„Ich gebe Starthilfe“

Der Liebestexter: Wie ein Onlinedating-Ghostwriter erfolglosen Singles im Netz hilft

Markus Dobler, Datingexperte aus Ingolstadt: „Manchmal sagt der Kunde: ‚Nein, das geht nicht, die sieht aus wie meine Ex-Frau.‘“

Markus Dobler, Datingexperte aus Ingolstadt: „Manchmal sagt der Kunde: ‚Nein, das geht nicht, die sieht aus wie meine Ex-Frau.‘“

Millionen von Menschen streifen durch das Internet auf der Suche nach Liebe. Aber irgendwann sitzt jeder dann vor dem leeren Textfeld eines Onlinechats. Wie soll ich anfangen? Wie das Eis brechen und mit einer fremden Person ein Gespräch führen? Wer hier verzweifelt, kann sich Hilfe holen: Für ein Honorar übernimmt Datingexperte Markus Dobler das Texten für die schüchternen Singles und führt sie bis zu einem Treffen im echten Leben.

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Seit 2014 chattet der 48-jährige Ingolstädter für andere auf Partnerbörsen im Netz. Er weiß, was beim digitalen Flirten gut ankommt: „Das Allerwichtigste ist, dass man den Chat am Laufen hält – die Kommunikation muss lebendig bleiben. Ich bekomme im Chat oft Nachrichten, bei denen ich mich frage: Wie geht‘s jetzt weiter?“ Markus Dobler empfiehlt deshalb, einfach Fragen zu stellen. „Das zeigt Interesse und macht es dem Gegenüber leichter zu antworten.“

Nach vier bis fünf Nachrichten zum ersten Treffen

Der Liebesagent will möglichst schnell raus aus seiner Vermittlerrolle. „Ich schaue eigentlich nur, ob eine Grundlage da ist – wenn da alles passt, sollte man möglichst schnell in die echte Welt wechseln.“ Das Ziel seiner Arbeit ist nicht, über Wochen eine digitale Brieffreundschaft zu pflegen, sondern möglichst schnell ein Treffen oder zumindest ein Telefonat zu arrangieren – oft schon mit der dritten oder vierten Nachricht. „Man kann sagen, ich bin das Sprungbrett, aber im Wasser müssen sie dann selbst schwimmen.“

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Das ist auch im Sinne seiner Kundinnen und Kunden, denn der Dienst von Markus Dobler ist natürlich nicht umsonst. Das günstigste Paket kostet 49 Euro im Monat. Dafür schreibt er rund 30 Nachrichten in verschiedenen Chats und versucht, so viele Dates wie möglich für seine Klientinnen und Klienten herauszuholen.

Aber das Onlinedating fängt nicht mit einem Chat an. Zunächst muss ein persönliches Profil auf einer Partnerbörse angelegt werden. Das Wichtigste ist laut dem Fachmann ein gutes Profilbild. „Es gibt Männer, die da mit Anglerhut und Karpfen posieren. Das kommt vielleicht bei seinen Kumpels gut an, aber für die Partnersuche ist das nichts.“ Hierbei ist laut Dobler wichtig, dass man gut zu erkennen ist und seine beste Seite zeigt: „Wenn ich ein sympathisches Gesicht habe, sollte ich das in den Mittelpunkt stellen. Wenn ich mit einem attraktiven Körper punkten kann, darf es auch ein größerer Bildausschnitt sein.“

Ein professionelles Fotoshooting wirkt Wunder

Den meisten seiner Kundinnen und Kunden empfiehlt er bei diesem entscheidenden Punkt professionelle Hilfe. „Zu viele Menschen verwenden ein schlecht belichtetes Selfie. Ich schicke die Leute dann erst mal zum Fotografen. Der weiß einfach besser, wie man einen Menschen ansprechend präsentiert.“

Besonders beim Profiltext sollte man sich Mühe geben: „Listen mit guten Eigenschaften finde ich sehr langweilig: ‚Ich bin lieb, treu, zuverlässig, spontan und romantisch.‘ Da kann man sich schon mehr einfallen lassen.“ Aber auch hier gibt der Flirtfachmann gerne Tipps.

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Warum sind wir eifersüchtig?

Die geballte Ladung Angst, Traurigkeit und Wut – Eifersucht kann ganz schön schmerzhaft sein. Doch warum neigen wir überhaupt dazu?

Auch bei der Auswahl der Kandidatinnen und Kandidaten hilft Markus Dobler, aber es gibt natürlich ein Mitspracherecht: „Manchmal sagt der Kunde: ‚Nein, das geht nicht, die sieht aus wie meine Ex-Frau.‘ Dann suche ich weiter.“ Auch weibliche Singles melden sich bei ihm. Aber insgesamt sind vier von fünf seiner Kundinnen und Kunden Männer, schätzt Dobler. Die Altersspanne geht von 35 bis Mitte fünfzig. „Ich hatte mal einen Herren, der war schon über 90. Da habe auch ich leider nicht mehr helfen können.“

Der Ingolstädter ist nicht der Einzige, der seine Hilfe für das Flirten im Netz anbietet. Wer sich auf die Suche macht, findet eine Vielzahl an Helferinnen und Helfern sowie Agenturen mit dem selben Geschäftsmodell. Einige garantieren den Kundinnen und Kunden bis zu fünf Treffen und Telefonate in kurzer Zeit. Andere bieten ein individuelles Pre-Date-Coaching, direkt vor und eine Nachbesprechung nach dem Treffen an. Wer also die Textarbeit outsourcen möchte, hat die Auswahl. Das Kerngeschäft ist aber immer das Chatten mit der potentiellen neuen Liebe.

