Gesundheitsversorgung

Hannover: Klinikum warnt vor Defizit im laufenden Geschäftsjahr

Das Klinikum Siloah ist eines der modernsten Häuser im Krankenhausverbund des Klinikums Region Hannover.

Das Klinikum Siloah ist eines der modernsten Häuser im Krankenhausverbund des Klinikums Region Hannover.

Hannover. Das Klinikum Region Hannover schlägt Alarm: Trotz guter Bilanz 2018 wird das laufende Geschäftsjahr 2019 aller Voraussicht nach negativ abschließen. Gründe seien die immer schlechter werdenden Rahmenbedingungen, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende und Regionspräsident Hauke Jagau am Mittwoch bei der Bilanz-PK des Klinikums. Jagau: „Wir müssen davon ausgehen, dass das Klinikum 2019 nicht wirtschaftlich arbeiten kann und ein erhebliches Defizit haben wird.“

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Darüber kann auch das eigentlich erfreuliche Ergebnis für 2018 nicht hinwegtäuschen. Im vergangenen Jahr hat das Klinikum zum dritten Mal in Folge ein positives Ergebnis erzielt: 1,36 Millionen Euro Gewinn beweisen, dass der Klinikverbund wirtschaftlich arbeiten kann. Oder besser: könnte.

Rückgang der Behandlungszahlen

Denn die Steine, die den Krankenhäusern durch Gesetzgebung und Krankenkassen in den Weg gerollt werden, entpuppen sich als wahre Stolperfallen. Schon im vergangenen Jahr konnten gesteckte Ziele aufgrund des Fachkräftemangels nicht erreicht werden. So gingen die Behandlungszahlen im somatischen Bereich von 121.468 auf 117.062 Fälle zurück.

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Beispiel Mindestanforderungen: Eigentlich eine gut gemeinte Sache, dass Krankenhäuser, die einen Patienten behandeln wollen, dafür auch technisch und personell entsprechend ausgestattet sein müssen. Doch der Fachkräftemangel kümmert sich nicht um gesetzliche Vorgaben. Folge: „Immer mehr Krankenhäuser reagieren und bieten weniger Versorgungsleistungen an“, erklärte Matthias Bracht aus der KRH-Geschäftsführung. „Wir bekommen es nicht mehr hin, weil wir die Ressourcen nicht mehr haben. Das wird irgendwann kollabieren.“

Examinierte Pflegekräfte Mangelware

Eine Abwärtsspirale. Weniger Leistungen, weniger Geld, weniger Personal, noch weniger Leistungen und so weiter. Über Jahre wurden Pflegekräfte kontinuierlich abgebaut. Jetzt hat der Gesetzgeber reagiert und ersetzt den Druck zum Abbau durch einen Druck zur Einstellung. Zusätzlich eingestellte examinierte Pflegekräfte werden von den Kassen vergütet, sind aber auf dem Arbeitsmarkt kaum noch zu bekommen. Hilfs- oder Leiharbeitskräfte müssen die Kliniken aus eigenen Mitteln bezahlen.

Dies verschärft eine schon zuvor angespannte Situation. Seit Jahrzehnten war das Land seinen Investitionsverpflichtungen nicht nachgekommen, sodass das Klinikum für Investitionen insgesamt mehr als 200 Millionen Euro an Krediten aufnehmen musste – mit einer jährlichen Zinslast von rund fünf Millionen. Tariferhöhungen wurden nicht komplett refinanziert, sodass immer ein Restbetrag für das Klinikum übrig blieb, was sich über die Jahre weiter aufschaukelte.

Sparen wird bestraft

Hinzu kommt das Abrechnungssystem der Kassen: Arbeiten Krankenhäuser kostengünstiger, senken die Kassen die Preise. Wer also spart, muss künftig noch mehr sparen. Und da die Kassen darüber hinaus etwa 20 Prozent der Rechnungen erst gar nicht bezahlen, weil der Medizinische Dienst zu der Einschätzung gelangte, dass der Krankenhausaufenthalt des Patienten gar nicht nötig gewesen wäre, wird das finanzielle Polster immer kleiner.

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Ein grundsätzliches Problem des fehlenden ambulanten Versorgungssystems. Das darüber hinaus auch noch dazu führt, dass Betten von Patienten, für die die Kassen nicht zahlen wollen, blockiert, schwerere Fälle nicht aufgenommen werden können. Was weitere finanzielle Einbußen bedeutet. Jagau: „Es ist eine komplexe Vielzahl von Bedingungen, die zu einer Kettenreaktion führen.“

Von Andreas Krasselt

NP

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