Was Saxofone so alles können: Das „sonic.art Saxophonquartett“ bei der Kammermusikgemeinde in der Orangerie Herrenhausen.
Hannover. „Was sind das denn für neue Sitten?!“ Mit gespielter Empörung garnierte Markus Becker vom Vorstand der Kammermusikgemeinde Hannover seine Eröffnungsansprache in der Orangerie, hatte er doch bislang „Unerhörtes“ zu vermelden: Eine Besetzung wie diejenige des „sonic.art Saxophonquartetts“ war in der gut 90-jährigen Geschichte des Vereins noch nie aufgetreten. Das Publikum hatte mit den neuen Sitten offenbar keine Probleme und sorgte für eine gute Auslastung der Orangerie Herrenhausen.
Drei Werke brachte das international besetzte Ensemble – die Mitglieder stammen aus Weißrussland, Japan, Australien und Deutschland – mit, und keines davon ist ursprünglich für Saxofone geschrieben. Johann Sebastian Bach war sogar die Existenz der 1840 erfundenen Instrumente noch gänzlich unbekannt; die Bearbeitung der Kontrapunkte aus der „Kunst der Fuge“ stammt von Friedemann Graef. Schnell erwies sich, dass die Besetzung dieser Musik durchaus gerecht werden kann, zumal das Quartett eine hervorragende Klangkultur pflegt, in der Sopran- und Baritonsaxofon von Adrian und Annegret Tully die mittleren Lagen, Alexander Doroshkevichs Alt und Taewook Ahns Tenor, sehr schön einbetten und umspielen. Das wirkte zugleich seriös und lebendig, mit dem Contrapunctus IX als beschwingtem Höhepunkt.