: Instagram/Luka Peros
Also wäre es auch kein Problem, wenn sich jemand mit „Professor“ bei Ihnen vorstellt?
Wissen Sie, wir sind Teil einer Popkultur geworden, mit einer riesigen Fangemeinschaft überall auf der Welt – von den Philippinen bis nach Chile, von normalen Menschen zu Fußballprofis wie Neymar und Ivan Rakitic und Stars wie George Clooney und Madonna. Letztere hat meine Schauspielkollegin Úrsula Corberó auf einem Flug von Los Angeles nach New York angesprochen und ihr gesagt, dass sie Riesenfan der Serie ist. Jetzt sind sie Freundinnen. Madonna! Das muss man sich mal vorstellen.
Die Serie
Im Original „La casa de papel“, in der deutschen Version „Haus des Geldes“ – ganz gleich in welcher Übersetzung, die spanische Serie von Álex Pina (54) feiert als „Netflix“-Produktion weltweit Erfolge. Erstmals wird sie im Mai 2017 auf Antena 3 veröffentlicht, dann im Dezember bei „Netflix“. In den ersten zwei Staffeln handelt die Geschichte vom Überfall mit Geiselnahme auf die spanische Banknotendruckerei, die Fortsetzungen – Staffel drei bis fünf – auf die spanische Zentralbank. Dafür hat der „Professor“ (Álvaro Morte, 46) zunächst acht Komplizen, alle auf ihre Art besondere Charaktere, die Städtenamen bekommen, um sich geschart. Sein Plan: 2,4 Milliarden Euro aus der Druckerei zu holen – ohne, dass dabei jemand zu schaden kommt. Dabei kommt einiges anders als geplant und der „Professor“ improvisiert aus seinem Versteck. Die Verkleidung der Ganoven löste einen Hype aus, Dalí-Masken und rote Overalls waren zeitweise rund um den Globus ausverkauft. 2018 wird die Serie mit einem Emmy ausgezeichnet. Am 3. Dezember 2021 werden die letzten fünf Folgen der finalen Staffel gesendet. mc
Meinen Sie, die Serie hätte auch so einen Erfolg, wenn es keine spanische Produktion gewesen wäre?
Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass im spanischsprachigen Teil der Welt, also auch Mittel- und Südamerika, diese Serie eingeschlagen ist wie eine Bombe. Die Leute waren hungrig nach so einem Material. Und von da an ist die Lawine losgebrochen und immer größer geworden. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, glaube ich nicht an einen vergleichbaren Erfolg, wenn es eine Hollywoodproduktion gewesen wäre. Im nicht-englisch-sprachigen Bereich sind wir die meist gesehene Serie auf der Welt. Wahnsinn. Es gibt keine Regeln und Maßstäbe mehr, was funktioniert und was nicht.
Von Mirjana Cvjetkovic
NP