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Luftqualität verschlechtert sich

Waldbrand: So schadet der Rauch der Gesundheit

Hunderte Waldbrände wüten derzeit in Kanada – längst nicht alle sind unter Kontrolle.

Hunderte Waldbrände wüten derzeit in Kanada – längst nicht alle sind unter Kontrolle.

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Griechenland erlebt zurzeit ein Waldbrandinferno. Auf der Insel Rhodos breitet sich ein Waldbrand aus, der Tausende Menschen zwingt, ihre Häuser zu verlassen. Allein am Sonntag mussten rund 19.000 Menschen evakuiert werden. Hohe Temperaturen in Verbindungen mit Trockenheit und Wind sorgen dafür, dass sich das Feuer weiter ausbreitet. Auch auf der griechischen Insel Korfu brennt es, mehr als 2000 Menschen wurden dort bisher in Sicherheit gebracht.

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„Wir sind im Krieg – vollständig auf die Brände konzentriert“, sagte Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis in einer Parlamentsdebatte. „Wir müssen in den kommenden Tagen und Wochen ständig wachsam bleiben.“ Selbst aus dem Weltall ist das Feuer zu erkennen: Die Europäische Weltraumbehörde ESA hatte am Montag eine Satellitenaufnahme veröffentlicht, die die Flammen auf Rhodos und eine große Rauchwolke zeigt.

Evakuierung auf Rhodos stellt große Herausforderung dar

Viele Touristinnen und Touristen mussten die Nacht auf dem Boden des Flughafens verbringen.

Feinstaub belastet die Atemwege

Der Rauch, der bei Waldbränden entsteht, ist für den Menschen in mehrfacher Hinsicht gefährlich. Er enthält etwa große Mengen an Feinstaub, also festen und flüssigen Partikeln, die bei den Verbrennungsprozessen freigesetzt werden und sich über weite Entfernungen über die Luft ausbreiten können. Viele Partikel im Rauch seien nicht größer als ein Drittel des Durchmessers eines Haares, schreibt die American Lung Association. Sie sind für das menschliche Auge also unsichtbar.

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Je nachdem, wie groß die Partikel sind, können sie in unterschiedliche Bereiche des Körpers vordringen. Die kleinsten schaffen es bis in das Lungengewebe und den Blutkreislauf. Entsprechend können sie Schleimhautreizungen, Entzündungen in der Luftröhre, den Bronchien oder Lungenbläschen verursachen bis hin zu Thrombosen – also Gerinnseln, die die Blutbahn verstopfen – und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfälle und Herzinfarkte. Besonders gefährdet sind vulnerable Personen wie Kleinkinder, Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Ältere sowie Vorerkrankte.

Kohlenmonoxid verringert Sauerstoffzufuhr

Eine andere Gefahr sind die Gase, die bei den Waldbränden freigesetzt werden – darunter Kohlenmonoxid. Es ist für den Menschen nicht wahrnehmbar, weil es geruchs-, geschmacks- und farblos ist. Nach Angaben der American Lung Association tritt das Gas vor allem in der Schwelbrandphase und in unmittelbarer Nähe des Feuers auf.

Kohlenmonoxid ist ein gefährliches Atemgift, das zum Erstickungstod führen kann, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung. Wird es eingeatmet, bindet es sich an den Blutfarbstoff Hämoglobin und verhindert dadurch, dass Organe und Gewebe mit Sauerstoff versorgt werden können. Erste Anzeichen einer Kohlenmonoxidvergiftung sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Benommenheit und Schwindel. Je höher die Konzentration des Gases ist, desto tödlicher wird sie für den Menschen.

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„Aufgrund der raschen Verteilung der Partikel und Gase in der Atmosphäre sind bei Wald- und Buschbränden akute Rauchvergiftungen, die oft in der Nähe des Feuers auftreten, eher selten“, heißt es vom Umweltbundesamt, „können aber dennoch vorkommen.“ Weitaus häufiger seien Erkrankungen der Atemwege oder des Herz-Kreislauf-Systems infolge der hohen Luftverschmutzung durch die Waldbrände.

Mehr Hauterkrankungen bei Waldbränden

Der Rauch kann zudem Augen- und Hautreizungen auslösen. Im Zusammenhang mit den Waldbränden in Kalifornien im Jahr 2018 hatte ein Forscherteam nachweisen können, dass mehr Menschen Hautarztpraxen aufsuchten, weil sie Ekzeme oder Schuppenflechten hatten. „Dies deutet darauf hin, dass mit der Zunahme der Waldbrände die Zahl der Menschen, die wegen umweltbedingter Hauterkrankungen behandelt werden müssen, ansteigen könnte“, zitiert die Amerikanische Akademie für Dermatologie die Hautärztin Maria Wei von der University of California, die an der Studie beteiligt gewesen ist.

Zum Problem bei Waldbränden werden auch Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAK. Sie entstehen, wenn organisches Material verbrennt. Über die Nahrung, Haut oder Atmung können sie in den menschlichen Körper gelangen und dort das Erbgut von Zellen verändern. Außerdem seien sie nachweislich krebserregend und würden die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen, warnt das Umweltbundesamt.

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Brandsmog: So schützen Sie sich

Um sich vor den Gefahren des Brandsmogs zu schützen, ist es wichtig, so wenig Zeit wie möglich im Freien zu verbringen – und wenn, am besten mit Atemschutzmaske. Gerade Risikopersonen wie Menschen mit Asthma oder anderen Atemwegserkrankungen sollten bei massiver Rauchentwicklung vorsichtshalber zu Hause bleiben und dort Fenster und Türen gut verschließen. Gleiches gilt für Kleinkinder und Säuglinge: Auch sie sollten sich anstatt draußen lieber in Innenräumen aufhalten.

Diese unrühmlichen Klimarekorde wurden 2023 schon gebrochen

Die Temperaturen der Meere und der Luft haben in diesem Jahr neue Höchstwerte erreicht, die Ausdehnung des antarktischen Meereises einen neuen Tiefstand. Neben der globalen Erwärmung gilt das Phänomen El Niño als Ursache. Weitere „Rekorde“ sind wahrscheinlich.

Egal, ob im Auto oder zu Hause – bei großen Mengen an Brandsmog sollten die Klima- und Lüftungsanlagen ausgeschaltet werden. Denn die Luft, die von draußen durch die Anlagen hineinkommt, ist entsprechend mit Feinstaub und verschiedenen Gasen belastet.

Außerdem wichtig: Unbedingt den Brandort meiden. Denn wer sich direkt den Flammen und der Strahlungswärme aussetzt, riskiert Verbrennungen, Verletzungen oder sogar einen Hitzschlag. Das kann lebensgefährlich sein.

Wir haben diesen Artikel am 25. Juli 2023 zuletzt aktualisiert.

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