Ein guter Start muss sein

Wenn es beim Texten nicht läuft, ist Markus Dobler aber auch ehrlich zu seinen Kundinnen und Kunden: „Die Menschen suchen ja jemanden, den sie im echten Leben treffen wollen und vielleicht sogar einmal lieben werden. Wenn es da am Anfang schon ruckelt, dann sollte man sich das eingestehen.“

Um zu wissen, was eine gute Partie für seine Schützlinge ist, muss der Flirthelfer sie sehr gut kennen. „Am Anfang haben wir immer ein langes Telefongespräch und es gibt eine Art Steckbrief, der ausgefüllt wird. Ich muss wissen, wie er tickt: Ist er lustig und offenherzig oder eher schüchtern und zurückhaltend. Am Ende weiß ich wirklich viel über die Person. Dann kann ich mich im Chat auch richtig verhalten.“

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Überhaupt ist es wichtig, dass sich der 48-Jährige selbst im Gespräch zurücknimmt. „Ich weiß ja, dass ich der Dobler, Markus bin, ein ganz witziger Typ. Und am liebsten ist es mir natürlich, wenn ich weiß, der Kunde ist genau wie ich. Dann kann ich richtig Vollgas geben.“ Aber wenn der Klient ein eher ernster Charakter ist, muss sich der Ghostwriter zurücknehmen. Um sicherzugehen, dass er angemessen auftritt, gibt es immer wieder Gespräche und kurze Abstimmungen per Whatsapp. „Es gibt die katastrophale Frage: ‚Na, wie war denn dein Wochenende?‘ Da muss ich dann natürlich noch mal nachfragen.“

All-inclusive-Paket für 790 Euro

Die meisten von Markus Doblers Kundinnen und Kunden lesen mit, während er chattet. Wer möchte, kann aber auch das All-inclusive-Paket buchen. Für einmal 790 Euro bekommt man ein halbes Jahr volle Unterstützung und kann den Onlinekuppler für sich arbeiten lassen. „Für meine Arbeit benutze ich hauptsächlich kostenpflichtige Partnerbörsen. Hier kostet eine sechsmonatige Mitgliedschaft mitunter über 450 Euro – das ist im Preis dann inbegriffen. Der Vorteil ist, dass Menschen, die bereit sind, so viel Geld zu zahlen, es meistens auch wirklich ernst meinen.“

Und gerade, wenn man es ernst meint, sollte man auch ehrlich sein, meint der Ingolstädter: „Gerade beim Alter sollte man nicht flunkern. Wenn man sich zehn Jahre jünger macht, kommt es am Ende doch raus und das führt nur zu Enttäuschungen.“ Außerdem sollte man offen damit umgehen, ob man an einer festen Beziehung interessiert ist oder etwas Lockeres sucht.

„Man kann es ja später noch gestehen“

Bei einer anderen Frage sieht es Michael Dobler aber nicht so eng mit der Wahrheit: „Ich würde meinen Kunden nicht empfehlen, von mir zu erzählen. Zumindest nicht beim ersten Date. Man kann es ja später noch gestehen, wenn eine Vertrauensbasis da ist – vielleicht dann am Morgen vor der Hochzeit.“

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Er beteuert aber, dass er in den über acht Jahren seiner Unterstützung noch nie aufgeflogen ist. „Aber am Ende ist meine Unterstützung ja auch nur minimal. Ich gebe ja nur Starthilfe.“ Seine Unterstützung scheint aber durchaus zu fruchten. Der Datinghelfer weiß von mindestens einer Hochzeit und auch schon einem Kind, das durch sein Coaching zustande gekommen ist.

Klienten wachsen ihm ans Herz

Um bei seiner Arbeit den Überblick zu behalten, arbeitet Michael Dobler mit Listen und Tabellen, mit Wohnort, Hobbys oder Essgewohnheiten. Immerhin muss er bis zu 15 Kundinnen und Kunden parallel auf Singlebörsen vertreten. Dennoch wird er dabei nicht reich, sagt er: „Eigentlich mache ich das nur nebenher – eher als Hobby. Aber ich brenne dafür.“

Gerade wenn es lange nicht klappt, einem Schützling ein passendes Date zu vermitteln, wächst er ihm regelrecht ans Herz: „Manchmal dauert es ein halbes Jahr, bis endlich mal ein Date stattfindet. Dann liege ich auch mal am Abend meiner Frau in den Ohren: ‚Mensch, heute hat der Bernd sein erstes Treffen. Hoffentlich klappt das!‘“

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Seine eigene Gattin hat Michael Dobler übrigens nicht online kennengelernt – aber auch nicht ganz ohne Hilfe: „Das war damals noch ganz klassische Verkuppelung von Freunden hier in der Stadt“.

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