Hat Caritas-Chef abgeschrieben?
Hannover. Handelt es sich bei der Doktor-Arbeit von Caritas-Chef Andreas Schubert um ein Plagiat? Die Internet-Plattform „VroniPlag Wiki“ ist überzeugt davon. Auf 41 Prozent der Arbeit (76 von 185 Seiten) befänden sich Fremdtextübernahmen. Jura-Professor Gerhard Dannemann von „VroniPlag Wiki“ spricht sogar von einem „Brutal-Plagiat“. Denn der Caritas-Chef habe sogar die Danksagung seiner Promotion zum Thema Krankenhausfinanzierung aus dem Jahre 2009 abgeschrieben. Schubert weist die Vorwürfe zurück. In einer Pressemitteilung der Caritas heißt es: „Die zuständige Comenius-Universität in Bratislava (...) hat ihm (Andreas Schubert, d. Red.) mitgeteilt, dass die Dissertation und das Dissertationsverfahren mit allen 2009 zur Verfügung stehenden (...) Mitteln überprüft worden sind.“ Dabei hätten sich keine Auffälligkeiten ergeben.
Das bestreitet auch niemand. Viele Universitäten bemerken nicht, dass bei Promotionen geschummelt wird. „VroniPlag Wiki“ hat 156 Dissertationen und zehn Habilitationsschriften dokumentiert, bei denen Plagiate in der Begutachtung nicht erkannt wurden. Ungewöhnlich an der Geschichte ist, dass es sich bei Schubert um keine überregional bekannte Persönlichkeit handelt. Eigentlich überprüft „VroniPlag“ nur die Arbeiten von Prominenten.
In dem Fall von Schubert hatten Mitarbeiter der Caritas Zweifel an den Akademiker-Würden des Managers. Sie beschafften sich die Doktor-arbeit, die Andreas Schubert in der Deutschen National Bibliothek (DNB) hinterlegt hatte.
Der Wissenschaftsjournalist Hermann Horstkotte schrieb in „Legal Tribune Online“ (LTO), dass Schubert für 10 000 Euro eine Dresdener Agentur zur Promotionsvermittlung beauftragt habe. Einen fünfstelligen Betrag habe er dann als Studiengebühr an die Uni in Bratislava bezahlt. Seinen Titel darf Andreas Schubert in jedem Fall behalten. Es gibt in der Slowakei keine gesetzliche Grundlage, einen Doktortitel nachträglich zu entziehen, schreibt Horstkotte in „LTO“. Der deutsche Staat erkennt laut eines Abkommens den slowakischen „Dr.“ an.
Was sagt der Betroffene dazu? Per Mail antwortete Schubert der NP: „Zu Spekulationen rund um die Urheberschaft der Plagiatsvorwürfe mir gegenüber beziehe ich grundsätzlich keine Stellung.“ Die Doktorarbeit in der DNB hat Schubert im Januar 2016 sperren lassen.
Der Caritas-Chef habe sich entschlossen, diese Sperrung nicht wieder aufheben zu lassen, heißt es in der Pressemitteilung der Caritas. Er hatte diese Arbeit gegenüber seinen Kritikern als eine „frühere Arbeitsversion“ bezeichnet.
Laut Jura-Professor Dannemann von „VroniPlag Wiki“ weicht die Fassung aus der Nationalbibliothek nur minimal von der hinterlegten Arbeit in Bratislava ab und sei nach Abschluss des Promotionsverfahrens in Bratislava abgegeben worden. Der NP schrieb Dannemann: „Sollte Herr Schubert tatsächlich an einer weiteren Aufklärung interessiert sein, könnte er mühelos die in Bratislava vorliegende Fassung seiner Dissertation freigeben.“
NP