Hakenkreuze auf dem Weihnachtsmarkt
Hannover. Hat Hannovers mittelalterlicher Weihnachtsmarkt einen Hakenkreuz-Skandal? Udo Janssen, der einen Stand mit bunten Edelsteinen und Kristallen betreibt und damit seit fast 20 Jahren sein Geld verdient, verkauft auch Armbänder mit Hakenkreuz-Symbolik. Die Jüdische Gemeinde Hannover ist empört. Die Stadt erfuhr erst von der NP von dem Fall und zeigte sich entsetzt. Am Dienstag leitete die Polizei schließlich ein Ermittlungsverfahren ein. Dem Händler wird das Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen vorgeworfen. Der Weiterverkauf wurde untersagt.
Janssen selbst bleibt gelassen und weist den Vorwurf, er habe eine rechte Gesinnung, von sich. Stattdessen vertritt der Anhänger der hinduistischen Lehre folgende Position: „Hindus und Buddhisten verehren die Swastika als Sonnenrad und als Symbol des Glücks und der Kraft. Ich will dieses uralte Symbol zu seiner Ursprungsbedeutung zurückführen, den Deutschen die hinduistische Lehre näherbringen. Die Nazis haben es für ihre Zwecke nur zweckentfremdet.“ Außerdem behauptet der gebürtige Ostfriese, dass er „der Einzige in Deutschland ist, der die Swastika verkaufen darf“. Vor zehn Jahren hatte die Staatsanwaltschaft Aurich ein Verfahren gegen Janssen wegen des Verkaufs der Armbänder eingestellt. Seitdem verkauft er die Schmuckstücke mit den Swastiken weiter – nun also auch auf dem Weihnachtsmarkt in Hannover. Und er will davon auch nicht abrücken: „Ich kann verstehen, dass Menschen beim Anblick der Swastika pikiert sind. Dennoch möchte ich auf meinem Recht bestehen, meine Armbänder zu verkaufen.“
Hakenkreuz bleibt Hakenkreuz
Mikhail Y. entdeckte die umstrittenen Armbänder auf dem Weihnachtsmarkt nur zufällig. Der 49-Jährige ist jüdischen Glaubens: „Ich konnte meinen Augen kaum glauben, als ich das Hakenkreuz-Armband entdeckte, Das ist unglaublich, so etwas mitten in Hannover zu sehen.“ Seit 1945 ist die politische Verwendung hakenkreuzförmiger Symbole auch in Deutschland und Österreich verboten. Das Symbol darf nur zur „staatsbürgerlichen Aufklärung“ gezeigt werden. „So etwas darf nicht verkauft werden“, so Mikhail Y. Auch Michael Fürst, Präsident des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden, sagt entschieden: „Hakenkreuz bleibt Hakenkreuz, selbst wenn eine Swastika unter dem Deckmantel des hinduistischen Glaubens verkauft wird.“
Marktamtsleiter Michael Flohr erfuhr von der NP vom Hakenkreuz-Skandal und überprüfte sofort den Stand. Normalerweise ermitteln wir im Vorfeld, was an den Ständen angeboten wird. Flohr: „Ich wusste nicht, dass dort so etwas verkauft wird. Wir tolerieren das keineswegs. Selbst wenn der Händler eine Sondererlaubnis hat, untersagen wir den Verkauf von Hakenkreuzen auf unserem Weihnachtsmarkt.“
Von Britta Lüers
NP