Was von der Pandemie bleiben wird
Keine Frage: Pandemien sind eine Katastrophe für die Menschheit. Aber sie sind gleichzeitig auch eine Chance für Innovationen. Die Cholera etwa brachte uns sauberes Trinkwasser. Welche Erkenntnis der Corona-Pandemie wird nicht nur unser Leben, sondern auch das Leben unserer Kinder und Enkelkinder verbessern?
Martin Kriegel möchte nicht zu frustriert klingen. Aber eigentlich ist er genau das: wirklich frustriert. Im Oktober 2020, da saß der Professor von der TU-Berlin neben Jens Spahn und erklärte Deutschland, warum das Lüften im Kampf gegen Corona so wichtig ist. Kriegel galt damals einigen als „Merkels Regierungslüfter“, war laut „Tagesspiegel“ ein „wichtiger Regierungsberater“. Es war die Zeit, in der man in Deutschland ein neues Wort gelernt hatte: Aerosole. Und Kriegel wusste, was gegen sie zu tun war.
Zwei Jahre später muss Kriegel sich fragen, was Deutschland mit diesem Wissen angefangen hat. „Ich war neulich auf einer Veranstaltung in der Schule meiner Kinder“, erzählt der Experte. Überfüllte Aula, stickiger Raum, brütende Hitze – und kaum jemand, der noch eine Maske trug, geschweige denn auf Frischluft achtete. Es sei zwar nur ein Beispiel, sagt Kriegel, aber für ihn verdeutlicht es doch: Wirklich viel dazugelernt haben wir aus unseren Erfahrungen mit Corona bisher nicht. „Dabei hatte ich wirklich gehofft, dass die Pandemie ein Umdenken einleiten würde.“ Dass Deutschland das Thema Lufthygiene nun endlich ernst nehmen würde.