Darum war Hannover schon vor 120 Jahren eine „Sportstadt ersten Ranges“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/BAPXQGT5FPVRBISL7IPY6A2VIU.jpg)
Das Bild aus den 1960er-Jahren zeigt Fans von Hannover 96 im Stadion.
© Quelle: Aloys Spill
Hannover. Diese Woche steht für mich ganz im Zeichen des Sports. Seit beinahe 30 Jahren ruft die NP zur Wahl der Sportler und Sportlerinnen des Jahres auf, um diese im Rahmen einer Gala zu ehren. Eine schöne Tradition, die den Blick auf unsere sportliche Stadt lenkt.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/FCAVYYSKV4JWRHOKXAWKJAPTI4.jpg)
Blick in die Schwimmhalle des Goseriedebads um 1906.
© Quelle: Repro: Franz Fender
Aber wussten Sie auch, dass Hannover schon vor 120 Jahren den Ruf einer „Sportstadt ersten Ranges“ genoss? Bereits um 1900 existierten mehrere Hundert Turn- und Sportvereine in der Stadt, darunter Ruderclubs, Rugbyvereine und der älteste Rasensportverein Deutschlands. Gleichzeitig erkämpfte sich Hannover durch sportliche Wettbewerbe und als Austragungsort diverser Meisterschaften ein überregionales Ansehen.
Sport war modern und gute Werbung für die Stadt
Hannover nahm auch deshalb früh eine Sonderstellung ein, weil die Stadt den Sport stärker förderte als andere Kommunen. Spricht man mit Sporthistorikern wie Bernd Wedemeyer-Kolwe vom Niedersächsischen Institut für Sportgeschichte, wird deutlich: Keine andere Stadt förderte den Sport zu Beginn des 20. Jahrhunderts derart ausgiebig als städtischen Werbefaktor wie Hannover. Wedemeyer-Kolwe erklärt: „Sport war modern. Und jene Großstädte, die sich schon damals modern und dynamisch geben wollten, unterstützten den Sport baulich, finanziell und auf touristischer Ebene.“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/ITQNHZMEQD6WOTTCQPFTTA63SA.jpg)
Die Postkarte aus dem Jahr 1904 zeigt Fußballplatz und Radrennbahn in Hannover-Bult.
© Quelle: privat
Wie modern sich Hannover in jenen Jahren präsentierte, zeigte die erste große Imageaktion, bei der die Stadt einmal mehr auf das Thema Sport setzte. Als im Sommer 1913 in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. das Neue Rathaus in seiner ganzen gekuppelten Pracht eingeweiht wurde, flankierte ein einwöchiges Sportspektakel das Ereignis. Vor allem der sportbegeisterte Stadtdirektor Heinrich Tramm witterte in der allgemeinen Sportbewegung eine Chance zur Stadtvermarktung. Während seiner Amtszeit erfolgte die Modernisierung der Radrennbahn am Pferdeturm (1903), die Eröffnung des modernen Hallenbades an der Goseriede (1905) und die Fertigstellung der Pferderennbahn auf der Großen Bult (1906). Außerdem gab er den Bau eines Stadions in Auftrag, das nach Ende des Ersten Weltkrieges in der Eilenriede als zweites Stadion Deutschlands fertiggestellt wurde.
Anfang der 1970er-Jahre fürchtete man den Abstieg zum „Sportdorf“
Leider verspielte die Stadt ihren Vorsprung, weil es keinen systematischen Plan zum Ausbau des hannoverschen Sportwesens gab. Erst Ende der 1950er-Jahre erlebte der alte Titel „Sportstadt“ eine Renaissance. Einmal mehr punktete Hannover mit einer vorbildlichen Zahl an Sportflächen und war obendrein Gründungsort des DSB. Hannover feierte sich als Deutschlands „Sportstadt Nr. 1“. Zumindest so lange, bis Anfang der 1970er-Jahre der Bundesliga-Abstieg von Hannover 96 drohte und obendrein die Modernisierung des Niedersachsenstadions hinausgezögert wurde. Plötzlich fürchteten die Hannoveraner gar den Abstieg zum „Sportdorf“.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/WMLS372VKZ2HMA4CKJ3KXEKZDU.jpg)
Das Bild zeigt die Pferderennbahn Große Bult um 1930.
© Quelle: Historisches Museum Hannover
Diese Furcht erwies sich glücklicherweise als unbegründet. Dank unserer vielseitigen Sportkompetenz richtet sich die Bedeutung Hannovers als Sportstadt nicht allein nach dem Auf- und Abstieg von Hannover 96. Dieser Ansicht ist auch Benjamin Chatton. Der Präsident vom Stadtsportbund Hannover kann mit Stolz auf 360 Sportvereine und 110.000 Mitglieder unter seinem Dach verweisen und versichert: „Wir arbeiten weiterhin daran, dass Hannover dem Ruf als aktive Sportstadt gerecht wird!“
Bei so viel Sportbegeisterung, die wir auch am Dienstagabend bei der NP-Sportgala erleben durften, ist es an der Zeit für neue sportliche Zielsetzungen. Meiner Meinung nach bietet Hannover beste Voraussetzungen, um ihre einstige Bedeutung als die deutsche Sportstadt wiederzuerlangen.
Von Vanessa Erstmann